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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
591 1799 3 20 Um 6 h stand ich auf, um 7 h fuhr ich mit Tonerl in die Stadt. Er erzählte mir wieder des Papa Unzufriedenheit wegen Absagung der Probe; dies verdross mich umso mehr, als ich dazu nicht Schuld habe. Ich ging zum Gönner, um ihm glückliche Reise zu wünschen, und dann gleich wieder nach Hause; Sonnabend kommt er von Preßburg zurück. Im Hause fand ich Schletter (?). Ich arbeitete bis 1 h und machte mich erst dann in die Stadt. Um 4 h ging ich ins fürstliche Haus, erwartete den Krug und führte selben bei der Mama auf. Er blieb bis 7 h; nachher spielten wir ein Weilchen, soupierten. Um 9 h war ich schon im Bett. Meine Schwester machte mir heute eine Muster-Schlafhaube, mit der Versicherung, dass ich 6 solcher erhalte; die Csekonics schickte ein Blättchen von weißem Atlas, worauf zwischen zwei Sträußchen der Name G. gestickt ist, welches ich gleich Theresen schickte. Mayer und Klimbke brachten mir vergoldete Eier mit Knittelversen. Band 02 (II.), Seite 13v
592 1799 3 21 Gründonnerstag; kalt windig und trübe. Von 6 bis 10 h arbeitete ich, dann machte ich mich mit dem Pfändler nach Schönbrunn, um der Russen Durchmarsch zu sehen. Tonerl führte auch seine Mutter hinaus. Die Zimmerleute und Grenadiers gefielen, die Offiziers aber wollen mir nicht behagen, sie haben so wenig Versprechendes an Kopf und Herz. Ihre Artillerie ist gar nicht zu bewundern. Ihre Kosaken sind rohe Barbaren. Am besten gefielen mir ihre Spitalwägen, die sehr viel Ähnliches mit unseren Diligence-Wägen haben. Bei meiner Rückkunft schrieb ich meiner Mutter, Pointner und Csekonics; letzterer dankte ich für das Geschenk der Pepi und schickte einen Aufsatz an den Oberst Csekonics. Mittags war alles ernst, nach Tische hörte ich von der Mama ein paar Grobheiten. Dann ging (?) zu Collet, blieb bis 6 h, fand Klimbke und Mayer beim Theater. Wir schlenderten ein Weilchen herum, begegneten Therese an der Ecke der Singerstraße, begleiteten selbe nach Hause. Da kam Babett mit einem schwarzatlassenen Spenzer, welche wr ebenfalls begleiteten; Klimbke blieb aber zurück. Um 8 h kam ich zu Theresen, ich sah scheele Gesichter, erhielt von Therese eine Beleidigung, die ich nur ihrer aufbrausenden Hitze verzeihe. Um ½ 10 h ging ich mit Kutschersfeld nach Hause, wir sprachen vom Gefangensein des Generals Auffenberg, von der Besetzung Graubündens von Seiten der Franzosen, von der verlorenen Schlacht des Ehz. Carl und General Hotze und den unglücklichen Folgen. Band 02 (II.), Seite 13v
593 1799 3 22 Karfreitag; kalt, Schnee und Regen. Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 10 h. Ging zu Klingmann und mit selbem in die reformierte Kirche, wo Hilchenbach predigte. Ich blieb bis 12 h, ging zu Klinger (?), später zu Mayer. Um ½ 2 h ging ich zur Mama; weil ich spät kam, erhielt ich von Nina und Therese einen Verweis. Nach Mittag ging ich mit Tonerl Kirchen besuchen. Bei den Michaelern sahen wir Therese und Agnes, begleiteten sie in die Burg, zu den Michaelern und in die italienische Kirche, dann nach Hause. Therese und ich zankten zusammen; am Ende aber fühlten wir Lust und Wonne der Aussöhnung. Abends waren wir zusammen, lasen, ich las vor. Um 9 h soupierten wir; machten uns mit Kutschersfeld nach Hause. Zu Hause gab es einen kleinen Verdruss wegen des Sattelknechts Quartier. Band 02 (II.), Seite 13v
594 1799 3 23 Kalt, trübe und feucht. Um 6 h stand ich auf, arbeitete, fühlte heftige Wallungen des Geblüts, mir war gar nicht wohl. Nach 7 h ritten Kutschersfeld, Tonerl und ich mit des Beyer seinen Schimmeln über die Felder nach Schönbrunn, die Russen hielten Rasttag. Ich sprach da mit der Franzel (?) und ihrer Mutter. Mein Schimmel paradierte und machte Sprünge; in Gesellschaft eines Oberleutnants von Splenyi ritten wir nach Hause. Nach Tische machte ich dem Gönner meine Aufwartung, weil er eben von Preßburg kam. Er speiste, war sehr gnädig und gab mir am Ende für Theresen ein Mohnbeugel, das er von Preßburg brachte; königlich freute mich und Therese die Aufmerksamkeit. Nachher war ich ein Weilchen bei Collet. Um ½ 7 h ging ich ins Burgtheater, und sah die Probe der Geistererscheinung an, welche sehr täuschend ausfiel. Geissler, Mayer, Sanenz und ich waren dabei. Um ½ 8 h war ich bei Therese und erzählte, dass Laudon (?) die Franzosen an der Grenze zu Tirol geschlagen habe. Tonerl war auch da, wir blieben bis 9 h. Die Mama wollte uns zum Souper behalten; für Eierspeise dankten wir und flugs gab sie uns keine. So gingen wir zum Taroni, wo wir Kutschersfeld erwarteten, mit ihm nach Hause gingen und beschlossen, morgen nach Schönbrunn zu reiten. Band 02 (II.), Seite 13v
595 1799 3 24 Ostersonntag; Nebel, doch dringt Sonnenschein durch und verspricht einen angenehmen Tag. Um 6 h stand ich auf, arbeitete. Um 8 h ritten wir nach Schönbrunn. Ich ritt auf dem großen braunen Engländer vom Kinsky. Dort mussten wir bis nach 10 h warten, dann erst kam Prinz Württemberg und der Russen Marsch begann. Von der Linie bis Schönbrunn galoppierten wir und zurück wieder. Der Braune stösst gewaltig und schnellte so stark, dass ein ungeübter Reiter es wohl würde schwerlich ausgehalten haben. Um ½ 12 h kamen wir zurück. Ich zog mich an, das Beinkleid vom Gönner, die Weste von Therese, blauen Frack und Mantel, ging auf dem Michaelsplatz, dann auf die Bastei und speisen. Agnes war von der Gesellschaft; wir waren recht froh. Nach Tisch ging ich zu Fellner, wo ich sehr freundschaftlich aufgenommen wurde; blieb bis ½ 5 h ging dann auf die Bastei, begegnete Tonerl. Es war unglaublich von Menschen voll. Dann hinaus zur Reyher (?), wo die Mama, Therese, Nina und Agnes waren. Sie waren in der Kirche, kamen uns entgegen; wir schlichen ein Weilchen herum, ich bewirtete sie mit Horner Bier, dann zu Reyher (?). Gegen 7 h trippelten sie nach Hause, aßen kalten Braten, Schinken; spielten. Um 9 h empfahlen wir uns, warteten beim Taroni auf den Papa, um mit selbem nach Hause zu fahren. Band 02 (II.), Seite 14r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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