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Anzeige von 586 - 590 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
586 1799 3 15 Kalt und trüb. Um 6 h stand ich auf, dann kam die Naderin (?). Um 12 h ging ich in die Stadt. Auf dem Hof begegnete ich Klingmann, er begleitete mich zum Schaumburg, wo ich den Theaterkalender von Gotha kaufte, in welchem Nina und Therese sehr rühmlich erwähnt wird. Kaufte Heringe, trug sie zur Mama, ließ ihr und Therese die Wirkung meiner Einsendung lesen, ging mit Klingmann auf die Bastei, dann zum Speisen. Nach Tisch ging ich in das fürstliche Haus, zu Therese, dann ins Burgtheater, wo zu Casentinis Einnahme zum 2. Male „Rolla“ gegeben wurde. Als einen Beweis des Missfallens führe ich an, dass das Schauspielhaus nicht voll war. Ich fand Jeanette und Rhode; nach dem Theater fuhr ich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 12v
587 1799 3 16 Die feuchte Luft und der Nebel verhinderten unseren Spazierritt. Wir fuhren um 8 h zu Haydn und Reyher (?), zur Mama, arbeiteten. Mittags um 12 h ging ich zu Klimbke, mit selbem und Mayer zu Klingmann, dann speisen. Nach Tisch ging ich um 4 h zum Gönner; fand ihn nicht zu Hause. Dann zu Collet, unterhielt mich mit den Kindern; dann kam Casanova. Bis 7 h blieb ich, dann trollte ich mich ins Burgtheater. Man gab die „Beiden Klingsberg“; es war sehr voll, Nina, Agnes und Tonerl waren darin. Ein Weilchen war ich auf dem Theater, sprach mit Mayer, Weidmann und Roose. Nach dem Theater ging ich auf die Bastei bis zum Stubentor, dann nach Hause. Band 02 (II.), Seite 12v
588 1799 3 17 Palmtag; ein heiterer, schöner Tag. Der Sohn vom Portier speiste bei mir Frühstück; ich schenkte ihm Federn und Papier. Tonerl kam auch und besuchte mich. Um 9 h gingen wir zum Fürsten, dann zum Gönner. Der Fürst war gut, unterschrieb meine Journalien, erhielt frische Blumen, welche ich Therese schickte und die sie abends an den Busen steckte. Der Gönner war sehr gut; dem Fürsten und dem Gönner las ich Haydns Ankündigung der „Schöpfung“ vor, beiden missfiel sie und letzterer hielt sie für Bettelei. Um 2 h ging ich zur Michaelskirche, später mit Torkon (?) auf die Bastei und speisen; bei Tisch waren wir ziemlich froh. Nach selbem ging ich zu Weidmann, fand aber niemand zu Hause als den Franzel. Ich hinterließ ein Billett, ging später mit Tonerl in die Sozietätsakademie. Fux spielte ein Violinkonzert, dann gab man Haydns „Worte des Heilands“. Die beiden Umlauf kamen zu uns, ich bediente sie mit Zuckerwerk, sprach mit der Tschepp (?). Ging zu Therese in die Loge, welche kindische Eifersucht wegen der Umlauf merken ließ. Nach der Akademie begleiteten wir die Umlauf nach Hause, dann ging Nina zu Schmidtmayer, gab ihm die Billetts in die Probe; Haydn schickte mir drei, davon gab ich eines der Nina. Dann gingen wir zur Mama, wo ich Käse und Butter aß und nach Hause eilte. Band 02 (II.), Seite 12v
589 1799 3 18 Ein schöner, heiterer Tag. Um 6 h fing ich zu arbeiten an, untersuchte meine Kasse; nachher kam auch Tonerl. Arbeitete sehr fleißig und ging um 12 h in die Probe von der „Schöpfung“, um 1 h auf die Bastei mit Gewey und Rhode. Tief im Herzen kränkte es mich, an dem Platz der Saal nicht meine edle Therese zu wissen und zu hören. Bei Tisch ging es herzlich, aber düster zu; dies wirkte auf mich ungemein. Dann kam Kutschersfeld, ließ mich hinausrufen, machte mir wegen Heu und Zimmerverlassen des Sattelknechts Vorwürfe, und ich gab doch so wenig Anlass dazu; dies stimmte mich ganz um. Später ging ins Haus, sprach mit Giáy und Krug, traf Tonerl und brachte selben zur Mama. Später ging ich in die Loge, hörte das erste Stück vom Oboenkonzert, begleitete die Frau Lebe (?) nach Haus. Soupierte bei der Mama, gab beim Portier die Josephs-Billetts ab und trollte mich nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 13r
590 1799 3 19 Früh um 6 h kam Joseph, brachte mir von Therese eine von ihr selbst gestrickte Weste, von Nina ein Uhrkörbchen, von allen Billetts, besonders aber von meiner lieben guten Therese recht ein herzliches, schönes Billett. Gott ! wie freute mich dieses ! Ich war ganz überrascht und wünschte mir, meiner Therese um den Hals zu fallen und mit tausend Küssen versichern zu können, dass sie nur Freude und Seligkeit mir gewähren kann. Dann kam Kutschersfeld, er wünschte mir Glück, wir freuten (?) uns, küssten uns und so schieden wir. Nachher gratulierte mir Tonerl und brachte mir eine schöne Weste von englischem Piquet, welche mich sehr freute. Ein glücklicher Morgen, der den Verdruss von gestern einigermaßen ersetzt und vergilt. Auch der Morgen ist heiter und bringt mir mit Sonnenschein und Wärme ein Angebinde. Um 7 h ging ich in die Stadt, schwarz (?), zur Mama, zum Schneider, dann zum Gönner. Zu Wranitzky um die Billetts, von da abermals zum Gönner. Zum Quarin, Szlavy (?); ersterer empfing mich sehr höflich, letzterer war nicht zu Hause und sah in Schönbrunn den Durchmarsch der Russen. Der Gönner war heute nicht gut gelaunt; auch waren Siess, Major und der Pfarrer Malpassi (?) von Oberlois (?) bei ihm. Brandl gratulierte ich auch, er freute sich sehr. Ich fand ihn noch im Bette und erfuhr, dass er sich erst anziehen und im Bette überraschen wollte. Rosalie machte mir mit ihren Puppen und derselben Garderobe ein Geschenk, und schenkte ihr dafür ein niedliches Halstuch von Schleier (?); die Puppengeschäfte (?) schikke ich nach Eisenstadt und bat Therese, etwas Möbel dazu zu kaufen; die Kleinen bei meiner Mutter werden große Freude haben. Die beiden Westen trug ich gleich zum Schneider und bestellte selbe sicher bis zum Freitag. Um 11 h gingen Tonerl und ich auf die Bastei beim Burgtor und herab beim Stubentor. Mittags aßen Agnes und Tonerl da. Ich schickte eine Bouteille Tokajer hinein; wir hatten große Tafel und waren sehr froh. Um 4 h ging Agnes und auch Tonerl und ich ins Burgtheater zu Haydns Konzert. Noch nie seit Erbauung des Theaters gab’s ein so fürchterliches und gefährliches Gedränge. Pfersmann ließ uns durch die Kanzlei und Galerie zur Kasse hinab und so erhielten wir einen guten Platz. Casanova war auch darin und kam neben meiner zu sitzen, wir unterhielten uns zusammen. Vor Anfang der „Schöpfung“ gab’s possierliche Auftritte, unvermerkt verstrich die Zeit. Ich war sehr aufmerksam und fand viel Vergnügen. Groß war der Beifall, den Haydn erhielt, aber lange nicht so groß, als ich ihn erwartete. Nach dem Konzert wurde Haydn, und lange nachher erst die 3 Singstimmen, Saal samt Tochter, und Rathmayer vorgerufen. Nach Endigung dieser Szenen führten wir Casanova nach Hause, soupierten bei der Mama und trollten uns nach 10 h ebenfalls nach Hause. Band 02 (II.), Seite 13r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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