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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
536 1799 1 24 Früh kamen Tonerl und Charles; sie arbeiteten, ich blieb bis ½ 11 h im Bette, frühstückte, arbeitete etwas: Ging um 12 h in die Stadt, kaufte Schwarzwildpret, Schwitzpapier (?) und Kupferstiche für Nina; alles dieses nahm ich zu Mittag mit und der Mama brachte ich 50 fl. Bei Tische versicherte ich Therese, dass ich Sonntag nicht in die Redoute ging, welches das gute Mädchen innig freute. Auch war alles guter Laune und munter. Nach Mittag ging ich zu Burgerth wegen Strohabgabe vom Hausmeister; später zu Klimbke, wohin auch Mayer kam und wir wegen Arrangement der Dekorationen und Aufführung der „Johanna“ im Kärntnertor-Theater viel Spaß hatten. Abends war ich im Burgtheater im „Figaro“. Agnes kam auch hinzu; ich tat ihr die Ehre, sie nach Hause zu begleiten, dann erwies auch ich mir die nämliche Ehre. Heute hatte ich einen guten Tag. Band 02 (II.), Seite 4r
537 1799 1 25 Kalt und Schnee. Gestern fiel ich und zersprengte mir am Knie das Beinkleid; da war ich so klug und ließ mir gleich durch die Sepherl Patschen kaufen. Fleißig arbeitete ich von 6 bis 12 h, ging zu Klimbke, dann zum Grafen, dann Speisen. Mama kaufte mir heute Barchent zu Nachtleiberln, wofür ich ihr dankte. Um 5 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, man gab zum ersten Mal „Johanna von Montfaucon“, ein romantisches Sittengemälde in 5 Aufzügen von Kotzebue, ein rührendes Stück voll Spektakel, wofür Platzer drei neue, sehr schöne Dekorationen malte. Das Stück gefiel außerordentlich, nur wurden die Gefechte schlecht ausgeführt und verdunkelten in etwa den Wert des Spektakels. Am Ende wurden sehr verdient Koch und Roose vorgerufen. Durch einen Zufall erschien Kotzebue in Brauns Loge. Das dankbare Publikum empfing ihn mit dreimal wiederholten, einstimmigen Bravo-Rufen und Klatschen. Er verneigte sich mit aller Achtung und entfernte sich aus der Loge. Ich machte mich nach Hause, las und warf mich mit innigem Vergnügen über Kotzebues Erscheinung in Morpheus' Arme. In der Nacht warf es wieder einen großen Schnee und die Kälte ließ sehr nach. Band 02 (II.), Seite 4v
538 1799 1 26 Eine ganz gleiche Witterung. Früh besuchte mich Kutschersfeld; dann arbeitete ich bis 12 h. Ging wegen Batard vom Grafen zum Lackierer und Schlosser, dann ins fürstliche Haus, nachher zu Klimbke, zum Grafen und zur Mama speisen. Mir ist nicht wohl, ich aß fast nichts als Suppe. Kopfweh, mangelnder Appetit und ein Geschwür am Hintern sind meine Leiden. Nach Tische arbeitete ich an des Grafen Hausrechnungen. Die Fräulein Urbain kamen auf Besuch, welche ich nach Hause begleitete. Zum Schneider trug ich rauen und glatten Barchent zu Unterziehleibeln, die Elle zu 21 und 33 x. Ging zu Petrowitz und Seiler; ersterer gab ich Weidmanns, letzterer Salieris Redoute-Billett. Abends aß ich einige weiche Eier und eilte in meine Heimat. Band 02 (II.), Seite 4v
539 1799 1 27 Nachlass der Kälte und Regen. Von 6 bis 9 h arbeitete ich zu Hause, ging zum Fürsten, der Fürstin Witwe, zu Klimbke. Mir ist den ganzen Tag nicht wohl; ich fühle die gestrigen Leiden in verstärktem Grade. Mittags aß ich außer Suppe nichts. Nach Mittag und abends arbeitete ich ununterbrochen an des Gönners Rechnungen. Tonerl und Agnes waren da, letztere speiste mittags und abends da. Ich hatte heute bei der Mama Verdruss; das Weib macht sich mir täglich verächtlicher, denn Therese fragte mich (?): „Nicht wahr, liebe Resi, mein Geld darf ich bei mir behalten ?“ Diese eigennützige Frage brachte mich auf einen Augenblick außer Fassung. Nach 9 h machte ich mich nach Hause und legte mich ins Bett. Die Witterung ist äußerst schlecht; es schwimmt auf allen Straßen. Band 02 (II.), Seite 4v
540 1799 1 28 Diese Nacht schlief ich elend; schwere Träume und Hitze plagten mich unaufhörlich. Um 6 h stand ich matt und allein wie abgeschlagen auf, setzte mich zum Schreibpult und arbeitete bis 12 h, ging zu Klimbke und zum Gönner. Ihm las ich die Verwendungen über seine Haushofmeisterrechnungen vor, alles war ihm anständig und dies war für mich ein angenehmer Lohn für meine Arbeiten. Vermählungsfest der Fürstin Witwe mit dem 2. Majoratsherrn Fürsten Carl Schwarzenberg in der Hauskapelle des regierenden Fürsten Schwarzenberg, wo auch ein glanzvolles Souper gegeben wird. Ich verliere diese gute Frau sehr ungern aus unserem Hause. Machte den Kammerjungfern einen Besuch, um den Krug zu finden, welchem ich alles klagte. Er verordnete mir die Repetition des schon einmal genommenen Dekokts und Eichelpflaster; beides brauchte ich fleißig. Von da ging ich zur Mama. Ich aß sehr wenig, blieb den ganzen Nachmittag und Abend, nahm fleißig mein Dekokt und ging um 9 h nach Hause. Heute war ein äußerst unangenehmer Tag; unaufhörlich regnete es, der Wind wütete, es war beinahe schwül und sehr glatteisig. Band 02 (II.), Seite 4v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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