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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
466 1798 11 16 Ein heiterer, aber kalter Morgen. Ich arbeitete bis 1 h mittags und ging dann wegen gesperrten Sitzen zu Klimbke und speisen. Um 12 h besuchte mich Pulcherl (?) und brachte mir das Konto ihres Vaters. Nach Tische arbeitete ich bei der Mama an dem Konto bis nach 5 h. Es war die Weidmann, beide Umlauf, Giannastasio, dann auch die Agnes auf Besuch. Wir unterhielten uns ein halbes Stündchen, dann ging ich zu Jahn, fand da die Dorn (?), ein artiges Mädchen, begleitete sie ins Burgtheater. Ich aber begab mich ins Kärntnertor-Theater, fand da die Babett und Madame Müller. Suchte mir ein Plätzchen, legte meinen Hut hin und ging weg. Als ich zurückkam, war mein Hut weg und mein Platz versessen; die ärgerte mich ungemein. Nach dem Theater wollte ich nach Hau-se gehen; beim Schotten aber kam mir Klimbke entgegen. Ich musste mit ihm und Fritsch (?) zu den Drei Hacken speisen gehen. Da fanden wir einen sicheren Patsch, welchen sie mir für einen Expeditor zum Grafen Carl nach Ács empfohlen hatten. Klimbke begleitete mich noch vor das Tor. Es fing heftig zu regnen an; Klimbke kehrte um und ich eilte nach Hause. Band 01 (I.), Seite 60v
467 1798 11 17 Ein kalter, aber heiterer Tag: früh besuchte mich Elsler, ich arbeitete zu Hause bis ½ 2 h, ging dann erst zum Wagner und Schmied und dann speisen. Nach Tisch ging ich mit Elsler zum Haydn nach Gumpendorf. Er war eben im Ausgehen begriffen. Ich begleitete ihn, wir tranken in der Nähe in einem Kaffeehaus Kaffee, dann fuhren wir in die Stadt. Er ging dann zu Quarin, ich ins fürstliche Haus. Wir sprachen vom Theater, von Theresen, von unserer Musik, von den Anekdoten der letzten Stinkenbrunner Jagd. Nach 5 h sah ich das Wunder der Natur der Nanett Stokkerin an, sie ist ein Mädchen aus Oberösterreich gebürtig, 18 Jahre alt, 28 Zoll hoch und 18 Pfund schwer, ist sehr artig gebaut, gesellschaftlich und eine angenehme Figur. Von da ging ich ins Burgtheater zu „Figaro“. Sprach die Brabatz und mehrere Bekannte, unterhielt mich zum Teil mit Agnes, Klimbke. Therese sang sehr angenehm und erhielt großen Beifall. Die Saal wurde in diesem Theater nicht herausgeklatscht. Nach dem Theater führte ich Agnes nach Hause. In der Gasse vor dem Haus kam Therese gefahren. Ich half ihr aus dem Wagen und dankte ihr mit einem herzlichen Kuss für ihren schönen Gesang. Nachher ging ich zum Straußen, weil da Klimbke war, soupierte etwas und ging dann gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 61r
468 1798 11 18 Ein kalter, aber heiterer Morgen; heute Nacht fror es. Ich schrieb meiner Mutter und bat Kutschersfeld, sie Dienstag herauf zu schicken. Klimbke besuchte mich mit einem Tiroler. Sie tranken bei mir Slivovitza, dann spazierten wir zusammen in die Stadt. Nachher ging ich zum Gönner, blieb lange bei ihm; er bestellte mich samt Patsch auf morgen früh. Gegen 12 h ging ich zu den Jungfern und bat sie wegen Aufnahme des Bartl, wozu sie sehr wenig Muße zeigten. Mit Klimbke war ich einen Augenblick in der Kanzlei. Er gab mir den 4. und 5. Akt vom „Petschaft“, welchen ich nicht allerdings goutieren wollte. Beim Speisen ging es sehr ernst zu. Therese war bei Braunmüller. Nach Tische ging Nina auf die Landstraße zur alten Bauer (?), Mutter und ich waren allein; ich las ihr vor. Nach 4 h kam Therese; ich blieb dann noch ein Weilchen. Ging dann ins Kärntnertor-Theater, wo man den „Mann von Wort“ von Iffland gab. Ich verließ meinen Platz der Jeanette, ging ein Weilchen herum, schlief mitunter, sprach mit Klimbke; ging ihm zu Liebe zu den Drei Hacken, fand sie aber nicht und ging gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 61r
469 1798 11 19 So schön wie gestern. Früh stand ich auf, arbeitete und ging um 8 h in die Stadt zum Gönner, führte bei ihm den Patsch auf, mit welchem er sehr zufrieden war. Nachher fuhr ich mit Elsler nach Hause und arbeitete bis ½ 2 h. Bei Tische ging es sehr ernst zu. Nach Tische kam die Frau v. Klob. Die Mama war sehr fatal und mit Therese hatte ich wegen ihrem unanständigen Anzug auch Verdruss. Abends ging ich ins Burgtheater, Therese und Nina gingen auch mit einem mir so gleichgültigen wie unbekannten Fräulein Urbain. Im Theater sprach ich mit dem Hofgärtner, dem Probost (?) und zankte mit Therese. Nach dem „Tag der Erlösung“ begleitete ich Theresen, dann die Fräulein nach Hause und tat ein Gleiches. Band 01 (I.), Seite 61r
470 1798 11 20 Kalt und Schneegestöber. Von 6 bis 11 h arbeitete ich, machte eine Bittschrift dem Ignaz um Pension. Früh um 7 h kam Kutschersfeld, brachte mir Hasen, Tabak und sagte mir, dass meine Mutter heute schon kommen wird, denn er bestellte für sie Maierpferde. Der kleine Wilhelm vom Vetter besuchte mich, ich frühstückte mit ihm, begleitete ihn in die Stadt. Nach 11 h kam ich zum Haim in die Kanzlei und mit selbem zum Janitz ins Theatrallaboratorium, dann zum Platzer, welcher mir sein Nachtstück in Öl gemalen zeigte, die ihren Vater im Kerker säugende Tochter vorstellend, welches für die ständische Galerie bestimmt ist, und darin den großen Künstler nicht verkennt. Hernach gingen wir 3 auf unser Zimmer, dann zum Speisen. Um 5 h kam meine Mutter. Sie wurde von der Mama und den Mädchen recht gut empfangen. Um 6 h ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab die „Holländer“; Bulla spielte den Van der Hoeft (?) ohne allen Beifall; hernach ein komisches Ballett von Clerico „Das Gespenst im Traum“, welches recht niedlich ist und sehr gefiel. Nach dem Theater begleitete mich Klimbke zur Gassmann. Ich soupierte etwas und kam erst um ½ 12 h nach Hause. Band 01 (I.), Seite 61r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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