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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
501 1798 12 21 Kalt und heftiger Wind. Vor 6 h stand ich auf, setzte mich zur Arbeit und arbeitete sehr fleißig bis 12 h, dann ging ich zu Klimbke in die Kanzlei. Heute schrieb ich dem Zehetner, schloss einen Aufsatz vom Obersten (?) samt Kalender und Neujahrsbillett bei. Der Gang in die Stadt war heute ein Verdienst; es wehte so sehr, der Schnee fiel so heftig, dass man kein Auge öffnen konnte. Von Klimbke erfuhr ich die von Braun bestimmte Wahl eines Ausschusses von 3 Männern, dann den Verweis, welchen die deutschen Schauspieler wegen so unverständigem (?) Betragen gegen Kotzebue erhalten haben. Bei Tisch waren wir ziemlich munter; nach Tisch las ich, piquetierte ein Weilchen mit der Mama. Dann kamen die Umlaufischen; da war Therese kindisch genug, zu eifern, welches mich sehr beleidigte. Nach 6 h ging ich mit Tonerl in die Akademie zum Jahn, welche der Knabe Formatko (?) und der Oboist Grohmann (?) gaben. Therese sang eine Arie von Salieri und ein Rondeau von Cimarosa, und sang mit viel Kunst und Annehmlichkeit. Der Saal ist wirklich recht niedlich zugerichtet. Wir führten die Umlaufischen nach Hause; beim Hause rief Therese „Ich wünsche, gut nach Hause zu kommen !“; ich fühlte Ton und Argwohn und ward auf’s neue böse. Die Mädchen stiegen in der Salvatorgasse ab und wir fuhren nach Hause. Band 01 (I.), Seite 66r
502 1798 12 22 Kalt und windig. Von 6 bis 12 h arbeitete ich ununterbrochen, fuhr in die Stadt. Brachte Theresen den versprochenen Fußsack (?), machte Klimbke eine Visite, fand in der Kanzlei einen Teil der Gesellschaft versammelt, welche von der „Selbsttäuschung“ Probe hielten. Recht angenehm unterhielt ich mich mit Koch, Mayer, Klingmann und Klimbke bis 1 h; dann begleiteten sie mich zum Speisen. Auf dem Wege gesellte sich noch ein Bettelweib zu uns, welche auf Anstiften der anderen uns nicht vom Halse ging, bis zum Deutschen Hause folgte, wo mir gerade Therese entgegen kam. Nach Tische – Mama lag im Bett – wurde mir die Ehre angekündet, morgen nach Mittag und Abend mit der Mama zu piquetieren, worüber ich nicht wenig entrüstet war. Um 4 h ging ich zu Klimbke, fand Mayer, wir schwätzten zusammen bis ½ 6 h, dann machte ich mich in die Sozietätsakademie. Haydns Militärsymphonie war das Beste, ziemlich gefiel auch das Concertino mit der Mandolin und organisierter Trompete. Teybers Direktion auf dem Pianoforte war äußerst elend und verwirrt, und die Kantate der Kaiserin ging ganz par terre. Niemand als Therese erhielt Beifall. Nach der Akademie fuhren Tonerl und ich mit dem nämlichen Wagen, mit welchem selber Therese, Nina und Agnes in die Akademie führte, die beiden Umlauf, wozu sich Baber gesellte, nach Hause. Wir taten ein Gleiches. Zu Hause arbeitete ich noch ein wenig, ordnete manches und legte mich erst nach 11 h schlafen. Heute ließ ich dem jungen Brandl zu seiner Reise nach Petersburg eine schwarzlederne Kappe machen, die ich ihm morgen geben werde. Band 01 (I.), Seite 66r
503 1798 12 23 Kalt und heftiges Schneegestöber. Um 6 h stand ich auf; früh brachte mir Rosenberger alten und heurigen Wermut, von beiden nahm ich ¼ Eimer und zahlte ihn. Arbeitete bis 11 h, fuhr in die Stadt; Tonerl, Rosenberger und ich fuhren zusammen Schlitten in der Stadt herum. Besuchte Brandl, Klimbke; bei Klimbke in der Kanzlei war wieder Probe; Klingmann machte auf meine Rechnung viel Spaß und der Koch, Liebisch kamen auch hinzu, und so hatten wir viel Jux. Ging ins fürstliche Haus; um 1 h besuchte ich den Gönner; er war sehr gnädig, ich war lang da, wir sprachen vom Theater, er ersuchte mich, nach Tische wieder zu kommen und ihm dem Paër seine Adresse zu bringen. Dann zum Speisen; mittags aßen wir ziemlich munter. Den ganzen Nachmittag und Abend war ich bei der Mama; Klimbke war ein Weilchen da, ich spielte und schlief, bis Nina und Therese von der Sozietätsakademie kamen. Es wurde soupiert und nach 11 h machte ich mich nach Hause. Es war grimmig kalt und es wehte fürchterlich; der Schnee war mehr als ein Schuh hoch. Zu Hause fand ich Schnupftücheln und Kletzenbrot von meiner Mutter. Band 01 (I.), Seite 66v
504 1798 12 24 Um 6 h früh stand ich auf, arbeitete bis 11 h, fuhr dann in die Stadt im Schlitten, brachte Brandl seine lederne Reisekappe und ging zu Klimbke. Mit selbem sah ich eine Stunde der Probe von Salieris Oper zu, brachte der Mama Kletzenbrot, trank Schokolade. Um 3 h erwartete ich Klimbke im Kaffeehaus, ging mit selbem zu Liebisch, besahen sein Warenlager, kaufte 1 Stück Gingham, englischen Piquet und Manchester. Fuhren dann Schlitten in den Prater; die Kälte war aber fürchterlich; wir fuhren nicht lange. Abends speisten wir erst bei der Mama, wir spielten Secretaire und Pfänder; lesselten (?). Später kam auch Tonerl und fuhren um ½ 10 h nach Hause, wo ich den Haydn aus Großhöflein schon schlafend fand. Wir plauderten ein Weilchen und schliefen ein. Band 01 (I.), Seite 66v
505 1798 12 25 Weihnachtstag. Die Kälte nimmt schrecklich zu, der Wind schneidet unerträglich. Wir – Klimbke und ich – frühstückten Wermut, Slivovitza und Bratwürste. Später schrieb ich meinem Bruder und v. Kárner, beiden brachte ich meine herzlichen Glückwünsche zum Namensfeste und Jahreswechsel. Klimbke fuhr dann mit mir im Schlitten in die Stadt, wir besuchten Brandl und verabredeten uns wegen der morgigen Valete des Franz. Ging dann zum Gönner; bei ihm war ich von ½ 12 bis ½ 2 h, ich zählte ihm Geld, reichte ihm Arznei, dann sprachen wir lange von Theresen, von dem Betragen der Mutter, von unserer so unangenehmen Lage und mehr dergleichen; endlich riet er mir, nur noch 2 Monate zu warten, dann wolle er selbst mit dem Fürsten reden. Mittags um 12 h starb die Ehzin. Amalie im 19. Jahr, weswegen auf 3 Tage alle Schauspiele und Tanzsäle gesperrt werden. Mama ist wie stets kränklich, liegt im Bette, isst aber immer mit gutem Appetite. Nach Tisch schrieb ich noch Brunano; trug alle Briefe auf die Post, hernach machte ich wegen Arznei für die Mama noch eine Tour zur Apotheke. Abends kam auf eine Stunde Großmann (?), die übrige Zeit waren wir ganz allein. Nina, Therese und ich spielten zusammen, dann Therese und ich Mariage. Nach 9 h ging ich nach Hause; der so frierende Wind machte mir beinahe das Gesicht aufschwellen. Zu Hause arbeitete ich, dann erst überließ ich mich dem Morpheus. Band 01 (I.), Seite 66v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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