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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
476 1798 11 26 Erst nach 11 h stand ich auf, arbeitete bis 12 h und ging dann zu Klimbke. Las da ein Weilchen im „Don Juan“ und fand Lipperts Poesie unter aller Kritik. Ich speiste bei der Mama, meine Mutter beim Stöckl (?). Nach Tische besuchte ich Redlich. Abends waren wir zusammen bei der Mama und um 10 h war ich schon im Bette. Müde und schläfrig noch von gestern schlief ich recht sanft. Von der Sepherl erfuhr ich, dass die Agnes mit den Siccardischen auf der Katharinenredoute war. Meine Gewissheit und das Leugnen von allen, dann der Hauptspaß, dass ich sagte, ich wüsste alles von den Siccardischen, machte mich sehr lachen. Band 01 (I.), Seite 62r
477 1798 11 27 Ein heiterer, kalter Morgen. Ich stand sehr früh auf, arbeitete bis 12 h, dann ging ich zu Klimbke und zum Brandl speisen. Bei Klimbke erfuhr ich, ein ordentliches Verhör halte der Braun und jeder Schauspieler solle seine Beschwerden in einem Protokoll mit seiner Unterschrift vortragen. Meine Schwester hatte Kopfschmerzen, blieb zu Hause; ich war also mit meiner Mutter allein beim Brandl; noch waren die Gruber und Amalie da. Wir unterhielten uns zusammen, hatten Spaß. Um 4 h gingen wir zur Mama. Therese begleitete mit Nina die Muhme Reyher (?). Als sie zu Hause kam, gab es wieder Verdruss und Vorwürfe wegen der Kreutzer. Später gingen wir drei ins Kärntnertor-Theater. Man gab die „Beiden Billetts“, „Stammbaum“, beide von Wall, wurden trotz Anwesenheit des Hofes solenn ausgezischt. Nach dem Theater soupierten wir; ich hatte aber mit Therese viel Verdruss. Es regnete und glatteiste, als ich nach Hause ging; doch kam ich gut nach Hause. Band 01 (I.), Seite 62r
478 1798 11 28 Kalt und feucht, und vom nächtlichen Regen spiegelglatt, dass man fast nicht gehen kann..Ich arbeitete bis 9 h, machte mich dann in die Stadt zum Gönner und Fürsten. Ersteren fand ich krank, ich erzählte ihm die Theaterneuigkeiten, dass die Kaiserin dem Salieri ein Requiem zur Aufführung in der Societäts-Akademie übergab, und darin die Therese, Saal und Simoni für die ersten Stimmen verlangte, und mehr dergleichen. Den übrigen Teil des Tages brachte ich mit der Mama mit Piquet-Spielen, Schwätzen zu, soupierte da. Meine Mutter, welche beim Uhrmacher speiste, kam erst später. Ich kam mit viel Gefahr über das Glatteis nach Hause. Band 01 (I.), Seite 62r
479 1798 11 29 Heute ist es sehr kalt und so spiegelglatt wie gestern. Früh besuchte ich Kutschersfeld; wir beredeten uns über die Nachhausekunft meiner Mutter; dann arbeitete ich bis 12 h und ging zu Klimbke. Ich erhielt von Klimbke Billetts zu gesperrten Sitzen, kaufte dann für die Mama braunen Taffet, 15 Ellen zu 22 fl. 30 x zu einem Angebinde und ließ die Nina die Maffioli (?) auf Percal (?) aufziehen und mit schwarzem Papier einfassen. Bei Tische war es sehr ernst. Ich bemerkte Theresens scheele Gesichter wegen einem zerrissenen Zettel; dies verdross mich. Nach Tische kamen Therese und Reyher (?), wir unterhielten uns zusammen bis 5 h; dann führte ich meine Mutter und Schwester ins Kärntnertor-Theater zu „Lohn der Wahrheit“. Ich musste zur Erfüllung meines Versprechens, Schletters neues Stück „ Der Frauenzimmer Liebling“ zu beurteilen. Ich schwätzte, schlief ein Weilchen, kam neben die Gruber und Brandlin zu sitzen, empfahl mich aber gleich nach dem Lustspiel, um ins Kärntnertor-Theater zu kommen, wo ich gerade recht zum letzten Aufzug kam. Ich fand den Klimbke; soupierte etwas bei der Mama, trollte mich dann durchnässt nach Hause, denn es war ein fürchterlicher Kot. Band 01 (I.), Seite 62r
480 1798 11 30 Kalt und heiter. Früh von 6 bis 12 h arbeitete ich, beschenkte den Andres mit einem Angebinde. Ging wegen Billetts für Kutschersfeld zu Klimbke, sprach mit selbem wegen dem Verhör der deutschen Schauspieler bei Braun, ging dann speisen. Nach Tische war wieder ein höchst fades Gespräch über Braun und Kotzebue, welches mich sehr ennuyierte. Später kamen Weidmann und Agnes; um 5 h gingen wir zusammen ins Burgtheater, man gab – vielleicht mit Mändel zu letzten Mal – das „Unterbrochene Opferfest“. Meine Mutter, Therese, Muhme Hitzinger, Agnes und ich waren zusammen. Ich war auf der Oper sehr aufmerksam. Nachher begleiteten wir die Weidmann nach Hause. Soupierten bei der Mama und machten uns im stärksten, stinkenden Nebel nach Hause; es war Punkt 11 h. Band 01 (I.), Seite 62v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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