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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1611 1802 1 1 Gefroren und sehr kalt. Große Gala bei Hofe und öffentliche Tafel. Marchesi und die Saal sangen, der junge Tomasini spielte ein Violinkonzert. Früh zum Grafen, Therese kam erst um 10 h hin, der Graf war schon bei Hofe. Ich führte sie eine Weile zum Klavier. Therese ging zur Mutter und Putz, ich zu Leybold, dankte ihm für seine Mühe, zahlte und nahm das Bild mit. Zu Hause war ich eine Stunde, empfing einige Besuche, machte um 12 h Promenade auf dem Graben, Kohlmarkt. Dann nach Hause speisen; wir aßen mit der Tischler Reserl allein. Ich schenkte ihr und den Kindern einige Zwölfer. Nach Mittag waren wir allein, da kam Ringer mit seiner Frau; diese führte ich ins Kärntnertor-Theater, 27. „Zauberflöte“. Es war zum Umbringen voll; wir kamen aber noch auf der Seite hinein und so erhielten wir einen guten Platz. Therese sang vortrefflich, es wurde aber im Ganzen nicht viel applaudiert. Nach dem Theater gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 33v
1612 1802 1 2 Früh zum Grafen, dann ins Bureau und nach Hause. Therese schrieb dem Braun, dass sie mit ihm zu sprechen wünsche und er ließ ihr sagen, es würde ihm am Nachmittag um 4 h angenehm sein. Mit uns speiste die Tante. Nach Mittag ging Therese zum Braun wegen Theater für mich und „Phasma“. Ersteres mit Mitte Jänner, letztere Rolle muss sie behalten, trotzdem, dass die Grünberg hier ist. Uns besuchte Ringer mit seiner Frau und die Martini. Die Ringer führte ich ins Theater an der Wien „Philippine Welserin“, worin ich der langen Weile ein großes Opfer brachte. Nach dem Theater soupierte ich im Bürgerspital. Therese unterhielt sich den Abend bei der Etzelt. Band 04 (IV.), Seite 33v
1613 1802 1 3 Früh zum Grafen, Theaterkanzlei, wo ich mit dem Pfersmann wegen Kleidern von der Casentini für die Comtesse July sprach. Mittags speisten wir mit Seitz beim Brandl, die Martini war auch in der Gesellschaft. Nach Mittag fuhren wir in das Krippenspiel nach Mariahilf, dann in den Saal zur Neuen Welt. Wir soupierten da und blieben bis 11 h. Therese sah den Saal noch nie, er gefiel ihr sehr. Abends fing es zu regnen und zu glatteisen an. Heute hörte ich, Koch und Roose gingen zu Schikaneder. Band 04 (IV.), Seite 33v
1614 1802 1 4 Regen und Glatteis. Früh zum Grafen, dann ins Bureau. Nach 12 h rufte mich Sepherl, dass ich gleich nach Hause kommen möchte, da die Eisenkohl wartet. Diese Nachricht erregte eine unangenehme Empfindung; ich ging und fand sie in Lissls Gesellschaft. Sie lud mich und Therese auf den Mittwoch zu sich. Ich entschuldigte mich gleich und sagte, Therese werde kommen. Sie empfahl sich bald, Lissl begleitete sie. Therese hatte Probe von „Phasma“. Hornung speiste mit uns. Nach 3 h fuhren wir ins Theater an der Wien, erste Aufführung der „Zauberflöte" im neuen Theater und fand keinen Platz mehr. Neumann und Gewey gesellten sich zu mir und so suchten wir uns die 3 Stunden zu vertreiben. Die Aufführung entsprach nicht meiner und aller berechtigten Erwartung. Zwei fälschlich unter Mozarts Namen eingelegte Musikstücke sind elend und wurden mit Missfallen aufgenommen. Die Dekorationen gingen schlecht, nichts überraschte mich als Feuer und Wasser. Schikaneders sehr mittelmäßiges Lied wurde nach dem 1. Akt ausgeworfen. Am Schlusse verfehlte Mozarts Porträt ganz seine Wirkung. Es war auch einem Schreckbild ähnlich. Mit der Aufführung im Ganzen war man nicht zufrieden. Levi führte Neumann und mich in die Stadt. Nach dem Theater soupierte ich im Bürgerspital. Therese war den ganzen Abend allein und arbeitete. Band 04 (IV.), Seite 33v
1615 1802 1 5 Sehr kotig. Früh zum Richard, dann ins Bureau, da half ich dem Wokurka arbeiten. Therese hatte Probe von „Phasma“. Von 12 bis 1 h war ich in der Theaterkanzlei. Pfersmann erzählte, dass 11 neue Glieder verschrieben sind, wenn sie auch nur brauchbar. Die Tante und Gewey speisten mit uns. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Walther kam, brachte Geld; als ich ihm sein Obligo geschrieben, verlangte er es wieder zurück; dies ärgerte mich sehr. Therese besuchte die Schmirer, um 6 h ging ich zu Leidestorfer (?). Um ½ 9 h kam ich, um 9 h Therese mit Etzelt L[isette] und Kiepach, welche sich aber gleich wieder empfahlen. Nach Mittag kam die Köstler von Eisenstadt, brachte Zahnstocher von Schildkrot und bat mich à Conto der Uhr um 50 fl., welche ich ihr gerne gab. Band 04 (IV.), Seite 34r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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