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Anzeige von 471 - 475 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
471 1798 11 21 Kalt und viel Schnee in der Vorstadt, in der Stadt aber viel Kot. Ich hatte wegen Heu- und Haberlieferung sehr viel zu tun, arbeitete bis nach 12 h und ging dann zu Klimbke wegen Billetts. Mittags aßen wir zusammen. Ich war über das despotische Betragen der Mutter sehr verdrießlich. Nach Tische gingen wir zur Petrowitz, blieben bis nach 7 h und unterhielten uns sehr angenehm; ich vergaß darüber der Mama argwöhnisches Betragen. Bei unserer Rückkehr war Besuch von Frau v. Urbain und beiden Töchtern. Um der guten Therese nicht wieder Verdruss zu machen, begleitete ich sie nach Hause, blieb beim Souper, empfahl mich aber gleich nach 9 h. Zu Hause las ich noch und schlief recht gut ein. Abends fror es. Band 01 (I.), Seite 61v
472 1798 11 22 Heiter und strenge Kälte. Um 6 h stand ich auf, arbeitete bis 9 h; Klimbke mit dem Tiroler Hansel frühstückten bei mir. Kittel (?) kam nach; ich gab den Fächer ab, fuhr mit Klimbke in die Stadt und gerade zu meiner Mutter. Mit dem besten dankbarsten Herzen machte ich meinen Wunsch zum Namensfeste, gab ihr als einen kleinen Beweis meiner Erinnerung ein schönes weißes Halstuch und einen recht niedlichen Fächer. Dann ging ich in der nämlichen Absicht zur Tante Görlitz im französischen Kostüme. Therese fuhr in die Probe. Ich besuchte Kreutzer und sprach von dem neuen Versuch eines Lustspiels ihres Bruders. Bei Tische ging es sehr ernst zu; die Mama war in hohem Grade fatal. Um 5 h gingen wir mit dem Uhrmacher und Frau zum Marinelli, den 1. Teil der „12 schlafenden Jungfrauen“ zu sehen, welcher sie unterhielt. Nach dem Theater begleitete ich meine Mutter nach Hause bis zur Stiege und tat ein Gleiches. Band 01 (I.), Seite 61v
473 1798 11 23 Schneegestöber. Ich war heute sehr ernst und finster; ich bin froh, die Mama nicht viel zu sehen, ich kann sie nicht mehr vertragen. Die große Kälte und Ökonomie im Holz bewegen mich im Arbeitszimmer zu schlafen, ich zog also heute heraus. Im Hause gefiel es mir bis 12 h zu bleiben, obwohl ich zum Arbeiten keine Neigung fühlte. Dann ging ich zur Mama und mit meiner Mutter zum Uhrmacher speisen. Als ich zur Mama kam, traf ich Therese im Vorhause. Ich begleitete sie zur Weidmann und schied beim Hause. Nach Tische besuchten wir den Brandl, sahen den Markt an, gingen ein Weilchen zur Mama, wo die Weidmann war. Von da ins Kärntnertor-Theater, wo man den „Dorfbarbier“ und „Alcina“ gab. Agnes und der Uhrmacher waren darin; ich schlich herum, schwätzte ein Weilchen. Nach dem Theater soupierte ich bei der Mama und kam erst um ½ b12 h nach Hause. Band 01 (I.), Seite 61v
474 1798 11 24 Ein heiterer Tag; der Schnee zerfließt und machte einen fürchterlichen Kot. Ich arbeitete zu Hause bis 12 h, ging dann zum Klimbke, zur Mama und dann erst mit meiner Mutter zur Petrowitz speisen. Bei Tische waren wir recht aufgemuntert, scherzten und so wurde es unvermutet 4 h. Wir empfahlen uns und fuhren mit der Mama, Therese und Nina zu mir. Große Freude machte mir dieser Besuch. Wir tranken Kaffee, unterhielten uns mit der Optik; Tonerl mehrte die Gesellschaft. Um 6 h fuhren wir zur Mama. Ich spielte mit derselben Piquet, meine Mutter, Schwester, Nina Wajta (?). Nach 9 h soupierten wir; dann machte ich mich gleich nach Hause und ins Bett. Es war kalt, schneidender Dezember-Zephyr umzüngelte meine Ohren. Band 01 (I.), Seite 61v
475 1798 11 25 Katharinenredoute. Von 6 bis 9 h arbeitete ich sehr fleißig, ging dann zu Fürst und Gönner, wurde von beiden gut aufgenommen. Dann war ich bei Klimbke, wo mich Pfersmann mit einem Redoutebillett bediente, welches mich sehr überraschte. Bei Tische waren wir ziemlich munter. Nach 4 h fuhren wir in das Marinellische Theater, wo man den 2. Teil der „12 Jungfern“ gab. Nach dem Theater wurde soupiert und von meiner Seite auf die Redoute gegangen. Ich unterhielt mich mit Petrowitz, meistens aber mit Klimbke. Es war sehr voll und lästig, ich fand sehr wenig Muße zu meiner Aufheiterung. Nach 2 h gingen wir nach Hause. Band 01 (I.), Seite 62r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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