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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
531 1799 1 19 Strenge, sehr strenge Kälte und nebelig. Von 5 bis 8 h las ich, dann wurde gearbeitet, in die Stadt gegangen und Klimbke besucht. Bei Stessel und dem Grafen war ich auch; letzterer gab mir seine Hausrechnung zur Revision, eine beschwerliche Arbeit. Bei Tisch wurde beschlossen, ins Krippenspiel zu fahren, welches nach Tisch gleich ausgeführt wurde. Mir missfiel die Kinderei, welche mich vor mehr als 20 Jahren unterhielt. Abends ging ich mit Tonerl ins National-Theater; man gab den „Bettelstudent“ und das „Pandurenlager“. Pfersmann regalierte uns mit gesperrten Sitzen; ich überließ sie dem Stocklass und Tonerl, blieb im Parterre, unterhielt mich mit Saal, Koch. War auch auf dem Theater, schwätzte mit Mayer, Bergopzoom und Rivolla. Nach dem Theater fuhren wir nach Hause. Mir war nicht recht und ich legte mich gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 3v
532 1799 1 20 Ich fühlte Kopfschmerzen und viele Schnupfen. Die Kälte ist wieder mehrere Grade gestiegen und beinahe unerträglich. Nach 9 h fuhr ich mit Elsler in die Stadt, ließ beim Fürsten unterschreiben, verfertigte für Störr ein Handbuch und gab es dem Gönner. Vor Mittag war ich so wie nach Mittag und abends übler Laune. Nach Tische arbeitete ich in den Rechnungen vom Gönner; später kam Rhode zur Mama, blieb da bis 5 h, dann empfahlen wir uns. Er ging in sein Zimmer, weil ihm nicht wohl ist, ich zur Petrowitz, las bei ihr einen ganzen Akt vom travestierten „Hamlet“ vor, blieb bis 7 h und ging dann wieder zur Mama; es gab eine fade Unterhaltung, die bis ½ 10 h währte. Klimbke suchte ich im Kaffeehaus und wir gingen zusammen in die Redoute. Noch nie unter Brauns Direktion war die Gesellschaft mehr stark, 3699 Personen mit Billetts versammelten sich. Mama, Agnes, Nina und Therese waren ohne Masken; ich unterhielt mich mit Therese. Klimbke wurde von vielen Masken geneckt. Begleitete sie um 3 h nach Hause, tat ein Gleiches. Es war fürchterlich kalt und mir geschah sehr wohl, als ich mich im Bette befand. Band 02 (II.), Seite 3v
533 1799 1 21 Ein grimmig kalter Tag; schrecklich ist der diesjährige Winter. Um 10 h erst stand ich auf, arbeitete bis 12 h, ging dann in die Stadt zu Klimbke und zum Speisen. Therese fand ich im Bett; die Ärmste hatte Kopfschmerzen. Nach Tische fuhren wir zusammen ins Rote Haus; ich brachte ihr eine Bouteille Tokajer, dieser und die Spazierfahrt taten ihr sehr gut; abends befand sie sich besser und sie sang im „Opferfest“ mit sehr viel Kunst und Annehmlichkeit. Im Theater unterhielt ich mich mit Fuchs. Nach selbem eilte ich mit aller Schnelligkeit nach Hause, denn mich fror außerordentlich. Band 02 (II.), Seite 3v
534 1799 1 22 Kalt, sehr kalt. Um 7 h stand ich auf und arbeitete bis 12 h. Ging ins fürstliche Haus, von da zu Klimbke, las 2 Akte von „Johanna von Montfaucon“, die mich angenehm unterhielten; nachher zum Speisen, wo es ziemlich finster zuging. Nach Tische blieb ich da. Die Mama stand wie rasend vom Tische auf, wo sie ein wenig grand patientiert (?), wackelte ins kleine Zimmer zu Theresen, brüllte sie an, als hätte sie einer etwas gegeben, nannte sie einen Bösewicht, welchen Namen wohl sie im strengsten Verstande verdient, wechselte dann in die Küche und klagte da dem Mistweib ihre Leiden. Ich danke es abermals meiner ewigen Geduld, dass ich dazu schweigen konnte, wirklich war ich aber im höchsten Grade gespannt. Abends kam Tonerl, mit diesem ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab „Contadina di spirito“ und zum ersten Mal „Maskerade“ von Clerico; missfiel, denn die Späße sind sehr trivial und alt. Nach dem Theater sollte ich zum Straußen gehen, um den Grafen Moser (?) zu warnen, nichts mehr in politischen Angelegenheiten zu reden. Da ich aber Tonerl bei mir hatte, konnte ich nicht. Dies verdross ihn ungemein, und ich konnte doch nicht anders ! Als wir zu Hause ankamen, gingen Kutschersfeld, Tonerl und ich auf einen Kasernball, blieb bis 12 h, unterhielten uns mit Masken, wo uns besonders ein Bauernweib neckte. Kutschersfeld blieb zurück, um ihren Namen zu erfahren; ich ließ mir aber im Bette recht wohl geschehen. Band 02 (II.), Seite 4r
535 1799 1 23 Erst um 9 h stand ich auf, beratschlagte mich mit meinem Schneider. Ging um 12 h zu Klimbke wegen Redoute-Billetts, gab ein Billett dem Seiler, zwei dem Kutschersfeld und zwei dem Andres. Dann ging ich zum Grafen, hernach zum Speisen. Bei Tische ging’s ziemlich munter zu. Um 5 h ging ich zu Störr, blieb bis nach 6 h. Bei der Mama warteten meiner Agnes und Tonerl, mit diesen ging ich zu Siccard, wo der Eltern silberne Hochzeit gefeiert wurde. Therese und Nina spielten in den „Gelosie“ und konnten an dem frohen Feste keinen Anteil nehmen. Die Gesellschaft war mehr als 50 Personen stark, sehr gewählt, und ein Zirkel von Freunden. Das Schauspiel „Die Jubelhochzeit“ führten sie mit viel Präzision auf und überraschten recht angenehm die Erwartung der Gesellschaft. Nachher wurde mit einiger Teilnahme, bei niedlich beleuchteten Dekorationen eine Kantate, die Musik von Süssmayer, abgesungen, die mich bis zu Tränen rührte. Danach folgten die herzlichsten Glückwünsche von jedem Gliede der Gesellschaft und ein froher Tanz machte den Schluss dieses Familienfestes. Tonerl und ich blieben bis nach 10 h; ich ging in die Redoute, Tonerl fuhr nach Hause. Meine Unterhaltung war sehr einfach; es waren 1195 Menschen, von mir nur wenig Bekannte. Nina kam mit Rosalie in einem Kalender; ich erkannte sie gleich, schlich mit ihnen herum, Liebisch gesellte sich zu uns. Um 2 h tranken wir Kaffee, Punsch und Bonbons (?); ch begleitete sie nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 4r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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