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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
506 1798 12 26 Eine so heftige Kälte, die man seit einer langen Reihe von Jahren nicht denkt. Alle halbe Stunde wird die Wache abgelöst, weil gestern ein Mann erfror. Um 6 h stand ich auf, mein Friseur brachte mir die angenehme Nachricht, dass heute die Kirchengala und am Neujahrstage die Gala aufgehoben sei, und zwar wegen Amaliens Tode. Um 10 h fuhr ich in die Stadt, zu Brandl, wo mich der Frau falsche Politik sehr verdross und mich schon wanken machte, zum Speisen zu kommen. Von da ging ich ins Haus und blieb bis zur Abreise des Fürsten nach Brünn. Später besuchte ich die Mama; Nina war allein zu Hause; von da ging ich zu Klimbke, welcher mich später weg zu Brandl begleitete, wo ich bis 7 h abends blieb. Nach Tisch kam ihnen der Gedanke ein, nach Döbling zu fahren, welchem ich gar nicht beistimmte. Sie fuhren in 2 Schlitten; wir – nämlich Peltz (?), Joseph vom Rennweg und später auch Klimbke – blieben zu Hause, schwätzten zusammen, gingen eine Viertelstunde zum Straußen und kamen erst nachts nach Hause. Die Kälte ist so stark, dass sie nach Thermometer zu berechnen seit Mannes Denken nicht so heftig war. Band 01 (I.), Seite 67r
507 1798 12 27 Namensfest meines lieben Bruders. Von 6 bis 12 h arbeitete ich, dann wurde in die Stadt Schlitten gefahren, zum Brandl, um wegen des Feuerwerks Anstalten zu machen .Von da ging ich zum Klimbke, dann zum Speisen. Da gab es wegen gestrigem Außenbleiben scheele Gesichter, gewisse, sogar schriftliche Anmerkungen, welche mich sehr wurmten. Nach Tische kam Weidmann mit Wallaschek, wir schwätzten zusammen und gaben uns das Rendezvous, morgen den Haydn zu besuchen. Bis 6 h blieb ich da, machte mich dann zum Brandl, arrangierte alles zum Feuerwerk, und gab es nach 7 h bei einem vollgestopften Zimmer, wobei Freund Klimbke, Mayer und Tonerl waren. Eine volle Stunde unterhielt damit die Gesellschaft. Um 10 h, als sich ein Zimbalist und der Großteil der Pokalgesellschaft (?) einfanden und der Lärm toll wurde, machten Tonerl und ich uns davon. Beim Tor wartete unser der Papa und so trollten wir uns nach Hause, wo ich zum Teil arbeitete, das Pasquill wegen Zieglers „Petschaft“ kopierte und mich erst um 12 h in Morpheus' Arme wiegte. Heute ließ die Kälte sehr nach. Begräbnistag der Ehzin. Amalie. Band 01 (I.), Seite 67r
508 1798 12 28 Um 6 h stand ich auf, um 9 h fuhr ich in die Reitschule des Theresianums, besuchte den Horrak (?), machte Bekanntschaft mit dem Oberbereiter Reiner (?), sehr ein gesellschaftlicher Mann. Wir frühstückten zusammen, ich sah alle Ställe an, musste reiten, ritt einen Rappen, recht ein angenehmes Pferd. Um 11 h fuhren wir in die Stadt, ich ging zum Kárner wegen Geld, von da zum Klimbke, wo wir wegen Protokollierung und der Bittschrift wegen der Produzierung meines mechanischen Kunstfeuerwerkes viel Spaß hatten. Von da ging ich zum Gönner; er befindet sich noch übel und trug mir eine Kommission wegen Pferden auf. Nach 1 h speisten wir, bei Tische gab es wegen gestern scheele Gesichter; dies verdross mich. Therese schrieb mir einen sehr beleidigenden Zettel. Nach Mittag kam Grohmann (?), da gab’s Disput wegen Kotzebue, worüber ich mich sehr ereiferte. Er brachte 2 Akademie-Billetts zum Jahn, und Tonerl und ich erhielt selbe. Um 6 h ging ich, Tonerl führte Therese und Nina. Ich sprach Baron Braun, er war sehr höflich. Therese sang sehr schön, rettete den Ruhm der deutschen Kunst und gelangte unter den 2 Italienern Camerra und Ferlendis wie die Sonne unter den Kometen. Dreimal klatschte man ihr zu, selbst der Baron klatschte und gab ihr Bravo. Nach der Arie saßen wir zusammen und es war ein sehr froher Augenblick, welcher mir den gehabten Verdruss zum Teil vergessen machte. Beim Taroni kamen wir mit Kutschersfeld zusammen und machten uns auf den Weg nach Hause. Band 01 (I.), Seite 67r
509 1798 12 29 Um 6 h stand ich auf, arbeitete fleißig bis 12 h. Zog meinen Wermut ab, brachte Klimbke und Pfersmann jedem 2 Bouteillen, machte dann mit Andreas die Runde wegen Austeilung der Billetts. Am Ende ging ich zu Graf Carl, erzählte ihm wegen seinem Braunen vom Goëss (?). Kam erst um 2 h zum Speisen; nach Tisch fuhr ich mit Wallaschek, welchen ich besuchte, zu Haydn, welcher uns sehr freundschaftlich empfing, uns seine Pretiosen zeigte und uns von seinen neuen Werken erzählte, und so verging, eh wirs vermuteten, eine Stunde. Bei der Zurückkunft ging ich gleich ins Burgtheater. Man gab zum ersten Mal die „Selbstbeherrschung“ von Iffland, worin die Adamberger zum ersten Mal in einer Mutterrolle auftrat; am Ende wurden sie und die Koch beide verdient vorgerufen. Im Theater unterhielt ich mich mit Casanova, Collet (?), Rubana (?) und Klimbke recht angenehm und die Zeit verstrich unvermerkt. Das Stück endigte erst um 10 h. Kutschersfeld Vater wartete unser und wir gingen zusammen nach Hause. Zu Hause legte ich mich erst nach einer Stunde Arbeit ins Bett. Band 01 (I.), Seite 67v
510 1798 12 30 Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 11 h; erhielt Besuch von Rhode, dem kleinen Wilhelm, welcher mir ein Billett brachte und mit mir im Schlitten in die Stadt fuhr. Ich ging zum Gönner, war eine Stunde bei ihm. Er war sehr gnädig, dies machte mich froh. Von da ging ich zum Klimbke; wir hatten wieder viel Spaß mit der Instanz des Kunstfeuerwerks, wo ich alles widersprach. Dann zum Speisen; bei Tische waren wir heute ziemlich aufgeräumt. Um 3 h machten wir eine Spazierfahrt in die Stadt, später ins Spital zur alten Baurin (?) und wieder nach Hause; die Siccard Fanni fuhr mit. Ich besuchte Frau v. Klob, fand sie aber nicht zu Hause und hinterließ ein Billett. Heute machte ich alle meine Neujahrsbilletts zusammen. Abends ging ich zu Klimbke, einen Augenblick in beide Theater, dann zum Spöttl soupieren, wohin auch Mayer kam. Ein Esel, der Emigré ist, beleidigte uns, weil wir ihn ansahen; dies machte unsere ohnedies verstimmte Laune noch mehr unangenehm. Wir blieben bis ½ 10 h, dann trollte ich mich nach Hause, arbeitete noch eine Stunde und machte mich ins Bett. Der heutige Abend war mir recht unangenehm, wozu mein düsteres, einsames Leben noch mehr beitrug. Gott ! wäre doch Therese schon mein Weib ! Band 01 (I.), Seite 67v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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