Strenge Kälte. Um 5 h waren der Bruder und ich schon aus dem Bette und zogen uns beide in Gala an, obwohl unsere Herzen tief trauern. Missmut und düstere Aussichten in die Zukunft werden mich vollends unglücklich machen, wenn sich dieses Jahr nicht froher wendet, als selbes anfängt. Therese ist mein letzter Gedanke im verflossenen und mein erster in diesem neuen Jahr. Das edle Mädchen schätze und liebe ich so innig. Meine Geschenke an andere (?), Friseur, Barbier, Hausmeister, Sepherl, Lenerl etc. teilte ich aus Um 8 h fuhren Kutschersfeld, Sohn, Bruder und ich in die Stadt, wir frühstückten beim Geyersperg in der Zuckerbäckerei. Beim Fürsten, Fürsten Paul, Fürstin und Leopoldine war ich, meinen Neujahrswunsch abzustatten. Um ½ 10 begann der Zug nach Hofe. Feierlich und glänzend war er. Nach selbem ging ich gleich zur Mama; mit herzlicher Freude wurde ich aufgenommen. Dann ging ich nach Hofe im Rittersaale, um Therese singen zu hören. Sehr brillant war alles versammelt. Sie sang sehr schön, sehr kunstvoll .Nach 2 h ging ich in das fürstliche Haus, zog mich um; dann zum Speisen; es war alles ziemlich froh. Heute war ich bei Tische, da von Theresens Gesang und gutem Herzen die Rede war, ganz gerührt; Tränen fielen aus meinen Augen. Es war eine herzliche Familienszene. Gott ! Trennung von ihr würde ich nicht vertragen. Nachmittags kamen Maurer, Agnes, später Salieri. Therese und Konsorten gingen ins Burgtheater; das „Neue Jahr“ zu sehen. Wegen Krankheit von Lang wurde das Kärntnertor-Theater gesperrt; es sollte das „Mädchen von Marienberg“ gegeben werden. Ich fand keinen Platz und erwartete sie zu Haus. Um 8 h kamen sie; wir plauderten, soupierten; mein Bruder kam auch. Mein Schlaf war sehr unruhig.
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Kalt. Früh und vor Mittag arbeitete ich ununterbrochen, schrieb Siess zum Neuen Jahr. Liebisch besuchte mich; mit diesem ging ich um ½ 12 h in die Stadt ins fürstliche Haus. Dann in die Theaterkanzlei, wo ich Freibilletts für das Theater schreiben half. Nach 1 h ging ich zum Speisen. Therese war bei der Traun, sie versprach ihr, sich für uns zu verwenden; möchte es doch bald werden, denn in der Nacht habe ich keinen Schlaf und am Tage keine Ruhe zum Arbeiten ! Nach Tische kam mein Bruder. Er ging mit einem Billett zum Fellner; ich zum Gönner; er sagte mir, wegen Braun sei es noch nicht richtig, Carl Zichy wolle rangieren, vielleicht geschieht auch noch etwas anderes; Gutes kann nicht mehr geschehen, daran zweifle ich schon. Abends war ich im Kärntnertor-Theater, da kamen Escherich, Mayer, Pfersmann. Wir sprachen vom Theater, der Ökonomie, der Abdeckung des Podiums mit grünem Zeug. Dann ging ich mit Mayer ins Burgtheater „Griselda“. Ich sprach und küsste Therese, das gute Mädchen, dann gingen wir zusammen ins Kärntnertor-Theater „Die beiden Figaro“; ich unterhielt mich wenig. Am Ende kam Klimbke; wir soupierten etwas beim Klapper (?). Ich gab ihm 10 fl. vom Gönner für Austeilungen; halben Wegs begleitete er mich nach Hause.
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Heute ist es nicht so kalt, wie diese Tage; es schneit. Früh arbeitete ich, dann kam Kutschersfeld, wir zankten ein wenig wegen Heu, glichen uns aber wieder aus. Er versicherte mich, wegen meiner Verbindung heute zu reden. Ich verzweifle an allem. Um ½ 12 h fuhr ich in die Stadt. Lang schrieb heute aus dem piemontesischen Ivrea (?) und schloss einen Brief an Nina und die Familie Gassmann ein. In der Kanzlei hörte ich, dass die französischen Spektakel verschoben sind, Klimbke begleitete mich zum Speisen und zerschlug eine Bouteille Ofner, welche er im Sakke trug; glücklich war er noch, denn er zerschlug die Bouteille, ohne das Kleid zu verderben. Nach Mittag waren wir bis 6 h bei der Mama; wir spielten Mariage und ich gewann. Therese, das gute Mädchen, gab mir ein niedliches Billett zum Jahreswunsch, welches mir recht wert ist. Abends ging ich ins Burgtheater, die „Entführung“ zu sehen. Klimbke, dessen Bruder und ich soupierten beim Klapper (?); mein Bruder kam nach. Wir erzählten die gestrige Affäre im Jägerhorn, mit der Maus im Kohl. Um 10 h gingen wir nach Hause.
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Es regnet und schneit zusammen. Um 6 h schickte uns Kutschersfeld den Pferdestand, er und sein Sohn schmiedeten einen zusammen und der Bub fuhr damit zum Fürsten. Welche neue Schikane ! Er hat den Plan, seinen Buben in Tätigkeit zu setzen. Dieses Gewebe ist leicht zu durchsehen; vielleicht gelingt es ihm auch. Alles quält und ich stehe allein, von den Stürmen des Schicksals schon halb entwurzelt. Hoffnung, diese leidige Zuflucht allein, ist meine einzige Stütze, die mir noch übrig ist. Ich bin doch recht traurig ! Liebisch besuchte mich einen Augenblick. Um 11 h bekam ich die Mängel vom 3. Vierteljahr, las selbe und fand sie unbedeutend. Klimbke schickte ich zwei Bouteillen Slivovitza. Um 1 h ging ich zum Speisen und hörte, dass die Traun Theresen augenblicklich rufen ließ. Als Therese von der Probe zurückkam, erzählte sie, dass die Traun im Ton der Chatinka eine Bittschrift unserer Verbindung wegen machte, welche sie der Szilinska wegen Einreichung von ihrem Geburtstagsfest schicken wird. Die Mutter machte scheele Gesichter und ich verzweifle schon an allen guten Erfolgen, weil mir gar nichts gelingt. Bis ½ 6 h blieb ich da, dann ging ich ins Burgtheater, das „Neue Jahr“ zu sehen; aus Missmut schlief ich. Nach dem Stück gingen Klimbke, Bruder und ich zum Klapper soupierten; mein Bruder kam nach und um 9 h gingen wir nach Hause. Über den Erfolg der Bittschrift dachte und wachte ich die ganze Nacht; ich habe so gar keine Hoffnung.
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Regen und Schnee. Um 9 h fuhr ich in die Stadt, zum Fürsten unterschreiben, dann ging ich zum Gönner. Kutschersfeld sprach heute wegen meiner Verbindung mit dem Fürsten, welcher wieder tausend Einwendungen machte. Er nahm sich meiner warm an. Mit dem Fürsten sprach ich nichts. Ich mag ihn gar nicht sehen. Um 12 h ging ich in die Theaterkanzlei, plauderte bis 1 h; dann zum Speisen. Nach Mittag wurde gespielt. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater; man gab „Svizzeri“ und „Hercules“; Giáy, Gio mit seinem Mädchen und Schwester, Jaquet waren auf dem Theater; mit diesen plauderte ich. Nach dem Theater trollte ich mich gleich nach Hause und hatte eine elende schlaflose Nacht
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).