Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 486 - 490 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
486 1798 12 6 Des Fürsten Namensfest. Um 5 h saß ich schon bei der Arbeit; ich hatte von der vielen Anstrengung Augen- und Kopfschmerzen. Um 8 h fuhr ich mit Kutschersfeld zum Fürsten gratulieren, ging dann zum Gönner; wir diskurierten von Theater, vom gestrigen Vorfall im Kärntnertor-Theater, vom vorgestrigen blinden Feuerlärm auf der Wieden. Fuhr wieder nach Hause; auf dem Wege begegnete mir Kreutzer, ich nahm ihn in den Wagen. Zu Hause fand ich Carl; wir arbeiteten alle drei zusammen. Mittags speiste ich bei der Mama. Nach Tisch arbeitete ich, später besuchte mich Klimbke und Stessel. Letzterer erschien mir so halbwegs bei der Mama zum Speisen, welches mir recht angenehm war. Später kam ich mit Artzt (?) zusammen und wir gingen in das Wiedner Theater, die Oper von Perinet und Woelfl „Der Kopf ohne Mann“ zu sehen; da fand ich die Kreutzer mit dem Bruder, den Siess, den Görög, mit dem zweiten sprach ich viel, er empfing mich sehr freundschaftlich und obeissant (?). Mir war nicht wohl und so schlief ich zum Teil, wozu wohl auch der Unsinn der Oper wesentlich mag beigetragen haben. Nachher ging ich erst noch ins Kärntnertor-Theater, um den Schluss vom „Rächenden Gewissen“ abzuwarten. Am Schluss wurde Lang mit dreimal Klatschen empfangen und Weissenthurn und Mayer hervorgerufen, wozu ich treulich mithalf. Ich fand Mayer und Klimbke und ging mit letzterem zur Rose auf ein gutes Glas Österreicher, wozu sich noch eine Portion Sardellen gesellte. Um 11 h war ich zu Hause und machte mich gleich ins Bett. Es regnet und schneit und macht einen fürchterlichen Kot. Band 01 (I.), Seite 63v
487 1798 12 7 Ein heiterer Morgen. Von 5 bis 12 h arbeitete ich und endete meine so fatale Arbeit. Ruschitzka besuchte mich, dann machte mich in die Stadt zum Stessel; von ihm erhielt ich Peckers „Taschenbuch“, welches mich so überraschte als freute. Ich brachte es mittags zu Therese, welcher es ziemlich gleichgültig schien. Von da ging ich zum Buchbinder und Springer. Bei Tische war es sehr ernst. Mir war nicht wohl und ich aß wenig; nach Tische schrieb ich dem Brunano. Später ging ich zu Leyrer wegen Kalender, dann zum Klimbke kompartieren. Wir arbeiteten bis ½ 9 h, gingen dann in das Ballett „Das Gespenst“, wo die Mama, 2 Töchter und Agnes war; Mama saß auf den Stufen; als sie mich ankommen sah, erhob sie ihre lästige Bürde, um – da sie nicht hören konnte – wenigstens zu sehen, was geschieht. Dies wiederholte sie einige Mal und es verdross mich so sehr, dass ich laut meinen Zorn über diese verdammte Spähsucht ausbrechen ließ, das Ballett nicht auswartete, sondern nach Hause und gleich ins Bett eilte. Band 01 (I.), Seite 64r
488 1798 12 8 Maria Empfängnis, kalt und sehr gefroren. Um 6 h stand ich auf; später kam Klimbke, wir vollendeten meine Kompartierung, schwätzten vom gestrigen Verdruss. Da kam auch Elsler; wir fuhren zusammen in die Stadt; es schneite, dass man kein Auge öffnen konnte. Ich ging zum Fürsten, dann zum Gönner, übergab ihm meine Arbeit, worüber er Zufriedenheit äußerte, welches mir die wünschenswerteste Belohnung ist. Danach besuchte ich Siess, welcher eben im Ausgehen begriffen war, ging mit ihm zu den Michaelern in die Kirche; von da zu Klimbke, sah eine Weile der Probe zur „Petschaft“ zu und ging dann speisen. Bei der Mama war alles in Ordnung; ich hatte seit 8 Tagen zum ersten Mal Appetit zum Speisen. Nach 4 h ging ich zu Klimbke, mit ihm, der Rubana (?) und Compagnie ins Kärntnertor-Theater zum „Rächenden Gewissen“; später kamen die Nanette und Jeanette, Kammerjungfern, dann die Menslin (?). Allen verschaffte ich Platz, erstere führte ich nach Hause. Soupierte beim Spöttl, wohin auch Klimbke kam; wir schwätzten, dann machten wir uns nach Hause. Band 01 (I.), Seite 64r
489 1798 12 9 Vor 6 h stand ich auf, arbeitete bis 9 h, dann ging ich zum Fürsten, ließ unterschreiben, erhielt aber kein Geld, sondern wurde auf ferner bestellt; dann zum Sekretär Eötvös. Dann mit dem Rosenberger frühstücken; in Taronis Kaffeehaus las ich Zeitungen, ging dann zu Klimbke, bestimmte für morgen bei mir die Punschgesellschaft. Speiste bei der Mama erst um ½ 2 h; nach Tische sang Therese Aria aus „Don Juan“. Dann kam Kutschersfeld und mit selbem ging ich ins Burgtheater, wo man „Das Petschaft“ von Ziegler gab. Es gefiel so ziemlich mittelmäßig, mir aber fast gar nicht; Zieglers Abdankung schien mir besser als das Stück zu sein. Im Theater sprach ich mit Weidmann, Ziegler Vater, Casanova und Kreutzer, welche mit den Müllerschen waren. Müller Vater und Nouseul spielten sehr schön und wurden verdient vorgerufen. Nach dem Theater begleitete ich Casanova nach Hause und eilte, ein Gleiches zu tun. Band 01 (I.), Seite 64v
490 1798 12 10 Um ½ 6 h schrieb ich Brunano und schickte ihm mit dem Briefe den „Doktor (?) als Faktotum“. Zu Hause arbeitete ich bis 12 h, ging dann zu Stocklass wegen Pastete; zu Klimbke, dort räsonierten wir, Mayer, Pfersmann, Klimbke und ich über Zieglers Produkt des „Petschaft“. Von da zu Brandl und lud ihn samt Frau zur Punschgesellschaft ein. Ging zur Mama speisen; wir aßen ziemlich ernsthaft. Therese machte nach Tische scheele Gesichter; ich musste sie dulden. Nach 4 h ging ich in unser Haus, dann zu Klimbke und endlich nach Haus, um alles zu rangieren und meine teuren Gäste würdig empfangen zu können. Es kamen Brandl, Frau und Madlen, Frau v. Gruber, Amalie und Bruder, Mayer, Klimbke, Gewey, Fritsch, Liebisch, Haim etc. Wir schäkerten, räsonnierten, aßen, tranken, waren alle guten Mutes und blieben bis 1 h zusammen. Nachdem alles in halber Ordnung war, legte ich mich ins Bett und hatte die Fatalität, den Nachttopf zu zerschlagen, welches eine kleine Überschwemmung verursachte. Band 01 (I.), Seite 64v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b