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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
481 1798 12 1 Ein finsterer, von einem sehr stinkenden Nebel begleiteter Tag. Von 6 bis 11 h arbeitete zu Hause, trollte mich dann zu Klimbke. Früh erhielt ich einen Brief von Freund Klimbke mit der Austeilung und einen von Freund Kárner aus Preßburg, welcher mir viel Freude machte; mittags will ich ihn Theresen lesen lassen. Therese las den Brief nicht; es gab zu Mittag einen fürchterlichen Sturm, und das wegen Braun. Ich retirierte mich den ganzen Nachmittag mit meiner Mutter in das große Zimmer. Der Nina musste ich sagen, dass sie für ihre Kunst genug gezahlt sei, welches sie sehr natürlich wider mich aufbrachte. Abends spielte ich mit der Mama Piquet. Gott! Wie unausstehlicher wird sie mir täglich ! Sie verfolgt mich und Theresen wie einen Verbrecher, sie ist, wie man sagt, ein verdienstvoller Naderer. Therese machte auch scheele Gesichter, dies machte mich sehr verdrießlich. Ich sprach bis nach dem Spiel wenig. Mama beliebte, einige beißende Redensarten auszustoßen; ich fürchte und zweifle, dass ich die so fatale Mama werde noch lange ertragen können. Nach dem Souper trollte ich mich gleich nach Haus. Band 01 (I.), Seite 63r
482 1798 12 2 Sehr früh stund ich auf, dachte der gestrigen Szene nach und nahm mit vor, der Mama ohne Zurückhaltung den Spiegel der Wahrheit aufzuhalten und sie vor ihrem so unklugen wie nachteiligen Betragen zu warnen. Nch 8 h fuhr ich in dem Wagen in die Stadt, in dem meine Mutter nach Eisenstadt reist, zur Mama, nahm da von ihr Abschied, welcher herzlich als auch traurig war. Etwas vor 9 h fuhr meine Mutter und Schwester fort. Ich dankte der Mama nochmals für alle empfangene Freundschaft, sagte Nina und Therese meine Gesinnungen, sagte ihnen, dass ich das mit dem besten Herzen sagte und ihnen, ihr Betragen, ihre Lästerfreude Verdruss und noch nicht einen Schein von Vorteil nach sich ziehe. Dann ging ich zum Fürsten und Grafen; letzterer gab mir eine Beschäftigung für eine volle Woche, eine Schaf-Belehrung auf 12 Druckbogen zu kopieren. Sprach später den Vetter Goldarbeiter, mit Fehlmayer, Obermayer. Besuchte Klimbke, fand da den Liebisch; wir waren bis 1 h zusammen. Er begleitete mich zu Brandl, wo ich speiste und eine ganze Gesellschaft fand; nach Tische kam Klimbke. Wir gingen zusammen in die Kanzlei, er arbeitete, ich las im „Rächenden Gewissen“ Später kam Mayer, die Rubana (?) mit ihrer Tochter. Ich ging in die „Molinara“ im Burgtheater, fand da den Tonerl, später kamen Nina, die Mama und Klimbke. Von ihrer Seite kamen Anspielungen, die aber alle abprallten. Therese sang recht künstlich und angenehm; übrigens hatten wir in der Oper viel Spaß. Nach selber erwarteten wir Theresen, ich gab ihr eine Gute Nacht. Tonerl fuhr mit mir nach Hause und ich arbeitete noch bis 11 h, dann erst warf ich mich in Morpheus' Arme. Ein fataler Tag; meistens regnete es. Band 01 (I.), Seite 63r
483 1798 12 3 Um 5 h stand ich auf, arbeitete an der Belehrung der Behandlung von Schafen den ganzen Tag mit angestrengtem Fleiß. Ass mittags zu Hause, saß bis 6 h abends; Kutschersfeld schickte mir Essen. Nach 6 h ging ich ins Burgtheater „Er mengt sich in alles“ und das „Pandurenlager“; fand nichts Bekanntes an Bedeutung. Nach dem Theater eilte ich nach Hause und arbeitete bis 12 h nachts. Band 01 (I.), Seite 63r
484 1798 12 4 Barbarafest, ein heiterer Tag. Von 5 h früh bis ½ 7 h abends, als ich in „Figaro“ ging, arbeitete ich mit aller Anstrengung. Früh war ich bei der Mama, machte ihr meinen Glückwunsch, der Taffet freute sie. Fuhr dann nachher zum Kampf und zur Babett Hofmann in derselben Absicht, man empfing mich überall mit der ausgezeichnetsten Galanterie. Den guten Bartl, welcher am 1. in den Dienst trat, sah ich auch im Frauenzimmer. Nachher fuhr ich nach Hause und schnell zur Arbeit; Essen ließ ich mir von der Frau Nannerl bringen, und so ging ich nicht aus dem Zimmer. Im „Figaro“ sah ich in der Loge die Jungfern, sprach mit der Mama und Agnes und schlich so herum; Therese sang sehr schön, erhielt vielen Beifall und ich große Freude. Beim Nachhause gehen vom Theater kam ich mit den Jungfern zusammen, bei welchen auch jene Marie vom Fürsten Johann Liechtenstein war. Ich wurde aufgefordert, sie nach Hause zu begleiten, welches ich gerne übernahm und mich mit ihnen recht gut unterhielt. Zu Hause arbeitete ich noch bis 12 h und warf mich dann erst halb blind und matt in Morpheus' Arme. Band 01 (I.), Seite 63v
485 1798 12 5 Von 5 h bis mittags wurde gearbeitet, dann ging meine Arbeit mit mir zur Mama speisen; dann gleich nachher unterhielten wir uns wieder bis 5 h. Frau v. Klob war zu Besuch, ich spielte also den Diener zweier Herren: machte zum Teil der Gesellschaft, dann auch der Arbeit die Cour. Tonerl kam hin, wir gingen zusammen ins Burgtheater. Man gab zum ersten Male das „Rächende Gewissen“ von Zschokke. Es ist zu grell, ist aber schön geschrieben, besonders aber zeichneten sich Lang und Koch vortrefflich aus. Letztere wurde verdient und mit allgemeinem Beifall herausgerufen; nur ein paar elende Buben riefen bei ihrem Erscheinen „Weissenthurn !“, welches mich sehr verdross. Sie eilten auf der Stelle ab und Brockmann dankte in ihrem Namen. Diese niedrige Beleidigung verdiente das schöne und richtige Spiel eines Koch sicherlich nicht. Nach dem Theater soupierte ich mit Klimbke bei den Drei Hacken, machte mich dann nach Hause und arbeitete an der Privatrechnung. Weil ich mich nicht wohl befand, legte ich mich um 12 h schlafen. Band 01 (I.), Seite 63v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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