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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
596 1799 3 25 Ostermontag; ein schöner, heiterer Morgen. Um 6 h stand ich auf, da brachte die Kimlin die Nachricht von ihres Buben Georg Tode. Ging zur Mama, brachte ihr welschen Wein, dann zum Schneider, zum Gönner, blieb da bis 10 h, führte ihn zu den Michaelern auf den Chor. Dort fand ich Wallaschek, diesen führte ich zu Klingmann, wo schon die zwei Fellner (?) von Preßburg meiner warteten. Die Klingmann, Klimbke, Wallaschek und ich fuhren nach Schönbrunn; da aber die Russen schon passiert sind, fuhren wir nach Erlaa, bis Atzgersdorf. Dort sahen wir einen Teil einquartiert, und die Bagage weiter passieren. Bei Tische machte die Mama scheele Gesichter, weil ich fuhr. Nach Tische blieb ich bis 5 h, ging mit Klimbke und Tonerl auf die Bastei, den Abend auf die Akademie der Auernhammer, wo die Harfnerin Müller recht artig spielte. Der Casanova war da, welchen ich nach Hause begleitete. Die Musik dauerte bis 10 h und Papa murrte. Band 02 (II.), Seite 14r
597 1799 3 26 Schön, heiter. Um 7 h ritt ich mit dem Tonerl spazieren. Um 8 h ging ich zum Gönner, dann zum Schmied. Den ganzen Vormittag war ich bei und mit Fellner (?). Ich unterhielt mich mit Therese, ging mit selber in den Banco und sprachen offen und mit Herzlichkeit zusammen. Er versprach mir, falls hier alle Bande reißen, für mich zu sein; welche Beruhigung für mich ! Mittags waren wir froh und munter, unterhielten uns angenehm. Nach Tische ging ich zum Gönner, von da spazieren auf die Bastei, dann mit Therese, Nina, der Mama und der Harfnerin Müller zu selber. Therese fuhr nach Hause, ich ging ins fürstliche Haus, zu Collet, wo ich mich recht angenehm unterhielt; am Ende waren Casanova und ich allein. Ich empfahl mich und ging ins Kärntnertor-Theater; Therese, Nina, die Urbainschen, Agnes und Klimbke waren da. Therese und ich unterhielten uns recht angenehm; ich fühlte im höchsten Grade Vergnügen und fühlte, auch Theresen Vergnügen zu machen. Nach dem Theater begleiteten wir sie nach Hause. Klimbke und ich gingen zu den Drei Hakken soupieren und waren erst um ½ 12 h zu Hause. Band 02 (II.), Seite 14r
598 1799 3 27 Ein kalter, nebliger Tag. Um 7 h fuhr ich zu Klimbke, mit selbem zur Rubana und dann nach Schönbrunn, um die Russen und den eben angekommenen Feldmarschall Suworow zu sehen, der aber nicht erschien. Erst um 12 h kamen wir zurück. Unglaublich ist das Gewühl von Menschen, Reitern und Wagen gewesen und dauerte bei zwei Stunden. Nach unserer Rückkunft gingen Klimbke und ich auf die Probe vom Zieglerschen neuen Stück. Bei Tisch gab’s Verdruss, weil ich in Schönbrunn war. Um 4 h ging ich mit Tonerl ins Burgtheater. Man gab zum ersten Mal „Das Gastrecht“, Schauspiel in 5 Aufzügen. Ziegler, Lang, Weissenthurn, Brockmann und Klingmann wurden vorgerufen. Das Stück gefiel so ziemlich; ich nahm es besonders in Schutz. Platzer arbeitete sehr schön; die Erscheinung des Geistes machte nicht die gehoffte Wirkung. Casanova und Franzel unterhielten mich recht gut; wir schwätzten zusammen. Nach dem Theater eilten wir nach Haus. Band 02 (II.), Seite 14v
599 1799 3 28 Kalt und feucht. Früh von 6 bis 12 h arbeitete ich ununterbrochen. Elsler besuchte mich; wir frühstückten zusammen Schokolade. Nach 12 h ging ich zu Klimbke, dann zum Gönner, bei welchem ich lange blieb und mit ihm ausging. Beim Spöttl kaufte ich für meine Mutter eine Salami, welche ich ihr zum Geschenk mache. Mittags und nach Mittag ging es kalt zu. Therese, welche stets sich und mich mit Chimären plagt, hatte tausend Phantasien im Kopf und so gab es stets Disput. Um 5 h besuchte ich Petrowitz, blieb bis 6 h, ging ins fürstliche Haus; aß Würstl. Machte mich dann nach 7 h ins Kärntnertor-Theater, wo zum 2. Male das „Gastrecht“ gegeben wurde. Die Vorstellung ging sehr mittelmäßig, der Geist erschien gar nicht. Am Ende wurden die gestern Vorgerufenen wieder vorgerufen. Therese und die Mama waren im Theater, Nina kam später. Ich begleitete sie nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 14v
600 1799 3 29 Kalt und Regen. Von 6 bis 12 h arbeitete ich mit angestrengtem Fleiß, dann machte ich mich zu Klimbke in die Kanzlei, zum Gönner. Bat Hammlin (?) für mich Cotton auf 2 Kleider zu kaufen. Kam mit Gewey zusammen, wir schwätzten, besuchte Casanova. Zur Mama ging ich; niemand war zu Hause, erst um 2 h kamen sie aus der Probe. Nach Mittag kam Agnes. Ich ging mit ihr ins Kärntnertor-Theater; man gab „Die Indianer in England“, Madame Unzelmann trat als Gurli auf. Mir gefiel sie nicht, denn sie verfehlte den Charakter der Gurli als ein sanftes, unschuldiges, reines Mädchen ganz und macht ein freies, mutwilliges und ausgelassenes Mädchen, ganz wider den Geist, der in der Rolle liegt. Im Theater plauderte ich mit Klimbke, Mayer und Cleynmann. Therese und Nina spielten im „Opferfest“. Nachher ging ich mit Kutschersfeld nach Hause. Heute schrieb ich ein Gedichtchen zu Theresens Geburtsfest. Band 02 (II.), Seite 14v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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