Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 526 - 530 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
526 1799 1 14 Erst um 9 h stand ich auf, erhielt Besuch von Rhode. Tonerl kaufte für die Mama Schwarzwildpret. Die Handler schickte ich durch die Kimlin auch hinein. Ich ging nach 12 h zu Klött (?), mit Kratky (?) zu Liebisch. Klimbke machte mir kränkende Vorwürfe wegen des gestrigen Redoute-Billetts, aber ich konnte es ihm doch unmöglich geben ! Er hört aber die Stimme der Billigkeit nicht und ich schwieg. Mittags schickte ich durch Rhode der Mama 11 Pfund Scharzwildpret, welches uns schon zu Mittag recht gut behagte. Nach Mittag besuchte ich Mollner, war im fürstlichen Hause. Abends ging ich zu Collet, später zur Mama, wo ich den jungen Engel samt Frau fand. Ich soupierte da, unterhielt mich gut und trollte mich um 9 h ins Bett. Band 02 (II.), Seite 2v
527 1799 1 15 Früh um 6 h stand ich auf. Später besuchte mich Kutschersfeld, unterhielten uns zusammen von der Schlittenordnung, welche ich verfertigte. Bis 12 h arbeitete ich, ging zu Pfersmann, avisierte ihm die Ankunft des Specks, gab die 5 fl. für die Austeilung dem Klimbke und dem Patsch (?) Wermut. Wir empfahlen uns bei dem Hause des Grafen, welchen ich besuchte und sehr übel fand. Mittags ging ich zur Petrowitz und avisierte die Erhaltung eines Redoute-Billetts; ging zu Seiler, wo ich Oberstleutnant Müller von Neustadt fand. Mittags war es sehr angenehm. Bei der Mama machte ich die Nummern zur Schlittenordnung, quadrillierte Theresens Schal. Ging zu Marinelli, wo Baumann zu seiner Einnahme „Hans Dachel“ mit Musik von Tuczek (?) gab, eine höchst elende Farce, die auch missfiel. Nach dem Theater kam ich mit dem Fürsten Lichnowsky zusammen, begleitete ihn ein Stückchen; trollte mich dann nach Haus. Band 02 (II.), Seite 3r
528 1799 1 16 Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 10 h. Fuhr mit Kutschersfeld im grünen Schlitten in die Stadt, fuhr zur Mama um die Nummern und die Redoute-Billetts, mit selben zum Seiler, welchen ich angenehm überraschte und auch dorten die Agnes fand. Im Haus ging ich ins kleine Speisezimmer, legte die mit Bändern gebundenen Nummern in einen silbernen Topf, ließ die Damen ziehen und verfertigte danach die Liste; es waren 20 Schlitten. Ich fuhr auf die Landstraße, schrieb mit Lichtscheindl und Marton Listen. Dann für uns Tafel bei der Säule, wir waren 20 Personen. In der Landstraße war Tafel in 3 Teilen für 50 Personen. Nach 5 h geschah die Schlittenfahrt mit Fackeln. Fürst Esterházy, dessen Equipage die schönste war, fuhr zuerst. Sie fuhren zum Fürsten Paar, nahmen dort die Fackeln und fuhren durch die meisten Hauptstraßen und Plätze. Um ½ 7 h ging ich zum Grafen Carl, brachte ihm eine Liste und erzählte ihm die ganze Schlittenfahrt. Brachte dann der Petrowitz das Billett in die Redoute. Einen frohen Augenblick hatte ich, als ich abends die Schlittenfahrt auf dem Burgplatz sehen wollte, kam Therese ins Theater gefahren. Ich war beim Assteigen, sprach mit ihr ein paar Worte, drückte ihr die Hand; dann trieb die Mama sie gleich fort. Nachher ging ich ins Kärntnertor-Theater und sah die letzten zwei Aufzüge vom „Rächenden Gewissen“. Lang hatte seine Rolle schlecht memoriert, wurde am Ende dennoch mit dreimal Klatschen empfangen; Koch, dann Weissenthurn wurden vorgerufen. Nach dem Theater fuhr ich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 3r
529 1799 1 17 Früh stand ich auf, arbeitete bis 12 h, Tonerl arbeitete bei mir. Ging dann zu Klimbke und brachte ihm 2 Bouteillen Slivovitza, welche ihm sehr willkommen kamen. Ich las bei ihm Kotzebues Verteidigung über die Anklagen der Hofschauspieler, welche sehr bündig, dem Geiste eines Kotzebue würdig ist. Bei Tisch waren wir sehr guter Laune; die Mama erzählte mir, dass sie mich morgen mit der Cavalieri besuchen werde. Beim Grafen war ich auch, er war sehr gnädig, ich fand die Gräfin und alle 3 Comtessen da, welche mich gnädig aufnahmen. Nach Tisch war ich bei der Petrowitz, brachte ihre Bücher; ging zu Klimbke, war da im Kärntnertor-Theater, wo die „Edle Rache“, 2. Akt gegeben wurde, dann „Alcina“. Nach der Oper sah ich einen ganzen Akt von „Hamlet“. Klingmann spielte vortrefflich; ich unterhielt mich mit ihm recht angenehm; nachher ging ich wieder ins Ballett, nach Endigung desselben mit Tonerl nach Hause. Band 02 (II.), Seite 3r
530 1799 1 18 Früh stand ich auf. Um 8 h kam Kutschersfeld, machte scheele Gesichter, dass ich vorgestern beim Grafen Carl war und ihm die Schlittenlisten brachte. Dies verdross mich selbst, denn ich kann solche Anfälle von Misstrauen nicht ertragen. Um 9 h schickte ich die Handler mit dem Ignaz und der Kimlin in das Allgemeine Krankenhaus, wovon sie mir eine schreckliche Schilderung machten. Fritz besuchte mich, er fuhr mit mir um 11 h in die Leopoldstadt, ließ den Heinl (?) absteigen und der Redlich Billetts zum Neuen Jahr und den 4.Teil des „Friedrich“ bringen. Von da fuhr ich zu Klimbke. In der Kanzlei war Probe von der „Johanna“. Ich avisierte Pfersmann nun die Ankunft des Specks, Mehl und Bohnen, kaufte Zuckerwerk und ging zum Speisen. Nach 3 h fuhren wir zur Cavalieri, welche mich sehr galant empfing und mit unserer Compagnie mich besuchte. Ich unterhielt unsere Gesellschaft mit Besichtigung unserer Schönheiten, Plaudern, freute mich, Therese bei mir zu haben und fuhren erst nach 6 h nach Hause. Am Abend bis 9 h blieb ich bei der Mama, spielte mit Therese, unterhielt mich angenehm; trollte mich dann nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 3v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b