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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
6728 1816 1 1 Trüb, gefroren. Im Burgtheater „Loch in der Türe“, im Kärntnertor-Theater „Lott[erie]los“, „Ländl[iche] Hochzeit“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Früh Besuche von lästigen Gratulanten, dann zum Grafen. Heute ist alles stark gestiegen, die Semmel 3 x, Rindfleisch 36 x. Therese wollte mich küssen, ich wandte mich weg; denn ein undankbares Weib, deren Geschick ich gründete, die ich zur unabhängigen Frau machte, und mir so niederträchtig mitspielen kann, verachte ich. Mit Therese zur Moser, sie blieb, ich fuhr mit v[on] Wetzlar der Stein zu gratulieren. Wir fanden sie ganz isoliert in der Kaserne. Zur Moser zurück, da fanden wir Muth und Paur (?). Jungmann war unser Gast, nach Mittag zu Haus. Hoffmann Joseph, Richart, Jungmann engagierte ich in die Loge, sprach Stockersheim und fand so Gesellschaft. Von Stockersheim erhielt ich eine Huldigungsmedaille von Mailand und Venedig als Lombardisches Königreich. Dann zur Weintraube soupieren. Band 08 (VIII.), Seite 0r
6729 1816 1 2 Kalt, trocken. im Burgtheater „Baron Blitz“, „Leichtsinn und gutes Herz“, Lustspiel in 1 Akt, im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“ und „Kleine Diebin“. Früh zum Grafen, besorgte für die Stein die „Aglaja (?)“. In die Theaterkasse, brachte Pfersmann Slivovitza. Dem Kindler bewirkte ich durch Scholz 3 Gastrollen. Mit Hofmüller für Liebmann Maroquin auf 24 Sessel kaufen. Nach Mittag zum Oberst Stein, in die Porzellanfabrik, zum Adler. Richart holte Therese bei der Paur (?) ab, ich war in Compagnie, im Kärntnertor-Theater auf der Bühne. Wild sang merklich zu hoch, man fing im 2. Akt zu murren an. Kurs 373 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 0r
6730 1816 1 3 Schnee, trüb. Im Burgtheater „Kabale und Liebe“, Schwarz als Louise, Schröder als Lady. Im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, 2. Teil, mit Huber. Diner bei Liebmann, mit Hofmüller ewiges Deliberieren; wie fatal ist mir schon das Ganze ! Oft reute es mich, diese Bürde übernommen zu haben. Bei Liebmann waren bis 1 h nur eine Menge Weiber, dann kam die superkluge Offenheimer, die dann wie eine Alster räsonnierte. Nichts wurde entschieden, außer dass alles zu teuer sei. Ich sagte Hofmüller, nun soll alles er ausmachen. Ich fuhr zum Kupferdrucker, zu Bertoli, auf der Maut bei Janschickh und Zimmermann. Sprach Paur (?), war im Burgtheater zu Anfang und Ende, im Kärntnertor-Theater zum Ballett in der Loge, soupierte mit Richart im Lothringer Bierhaus. Band 08 (VIII.), Seite 0r
6731 1816 1 4 Schnee. Im Burgtheater „Minna von Barnhelm“, Teimer Franziska. Im Kärntnertor-Theater „Jeannot und Colin“, im Theater an der Wien „Das verkaufte Kind“, Lustspiel in 3 Akten von Ziegler. Früh zum Grafen, Therese ging zur Moser. Mit Stein in die Porzellanfabrik, fanden Ehz. Carl mit seiner jungen Frau und Vinzenz mit Aimée und Fligre (?). Mittags mit Kárner bei Otto, in Kohls Kaffeehaus mit Ullmann und Jungmann, sprachen von Fritz, von ihr und Peter, seinen unbegrenzten Niederträchtigkeiten. Dann zu Haus, zu LaRoche, Mälzel, fand Jungmann, Stockersheim. Abends zu Schenk, die 2 optischen Bilder „Triest“ und „Schlittenfahrt“, nahm Tony und Franzi von Schenk mit. Soupierte mit Richart Poulard. Stifft verkaufte mir 700 fl. für 373 fl.. Band 08 (VIII.), Seite 0r
6732 1816 1 5 Rauer Wind, mittags Sturm und Schnee. Im Burgtheater „Don Carlos“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Clara von Montalban“. Früh zum Grafen; er ist immer sehr übel gelaunt, weil die Keglevich Güter und Kassa selbst administrieren will. Große Debatten mit Valentits und Toth. Wurde von jenen, welche Instituts-Gelder wollen, sehr überlaufen. Die Paur (?) und Moll (?) speisten da, nach Tisch kam Jeanettl, Richart und Stifft. Nach Mittag kam die Richart; ich erstaunte, in dem stürmischen Schneewetter ihren ersten Ausgang zu wagen. Blieb bis 9 h, dann ließ sie Therese nach Hause tragen. Ich fuhr zu Bertoli, zur Moser, abends ins Kärntnertor-Theater; fand Gesellschaft, die Arenberg sprach ich; sie war im Kärntnertor-Theter. Band 08 (VIII.), Seite 0r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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