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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
461 1798 11 11 Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 9 h, machte mich dann in die Stadt zu Gönner. Er empfing mich sehr gnädig, versprach mir bald Entscheidung meiner Heirat, sagte mir, dass er Therese besuchen und mir Verschiedenes zu revidieren geben wird, welches mich herzlich froh machte. Ich ging auf den Kohlmarkt, da begegnete mir die Mama mit Therese: Ich erzählte ihnen gleich den Inhalt des Gespräches; sie freuten sich sehr darüber; ich spazierte noch länger, begleitete Mama und Therese nach Hause, unterhielt mich mit Klimbke. Speiste bei Therese, fand die Mama im Bette. Nach Tische blieb ich bis ½ 5 h, ging dann zu Klimbke und von da ins Marinellische Theater, wo man den „Sturm“ gab. Das Stück ist unter jeder Kritik, die Musik aber angenehm. Nach dem Theater ging ich zum Igel und um 11 h mit Brandl nach Hause. Sie tranken bei mir Slivovitza und gingen erst nach 12 h weg. Band 01 (I.), Seite 60r
462 1798 11 12 Ein nebliger Morgen. Um 6 h stand ich auf, um 8 h kam die Hitzinger und Eleonora, frühstückten bei mir; ich zeigte ihnen meine Schönheiten und begleitete sie um 11 h nach Hause. Elsler brachte mir die Arie des Schutzgeistes aus dem „Alfred“, welche ich selbst schrieb und Theresen brachte. Um 12 h ging ich zu Klimbke, las bei selbem den 2. und 3. Aufzug von „Petschaft“, dann zu Therese speisen. Die Mama fand ich wieder im Bette und alles sehr düster. Therese neckte mich wieder von der Kreutzer und hätte mich bald ganz umgestimmt. Ich blieb bis 5 h, kaufte für die Ruschitzka ein Körbchen, ging dann ins fürstliche Haus, um dem Anton zu sagen, dass ich morgen dem Pfersmann meine Schätze zeigen möchte. Später ins Burgtheater; man gab „Minna von Barnhelm“ und Bulla (?) vom Lemberger Theater trat als Tellheim auf, missfiel aber. Nach dem Theater eilte ich gleich nach Hause, denn es regnete fürchterlich und warf in der Nacht den ersten Schnee, der aber gleich schmelzte. Band 01 (I.), Seite 60v
463 1798 11 13 Ich arbeitete bis 11 h. Es regnete so sehr, als ob sich die Atmosphäre aller feuchten Dünste entladen wollte. Im stärksten Regen machte ich mich in die Stadt zu Pfersmann, ging mit selbem, Mayer, Stellwag und ihrer Nichte ins fürstliche Haus, zeigte ihnen die Zuckerbäckerei, Silberkammer, die Zimmer und Sattelkammer. Um 2 h ging ich zum Speisen und fand die Mama im Rieselausschlag liegen. Therese zu Liebe blieb ich in dem Gemach bis 5 h; ging dann ins Burgtheater, wo der „Unglückliche“ und „Hercules“ gegeben wurde. Im Theater fand ich keine besondere Unterhaltung; nach selbem soupierte ich beim Straußen und war um 10 h zu Hause. Band 01 (I.), Seite 60v
464 1798 11 14 Endlich einmal ein heiterer Morgen. Ruschitzka war bei mir beim Frühstück. Elsler brachte mir die Instrumente zur Schutzgeist-Arie; übrigens arbeitete ich bis 1 h mittags, ging dann zu Klimbke, begleitete selben, und zum Speisen. Da ich etwas spät kam, gab es scheele Gesichter; dies verdross mich. Nach Tische kam ich zu Klimbke ins Kaffeehaus, welcher mir Neuigkeiten sagte, die ich Pointner (?) schrieb. Den Nachmittag war ich bei Therese, da war die Cipriani und die Weidmann. Letztere begleitete ich ins Burgtheater, wo man den „Lohn der Wahrheit“ gab. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, sah die „Contadina di spirito“ und das Ballett „Das Pandurenlager“. Therese sang ihre Arie nicht sehr hübsch, doch erhielt sie Beifall. Nachher ging ich wieder ins Burgtheater, blieb bis zum Ende, fuhr dann mit Klimbke und Stellwag ins Gasthaus zur Heiligen Dreifaltigkeit und kam erst um ½ 12 h nach Hause. Band 01 (I.), Seite 60v
465 1798 11 15 Leopoldsfest, ein schöner Morgen. Bis 9 h arbeitete ich. Ich schrieb der Kandler (?), schickte ihr Tuch, dann ging ich zum Fürsten und Gönner, und zur Fürstin Leopoldine gratulieren. Fürst und Gönner waren gnädig, das machte mich guter Laune. Der Mama brachte ich Wermut vom Joseph vom Gönner und gab auch eine Bouteille dem Weidmann. Um 12 h ging ich zu Klimbke und mit selbem ein Weilchen herum; dann zum Speisen. Den ganzen Nachmittag und Abend war ich bis auf ein paar Stunden bei der Mama. Abends spielten wir; nach 8 h kam Klimbke, wir soupierten zusammen da, gingen um ½ 10 h weg und gerade nach Hause. Klimbke begleitete mich bis zum Tor. Der Stallmeister kam von Eisenstadt, wir schwätzten lange zusammen. Band 01 (I.), Seite 60v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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