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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
571 1799 2 28 So viel Regen und kalt wie gestern. In der Nacht ging der Stoß bis unter die Leopoldstädter Brücke, da setzte er sich wieder; das Wasser fiel um einen Schuh. Gestern Abend retteten unsere Postknechte 9 Wägen aus des armen Brandmayers Schupfen, der durch das Wasser einen Schaden von mehr als 1000 fl. hat. Gestern beim Nachhause fahren gewährte uns die von Fackel erleuchtete Donau, Leopoldstadt, Roßau und der Zimmermannswerkplatz einen prächtig schauerlichen Anblick. Man erleuchtet alles, um den auf Treppen gehenden Leuten den Weg zu zeigen und so größerem Unglück vorzubeugen, das Steigen und Fallen des Wassers genau zu beobachten und den Zimmerleuten zu leuchten, welche alle an Treppen und Schragen arbeiten. Artner, der Gärtner von Kittsee, Tonerl und ich frühstückten zusammen Schokolade. Bis nach 11 h arbeitete ich, dann fuhren Tonerl und ich auf die Landstraße, das Wasser zu beobachten. Der Stoß hob sich früh nach 9 h, riss aber einen Teil der Weissgärberbrücke weg. In eben diesem Augenblick fiel das Wasser und das Ende der Verwüstungen rückte heran. Nachher in die Stadt, besuchte Klimbke und mit selbem den kranken Bergopzoom, welcher in der Kärntnerstraße No. 1025 im zweiten Stock wohnt. Zum Speisen kam ich erst um ½ 2 h. Man machte etwas scheele Gesichter und die Mama wegen Warten (?) sehr beißend, dies verdross mich sehr. Nach Mittag besuchte ich Weidmann, blieb ein paar Stunden, ging wieder zur Mama. Da las ich Theresen aus der Naturgeschichte vor; Nina war bei der Klob. Nach 9 h ging ich zum Taroni, dahin kam Kutschersfeld. Ich blieb noch ein Weilchen, um mit Klimbke zu schwätzen; dann gingen wir nach Hause. Abends hatte sich das Wasser schon ganz verloren; Gott sei Dank, dass das Elend vieler Menschen schon gemildert wurde. Zu Hause plauderten noch Artner und ich und erst spät schliefen wir ein. Band 02 (II.), Seite 10r
572 1799 3 1 Kalt und trübe. Schon um 6 h kam der Pfleger Jungmann (?); später frühstückten wir zusammen. Ich arbeitete bis 11 h, fuhr dann in die Stadt, kaufte 4 silberne Kaffeelöffel, kosten 5 fl. 18 x und wiegen 3 5/16 Lot. Um 12 h ging ich zu Klimbke, las dort die beiden ersten Akte von „Die beiden Klingsberg“, welche mir sehr gefielen. Mittags bei der Mama, ging so mittelmäßig. Nach Tische besuchte ich Dines (?) und Klingmann, welchen ich noch sehr übel fand; blieb ein paar Stunden. Wir unterhielten uns von Eisenstadt sehr gut; er versprach mir, mich zu besuchen, dies freute mich. Abends waren bei der Mama die Schmidtmayerischen und Agnes. Wir unterhielten mit den Prospekten von Rom, mit dem Modenbuch. Nach 9 h ging ich nach Hause. Im Hause fand ich den Jungmann, Artner kam erst um 11 h. Wir unterhielten uns mit Plaudern und schliefen erst um 12 h ein Band 02 (II.), Seite 10v
573 1799 3 2 Ein schöner, heiterer Morgen. Um 7 h frühstückten wir, dann fuhren meine Gäste nach Kittsee zurück. Ich arbeitete bis 12 h, ging dann zu Klimbke, um ihn wegen der 10 (?) fl. von Pfersmann zu mahnen. Ich tat’s, erhielt aber nur leere Versprechungen. Dies und der Verlust von 100 fl. noch obendrauf machten mich missmutig, ich war den ganzen Tag nicht gut gestimmt. Mittags aß die Müller da, nach Tische fuhren wir in die Leopoldstadt, Weissgärber und dann in das Rote Haus spazieren, die Müller war auch mit von der Gesellschaft. Wir tranken bei mir einen Tee und fuhren nach Hause. Ich ging ins Kärntnertor-Theater; man gab zum ersten Mal die „Rückkehr“ (?) von Bräunl (?) und die „Maskerade“ (?). Das Theater war voll und das Stück gefiel. Nina, Mama und Agnes kamen auch, auch Tonerl war eine Zeitlang da. Ich führte Agnes nach Hause und tat ein Gleiches. Band 02 (II.), Seite 10v
574 1799 3 3 Die ganze Nacht und heute Morgen schneite es sehr stark. Von 6 bis 9 h arbeitete ich, ging dann zum Fürsten und zum Gönner; fand niemanden zu Hause, den ganzen Vormittag brachte ich vergebens zu. Um 12 h ging ich zu Klimbke, blieb bis 1 h. Er versprach mir bis morgen zu bezahlen, welches ich so sehnlich wünsche. Mittags ging es ziemlich ernst zu; ich war auch übler Laune. Nina war bei Braunmüller. Nach Mittag und abends war ich bei Klingmann. Dass ich nicht bei Therese blieb, gab Verdruss und Vorwürfe. Ich unterhielt mich mit Klingmann recht angenehm, blieben bis 10 h beisammen. Geburtstag der Agnes, welcher ich ein kleines Billett schickte; übrigens war heute ein fataler Tag. Band 02 (II.), Seite 10v
575 1799 3 4 Kalt aber heiter. Um 6 h stand ich auf, arbeitete, schrieb meiner Mutter. Um 9 h ging ich in die Stadt, zum Fürsten und Gönner; dieser ersuchte mich, gleich zu Haydn zu fahren und für ihn 2 Logen bei der Aufführung der „Schöpfung“ zu bestellen; diese verhieß mir Haydn. Als ich zurückkam, ersuchte mich der Gönner abermals bei ihm zu warten, bis er zurückkäme, und er kam erst mittags nach 2 h. Ich ging zum Speisen, wir blieben beisammen. Nina, Therese und Agnes sahen „Die beiden Billetts“ an; indessen kam Tonerl, wir sahen die Naturgeschichte an. Um 8 h kamen die Mädchen nach Hause. Wir unterhielten uns mit Kartenkünsten, soupierten; kamen um 10 h nach Hause. Band 02 (II.), Seite 10v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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