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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
556 1799 2 13 Die ganze Nacht schneite und wehte es wieder; der Schnee ist so hoch, dass kein Mann Ähnliches denkt. Schrecklich und lang ist der heurige Winter. Um 8 h stand ich auf, arbeitete. Bekam heute Haberlieferung; fuhr um 12 h in die Stadt zu Klimbke, wo ich wieder mit Mayer einen Theatraldisput hatte. Er ließ seine Tücke laut werden und ich beschloss, nie mehr davon zu reden. Dann ging ich zum Grafen, der mich gnädig aufnahm. Ich war lange bei ihm, er trug mir auf, einen Maurerkontrakt zu verfertigen, welches ich gleich nach Tische machte und ihm brachte; er war ihm auch ganz anständig. Dann kaufte ich neue Kastenbeschläge für 4 fl. bei Seiler. Erst um 2 h kam ich zur Mama. Der Empfang war herzlich und ich freute mich, wieder in ihrem Zirkel zu sein. Nach Tisch kaufte ich für die Mama Käse, besuchte meinen Vetter, ließ da die Uhrkette machen, welche ich vom Kutschersfeld erhielt und wofür ich ein Etui gab. Den Abend kamen Agnes und Tonerl; wir arbeiteten, spielten Pfänder und unterhielten uns zusammen bis 9 h; dann wurde etwas soupiert. Wir empfahlen uns und fuhren zusammen nach Hause. Band 02 (II.), Seite 7v
557 1799 2 14 Sehr kalt, aber heiter. Früh nach 6 h stand ich auf und fing gleich zu arbeiten an, schrieb des Gönners Maurerkontrakt 2 mal ab. Fuhr um 12 h in die Stadt, ging ins fürstliche Haus. Schickte Weidmann 2 Bouteillen Slivovitza, besuchte Klimbke, den Gönner, wo ich bis ½ 3 h warten musste. Als ich zur Mama kam, war schon abgespeist; ich aß allein. Gebracht habe ich heute Theresen ihre versprochenen Handschuhe. Nach Tische arbeitete ich, ging dann ins Burgtheater, wo man zum ersten – und vielleicht auch zum letzten Mal – den „Amerikaner“ von Vogel gab, ein Lustspiel, reich an Sottisen und überspannten Charakteren; missfiel auch gänzlich und wurde ausgezischt, wozu das Missvergnügen am dem Publikum aufgetragenen Spiel der Victoria Müller das seinige leistete. Nach dem Theater fanden wir Kutschersfeld bei den Michaelern und gingen zusammen nach Hause. Tonerl suchte mich bei der Mama und fand mich hernach beim Theater. Band 02 (II.), Seite 7v
558 1799 2 15 Es schneit; äußerst strenger Winter ! Um 6 h stand ich auf, ging in den Stall, um des Grafen kranken Schimmel zu sehen, arbeitete und fuhr um 8 h mit Tonerl in die Stadt, zum Fürsten unterschreiben. Dann auch für Nina eine Harfe kaufen, welche wir aber nicht erhielten. Brandl besuchte ich. Dem Casanova schickte ich Kalender. Ging zur Mama, welche ich allein fand. Wir plauderten zusammen von der Heirat, vom Theater; dann kamen Nina und Therese von ihrem Besuch bei der Gräfin Traun. Nach Tisch ging ich zu des Gönners Hofmeister, erklärte und verfertigte ihm seine Rechnung. Um 7 h ging ich zur Mama, blieb bis 8 h und suchte Therese im Kärntnertor-Theater, wo man den „Amerikaner“ gab; angenehm unterhielten wir uns ein Stündchen. Ich begleitete Therese und machte mich dann nach Hause. Band 02 (II.), Seite 7v
559 1799 2 16 Trübe und regnerisch. Um 6 h stand ich auf und arbeitete bis 12 h, ging in die Stadt, zu Klimbke; zur Comtesse Julie gratulieren, sprach etwas mit dem Gönner. Ging dann zum Speisen; nach Tische schrieb ich meinem Bruder, ging zum Uhrmacher. Abends war ich ein Weilchen bei der Petrowitz, unterhielt mich mit den Söhnen; dann war ich bei der Mama, soupierte da und fuhr mit Kutschersfeld nach Hause. Es schneite sehr stark. Band 02 (II.), Seite 7v
560 1799 2 17 Viel Schnee. Um 6 h stand ich auf. Um 9 h fuhr ich in die Stadt, brachte der Mama Mehl, ging dann zum Fürsten. Später für Kutschersfeld um Billette, welche ich aber nicht erhielt. Seiler besuchte mich, ich war nicht mehr zu Hause, er fand mich aber im fürstlichen Haus. Ich zeigte ihm die Zimmer und spielte mit ihm eine Partie Billard. Besuchte Pfersmann und den Gönner, ging dann zum Speisen. Agnes war da; wir waren sehr lustig, hatten mit dem gewissen abergläubischen Mohrchen (?) viel Spaß. Unter Mittag brach sich die Kälte und ein ungemeines Tauwetter wurde, so wie im Sommer. In einigen Stunden glatteiste es schon so sehr, dass man ohne Gefahr nicht gehen konnte. Abends gingen Tonerl und ich ins Kärntnertor-Theater in „Johanna von Montfaucon“; zum Erdrücken war es voll und sehr warm. Nach dem Theater fuhren Tonerl, der Papa und ich nach Hause, zum letzten Mal im Schlitten, halb im Schnee, halb im Kot. Band 02 (II.), Seite 7v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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