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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
541 1799 1 29 Kalt und neuer Schnee; welche unglaubliche Abwechslung des Wetters ! Ich schlief wenig und sehr unruhig, fühlte abwechselnd brennende Hitze und Frost. Fleißig nahm ich das Dekokt und fühle trotz des öfteren Abführens so wenig Besserung. Früh brachte mir ein Bote von Brunano ein Paket mit 4 Pfund Schokolade, welches von dem gestrigen Regen so nass war, dass es beinahe zerfloss; dennoch überraschte mich die Attention recht sehr. Der Bote brachte mir DelRios Ankunft zu wissen, welchen ich bitten ließ, mich um 11 h zu besuchen. Später kam Tonerl; ich gab ihm Jahns Konto zu pervisieren (?); ich aber kopierte des Gönners Arbeiten und war noch nicht fertig, als DelRio kam. Er blieb ein Weilchen, dann fuhren wir zusammen zum Brandmayer, welchen wir nicht zu Hause fanden. Beim fürstlichen Hause stieg ich ab, hier empfahlen wir uns; er reist heute schon wieder zurück. Ich ging wegen Haber zu Burgerth und Mericzay, dann zu Klimbke, wo ich des Gönners Arbeit vollendete, bis auf ¾ auf 2 h allein in der Kanzlei blieb und dann erst selbe zum Gönner trug, mich aber gleich empfahl und zum Speisen ging. Ich aß eingemachtes Hähnel mit Ragout mit viel Appetit; nach Mittag blieb ich da. Gab des Gönners Bedienten Anton und Gottlieb jedem ein Redoute-Billett, dann auch Seiler jenes von Weidmann. Therese und Nina spielten im „Ciabattino“; ich schlief auf dem Canapé und harrte ihrer. Um ½ 10 h gaben Kutschersfeld und ich Rendezvous beim Taroni und von da fuhren wir zusammen nach Hause. Abends befinde ich mich immer besser als früh. Band 02 (II.), Seite 5r
542 1799 1 30 Es schneit außerordentlich stark. Zur besseren Pflege meiner Gesundheit beschloss ich, heute in Gottes Namen zu Hause zu bleiben. Schrieb an Therese und Klimbke, berichtete ihnen die Umstände, schrieb, dass ich wenig und sehr unruhig schlief, viel Hitze habe, mich freue ihn zu sehen und dass ich morgen durch Tonerl ihm Weidmanns Billett schicken werde. Um 11 h kam Tonerl, brachte mir ein Billett von Therese, worin sie mich beschwört, morgen nicht in die Redoute zu gehen. Sie schrieb so herzlich, bat mich so dringend, dass ich ihrs unmöglich versagen konnte. Übrigens arbeitete ich, unterhielt mich mit Lesen und suchte alles, meine Langeweile zu verjagen. Die Kimlin schickte ich auch mit Aufträgen in die Stadt; sie kam erst nach 12 h zurück und brachte mir von Therese den 2. Teil von „Elisa“. Nachher besuchte mich Klimbke, erzählte mir den Faschingsstreich von der Abderiten Ausschuss: dass sie bei der Generalprobe, nach schon angeschlagenen Zetteln, mittags um 12 h das neue Stück von Goethe „Die Mitschuldigen“ – auf der Wieden gab man es unter dem Titel „Alle strafbar !“ – abstellten, weil Brockmann sagte, es wäre zu niedrig, voll Zoten und man könne es auf keinem Hoftheater geben. Das ist mehr als dumm ! Klimbke blieb bis ½ 3 h; wir schwätzten von sehr ernsthaften Sachen, ich unterhielt mich sehr angenehm. Zu meinem Vergnügen fühle ich Hunger und sehne mich schon nach dem Pfau (?), der mir von der Mama Essen bringen soll. Erst um 4 h bekam ich Essen; da machte Tonerl den Vorschlag, die Mama abzuholen und sie samt Therese und Nina zu mir zu führen: gedacht und auch ausgeführt. Um 5 h war er schon mit ihnen im Zimmer, ich freute mich Therese zu sehen. Krug war eben bei mir und verschrieb mir Arzneien; sie komplimentierten sich, schwätzten ein Weilchen und Krug empfahl sich. Sie tranken bei mir Kaffee, wir plauderten und so unterhielten wir uns bis ½ 8 h. Sie fuhren nach Hause, Tonerl begleitete sie, brachte mir eine Suppe und blieb bis 9 h bei mir. Band 02 (II.), Seite 5r
543 1799 1 31 Die vergangene Nacht hatte ich einen unglücklichen Traum: meine Mutter sei gestorben; übrigens aber schlief ich ganz wohl, befinde mich früh besser, doch fühle ich noch etwas Kopfschmerzen. Bis nach 10 h blieb ich im Bette um zu dunsten, dann schrieb ich Theresen und schickte damit Tonerl hin; auch zu Klimbke, welcher mir einen Besuch verhieß. Später kam Krug, wir schwätzten ein Weilchen; er erlaubte mir, morgen auszugehen und riet eine Wiederholung der gestrigen Arznei. Sonst arbeitete ich, schickte die Kimlin um das Mittagessen, gab ihr die neue Stückrahm (?) mit und ein Billett an Therese. Kalt und glatteisig ist es heute; ich besorge nur, die Kimlin falle, weil sie so viel Geschirr trägt. Sie kam aber glücklich, brachte mir das Krankenmahl; ich aß mit vielem Appetit; arbeitete nachher bis 6 h, da überraschten mich Pfersmann, Mayer und der Feldpater mit einem Besuch, welcher mich herzlich freute. Ich bediente sie mit Wermut und Slivovitza, und empfahlen sich wieder. Therese mit den Ihren speisten beim Großhändler Weinhandl (?), und dies ist das Hindernis, warum sie mich nicht besuchten. Heute war ich den ganzen Tag allein und unterhielt mich stets mit Arbeiten. Erst um 8 h kam Klimbke, blieb bis ½ 10 h; er traf mich in Nachdenken versunken bei meinem Schreibtisch. Wir unterhielten und zusammen recht angenehm, schwätzten von den Folgen des Krieges, von Störung der Ruhe und dergleichen. Als er weg war, legte ich mich gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 5v
544 1799 2 1 Ich schlief besser als die vorigen Nächte; frühstückte mit gutem Appetit und blieb bis 12 h im Bette, zog mich an und fuhr zu Klimbke. Dann besuchte ich den Gönner. Von da ging ich zur Mama. Ich befand mich ganz wohl und blieb bis 6 h, ging mit Tonerl ins Burgtheater ins „Opferfest“; Walther und Klimbke kamen auch dahin, mit diesen unterhielt ich mich. Nach dem Theater fuhren der Papa und ich nach Hause. Von Therese erhielt ich einen Brief mit tausend Entschuldigungen für ihre Mutter, die sicher ihrem Herzen Ehre machen, in keinem Falle aber die Dummheit und den Despotismus weder bei mir noch bei jedem anderen vernünftigen Menschen entschuldigen. Band 02 (II.), Seite 6r
545 1799 2 2 Ich bin nun viel besser; Gott sei Dank, dass ich mich wieder erholen konnte. Mein Ass macht mir eben viel Schmerzen und geniert mich besonders beim Gehen. Um ½ 9 h stand ich auf und fuhr zu Fürsten in die Stadt, aufschreiben zu lassen. Vom Fürsten ging ich zu Klimbke, zum Gönner, dann Speisen, wo ich bis abends ½ 10 h blieb. Therese und Nina spielten in der „Edlen Rache“, ich blieb mit Tonerl zu Hause, und weil nur ein Akt war, kamen sie um 8 h wieder. Band 02 (II.), Seite 6r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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