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Anzeige von 551 - 555 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
551 1799 2 8 Sehr kalt und zwar in so hohem Grade wie um Weihnachten. Früh um 5 h erwachte ich, blieb aber im Bette bis 2 h. Morgens schrieb ich Theresen, las und erhielt Besuche von Rhode und Tonerl, welcher mir ein Billett von Theresen brachte, welches mich sehr freute. Nach Tisch und zum Teil auch abends arbeitete ich. Krug besuchte mich; wir schwätzten über den Krieg. Später besuchte mich Klimbke mit einem sicheren Kuntz (?); wir schwätzten und unterhielten uns recht angenehm. Er blieb bis 9 h, dann legte ich mich schlafen. Heute machte ich dem Klingmann (?) ein Geschenk mit dem Porträt der unvergesslichen Katharina Jaquet. Band 02 (II.), Seite 6v
552 1799 2 9 Sehr strenge Kälte. Bs 2 h mittags blieb ich im Bette, las und schrieb an Therese. Mein kleines Mahl verzehrte ich mit viel Appetit. Nach Tische arbeitete ich, auch abends. Krug besuchte mich und riet, morgen auch noch zu Hause zu bleiben und ich blieb. Nach Mittag kam Sepherl, brachte mir Obst, einen Kuchen und ein Billettchen von Therese, welches mir sehr angenehm war. Ich schrieb auch, schickte Therese ein Eau de luxe (?) und schenkte der Sepherl ein Paar Handschuhe. Heute bestellte ich ganz nach meiner Idee einen Schubladkasten, aus Eichenholz und gebeizt. Nach 6 h kam Kunerth (?), blieb ein Weilchen; ich schrieb seinetwegen an Hayden nach Großhöflein. Sonst war ich den ganzen Nachmittag und Abend allein, arbeitete viel und las auch zum Teil. Um 9 h kam Tonerl; ich verwies ihm seine Unaufmerksamkeit, seinen Leichtsinn und zerriss einen Zettel, den ich deswegen an Papa schrieb. Um 10 h legte ich mich ins Bett und schlief gut. Band 02 (II.), Seite 6v
553 1799 2 10 Sehr kalt. Früh erhielt ich Besuch von Paur, später vom jungen Brandl und Kutschersfeld. Übrigens las ich bis 1 h Mittag. Tonerl brachte mir ein Billett von Therese, welches mich sehr freute und worin sie mir den heutigen Besuch wissen ließ. Mittags aß ich mit viel Appetit. Um ½ 3 h fuhr Tonerl in die Stadt, um die Mama abzuholen. Sie kamen, unterhielten sich mit 31ten (?) spielen; später kam auch Krug. Dann tranken wir Tee, schwätzten und so wurde es unvermerkt 6 h. Nina spielte in „Nemico“; da mussten sie so weggehen; nachher war ich wieder allein, las, schrieb und ordnete alles wieder. Um 9 h legte ich mich ins Bett. Lange war ich noch wach, dachte über Kutschersfelds Entfernung nach und fasste den erneuten Entschluss, eher alles zu wagen, ja den Dienst zu verlassen, als eine Anstellung außer Wien anzunehmen; endlich tröstete ich mich noch, dass der Gönner für mich sorgen wird. Band 02 (II.), Seite 7r
554 1799 2 11 Früh hatte ich Verdruss wegen Tonerl, weswegen ich mich beim Vater beklagte; später wegen Heu-Abgang und Betrügereien bei der Heuwaage. Dann las ich bis Mittag, stand auf und aß mit viel Appetit. Nach Tische kam Paur, ich revidierte mit ihm die Inventarien. Dann kam Krug, welcher mir morgen auszugehen erlaubte, welches ich aber selbst sein lassen werde, wenn sich nicht die Witterung bessert; heute ist es wieder fürchterlich kalt und weht heftig. Später kam Sepherl, brachte mir Ragout und ein Billett von Therese, welches ich gleich beantwortete. Dann besuchte mich auch Brandmayer. Von 5 h angefangen war ich wieder ganz allein, niemand besuchte mich. Ich arbeitete fleißig bis 10 h und wiegte mich dann in Morpheus' Armen. Band 02 (II.), Seite 7r
555 1799 2 12 Heute Nacht fiel wieder großer Schnee, knietief liegt er schon; schrecklich werden die Folgen sein, wenn jähes Tauwetter einfällt. Von 6 bis 8 h las ich, dann stand ich auf und arbeitete ununterbrochen bis nachts 9 h. Der junge Brandl und die elegante Putzerin kamen am Vormittag, später auch Brandmayer. Mein kleines Mahl schmeckte mir vortrefflich. Nach Tisch bekam ich einen Brief von meinem Bruder, der mich freute. Durch Tonerl schrieb ich Theresen und erhielt ein Billett zurück; die Ärmste hat tausend Besorgnisse wegen unserer Verbindung. Die weise Vorsicht wird auch unsere Wünsche einmal krönen. Tonerl arbeitete bei mir, sonst war ich stets allein. Es ist heute der letzte Tag meiner Kontumaz. Band 02 (II.), Seite 7r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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