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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
561 1799 2 18 Tauwetter. Von 6 bis 11 h arbeitete ich. Fuhr wegen der Harfe mit Tonerl in die Stadt und abermals vergebens. Mittags aß ich beim Brandl; Gruber, Amalie und Giáy waren auch von der Gesellschaft. Nach Mittag besuchte ich die Petrowitz, fand die Marie (?) und Nina (?) zu Hause, blieb ein Stündchen; ging zur Mama, wo ich bis 9 h blieb. Die Unterhaltung war sehr fad. Ich kann mich nicht überwinden, einem Weib gut zu sein, welches in so hohem Grade argwöhnisch, dumm und mitunter auch boshaft ist. Ich bekam den Schnupfen und einen starken Katarrh, welcher mir sehr ungelegen kommt. Kutschersfeld und ich fuhren zusammen nach Haus. Band 02 (II.), Seite 8r
562 1799 2 19 Die ganze Nacht und heute den ganzen Tag fiel wieder häufiger Schnee. Vor Mittag blieb ich zu Hause, fuhr um 12 h zu Klimbke in die Stadt; fand da Platzer, mit welchem ich mich lange unterhielt. Nach Tische fuhren wir nach Nussdorf; Agnes war in unserer Gesellschaft. Sahen der Überfuhr auf der Donau mit Plätten zu, tranken in der Rosen (?) Kaffee, wo wir Jeginger (?) und Bartenstein antrafen. Von Nussdorf fuhren wir auf den Tabor, stiegen auf den Damm und sahen die Wölbung, welche das Eis machte und die abgerissene Brücke, und fuhren dann in die Stadt. Die Mama war wieder in hohem Grade fatal, und nur innige Liebe zu Theresen konnte mich abhalten, ihr nicht die bittersten Wahrheiten zu sagen. Abends kam Tonerl, wir unterhielten uns mit Musik, Pfänderspiel, soupierten da; fuhren um 9 h nach Haus. Band 02 (II.), Seite 8r
563 1799 2 20 Kalt und gefroren. Von 6 bis 12 h arbeitete ich. Heute besuchten mich Elsler, Ruschitzka und Fritz, mit diesem ging ich in die Stadt, führte ihn zum Platzer. Janitz zeigte Rhode und mir die neuen Dekorationen zu „Rollas Tod“, welche sehr schön sind. Nach 12 h besuchten wir Klimbke und sahen die Galerie der deutschen Schauspieler an. Später ging ich zum Gönner und erst nach ½ 3 h zum Speisen. Elsler versprach, mich abzuholen, kam aber früher zur Mama als ich, ging wieder und wartete meiner nicht; ich hätte so gerne heute dem Haydn einen Besuch gemacht, um zu wissen, wer in seiner „Erschaffung“ singt. Abends waren Tonerl und ich im Kärntnertor-Theater in der „Johanna“; es war wieder sehr voll und gefiel ungemein gut. Nach dem Theater fuhren wir mit dem Papa nach Hause. Heute erhielt ich die Verordnung, dass künftig keine Postgelder mehr gezahlt werden, und dass der Hofmeister Mauten und Trinkgelder auszahlen solle. Ich verliere daran an Arbeit, aber auch … Gott helfe nun mir auf einen Platz, ich wünsche es mir so sehnlich, denn hier ist mein Glück schon gemacht. Den ganzen Tag war ich heute mürrisch und düster; es ist gewiss traurig, stets in so folternder Ungewissheit zu leben. Band 02 (II.), Seite 8r
564 1799 2 21 Tauwetter. Von früh 6 h bis 12 h arbeitete ich; Tonerl rechnete bei mir. Dann fuhr ich zu Klimbke; Mayer, Gewey kamen auch zur Gesellschaft und so hielten wir ein feierliches Kolloquium. Bei Tische ging es wieder düster zu; nach Tische fuhr ich zu Haydn, sprach mit ihm wegen der „Schöpfung“ und erfuhr, dass die Saal statt der Gerardi singe, welches die Therese sehr kränken wird, welches ich ihm mit den trockensten Worten sagte. Er entschuldigte sich, dass es ohne seinen Willen die Cavaliers bestellten, weil sie alle Auslagen zahlen. Kraft (?) mit seiner Frau kamen auch zu Besuch; sie luden mich zum Besuche ein, welches ich auch zusagte. Heute hörte ich, dass Gallo (?) vom Hofe den kläglichsten Bericht vom Zustande des Krieges machte und sie sehr zum Frieden stimmte. Möchte doch der gewünschte Frieden recht bald werden ! Abends war ich bei Theresen. Die Mutter schimpfte und lärmte über tausend Spitzbuben und dergleichen; meine gute Therese klagte, Agnes und ich mussten sie beruhigen, und so kam Nina vom „Dorfbarbier“ nach Hause. Wir soupierten und ich fuhr um 9 h mit Kutschersfeld nach Hause. Band 02 (II.), Seite 8r
565 1799 2 22 Tauwetter und ein schöner, heiterer Tag. Voll düsterer Schwermut über meines Schicksals Ungewissheit erwachte ich, abgemattet von bösen Träumen. Rosenberger und Elsler frühstückten bei mir. Ich arbeitete von 6 bis 12 Uhr, besuchte dann Klimbke, wo ich einen russischen Major fand. Ging dann zur Mama speisen; bei Tisch waren wir abwechselnd lustig und ernsthaft, sprachen von Theresens Beleidigung, welche mich sehr kränkte. Nach Tisch ging ich in Brunanos Angelegenheiten zum Regierungsrat Bock; ich fand an ihm einen sehr hässlichen alten Mann, an seiner Frau und ihrem ganzen Hausgeräte ein unordentliches, schmutziges Wesen. Am Rückwege ging ich zum Geigenmacher wegen einer Harfe, dieser adressierte mich gleich an den Kammerdiener Seiler vom Grafen Oetting (?), mit welchem ich auch sprach; er bestellte mich auf morgen. Ich freue mich schon, Nina mit der Harfe Vergnügen zu machen. Später schrieb ich an Brunano. Um 6 h ging ich ins Kärntnertor-Theater; dort wurde der „Verliebte Briefwechsel“ und das „Waldmädchen“ gegeben; Therese war auch in dem Lustspiel. Nach dem Theater ging ich düster und ernst nach Hause. Band 02 (II.), Seite 8v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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