Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [501]

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1798
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Kalt und heftiger Wind. Vor 6 h stand ich auf, setzte mich zur Arbeit und arbeitete sehr fleißig bis 12 h, dann ging ich zu Klimbke in die Kanzlei. Heute schrieb ich dem Zehetner, schloss einen Aufsatz vom Obersten (?) samt Kalender und Neujahrsbillett bei. Der Gang in die Stadt war heute ein Verdienst; es wehte so sehr, der Schnee fiel so heftig, dass man kein Auge öffnen konnte. Von Klimbke erfuhr ich die von Braun bestimmte Wahl eines Ausschusses von 3 Männern, dann den Verweis, welchen die deutschen Schauspieler wegen so unverständigem (?) Betragen gegen Kotzebue erhalten haben. Bei Tisch waren wir ziemlich munter; nach Tisch las ich, piquetierte ein Weilchen mit der Mama. Dann kamen die Umlaufischen; da war Therese kindisch genug, zu eifern, welches mich sehr beleidigte. Nach 6 h ging ich mit Tonerl in die Akademie zum Jahn, welche der Knabe Formatko (?) und der Oboist Grohmann (?) gaben. Therese sang eine Arie von Salieri und ein Rondeau von Cimarosa, und sang mit viel Kunst und Annehmlichkeit. Der Saal ist wirklich recht niedlich zugerichtet. Wir führten die Umlaufischen nach Hause; beim Hause rief Therese „Ich wünsche, gut nach Hause zu kommen !“; ich fühlte Ton und Argwohn und ward auf’s neue böse. Die Mädchen stiegen in der Salvatorgasse ab und wir fuhren nach Hause.
Band 01 (I.), Seite 66r
21.12.1798
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