Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [502]

502
1798
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Kalt und windig. Von 6 bis 12 h arbeitete ich ununterbrochen, fuhr in die Stadt. Brachte Theresen den versprochenen Fußsack (?), machte Klimbke eine Visite, fand in der Kanzlei einen Teil der Gesellschaft versammelt, welche von der „Selbsttäuschung“ Probe hielten. Recht angenehm unterhielt ich mich mit Koch, Mayer, Klingmann und Klimbke bis 1 h; dann begleiteten sie mich zum Speisen. Auf dem Wege gesellte sich noch ein Bettelweib zu uns, welche auf Anstiften der anderen uns nicht vom Halse ging, bis zum Deutschen Hause folgte, wo mir gerade Therese entgegen kam. Nach Tische – Mama lag im Bett – wurde mir die Ehre angekündet, morgen nach Mittag und Abend mit der Mama zu piquetieren, worüber ich nicht wenig entrüstet war. Um 4 h ging ich zu Klimbke, fand Mayer, wir schwätzten zusammen bis ½ 6 h, dann machte ich mich in die Sozietätsakademie. Haydns Militärsymphonie war das Beste, ziemlich gefiel auch das Concertino mit der Mandolin und organisierter Trompete. Teybers Direktion auf dem Pianoforte war äußerst elend und verwirrt, und die Kantate der Kaiserin ging ganz par terre. Niemand als Therese erhielt Beifall. Nach der Akademie fuhren Tonerl und ich mit dem nämlichen Wagen, mit welchem selber Therese, Nina und Agnes in die Akademie führte, die beiden Umlauf, wozu sich Baber gesellte, nach Hause. Wir taten ein Gleiches. Zu Hause arbeitete ich noch ein wenig, ordnete manches und legte mich erst nach 11 h schlafen. Heute ließ ich dem jungen Brandl zu seiner Reise nach Petersburg eine schwarzlederne Kappe machen, die ich ihm morgen geben werde.
Band 01 (I.), Seite 66r
22.12.1798
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