Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 491 - 495 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
491 1798 12 11 Um 7 h erst stand ich auf, arbeitete, machte mich wegen Geld zum Fürsten in die Stadt, leider umsonst. Später ging ich zu Klimbke, dann ins Rote Haus und sah um 12 h den Fürsten in der grünen Equipage Schlitten fahren. Bei Tisch gab es wegen der gestrigen Punschgesellschaft Verdruss. Therese betrug sich sehr beleidigend. Nach 4 h ging Kutschersfeld zu Gassmann, und wir zusammen in „Don Juan“, zum ersten Mal in die Oper; und das Unerträgliche eines Ohmann, Mändel und Stengel machte zusammen alles ins Rollen. Therese sang eine Arie aus „Clemenza di Tito“, die allgemein Beifall erhielt. Nach dem Theater begleiteten wir Nanette nach Hause und taten ein Gleiches. Es war grimmig kalt. Band 01 (I.), Seite 64v
492 1798 12 12 Geburtsfest des Fürsten; den ganzen Vormittag brachte ich bei ihm zu, war auch beim Gönner. Um 12 h war ich bei Klimbke; wir schwätzten von Kotzebues Entfernung als Theaterdichter mit 1200 fl. vom Theater. Ging dann zum Speisen; auf der Stiege begegnete ich Therese und Nina. Wir küssten uns herzlich und wünschten uns guten Appetit; sie speisten bei der Gräfin Traun. Nach Tische schrieb ich v. Kárner, Pointner und meiner Mutter. Abends ging ich in „Don Juan“. Es war leer, ein trauriger Beweis des Missfallens; Therese sang sehr gut. Ich unterhielt mich mit der Mutter, Weidmann und Relich (?) von der Hofbibliothek, ging dann in den 3. Stock zu Kutschersfeld, so verging der Abend; übrigens war ich sehr ernsthaft. Nach dem Theater begleitete ich Nina und Agnes nach Hause. Kutschersfeld und ich kamen beim Taroni zusammen und fuhren nach Hause. Band 01 (I.), Seite 64v
493 1798 12 13 Von 6 bis 12 h arbeitete ich zu Hause, dann fuhr ich mit Kutschersfeld in die Kunstgalerie des Müller, welche unstreitig Wien Ehre macht und ein schönes Denkmal der Kunst ist. Besonders gefiel mir die Gruppe von Ehz. Carl und das Monument Laudons; ich habe mich vortrefflich unterhalten. Nachher fuhr ich zu Klimbke, da war Leseprobe; er begleitete mich zum Speisen. Nach Tische schwätzte ich ein Weilchen, ging in Geschäften zum Grafen Brown. Um 6 h zum Klimbke und mit selbem auf das Theater. Man gab „Amanti comici“ und ich hörte zum ersten Mal die Milloch. Uum 8 h soupierten wir bei den Drei Hacken, um 9 h machte ich mich nach Hause. Bei den Schotten begegnete mir Kutschersfeld, welcher mir recht willkommen war. Heute war es kalt wie in Sibirien; der Wind tobte grimmig. Band 01 (I.), Seite 65r
494 1798 12 14 Noch kälter als gestern; der Dezember lässt uns seine Tücke sehr hart fühlen. Um 6 h arbeitete ich sehr fleißig, machte mich dann trotz dem Sturm zu Klimbke in die Stadt, fand ihn aber nicht mehr. Bei Tisch war es ziemlich ernst. Ich brachte der Mama einen Tischbezug von Wachsleinwand, der ihr zu gefallen schien. Nach Tisch besuchte ich die Petrowitz, brachte selber Bücher, wir schwatzten sehr angenehm. Später ging ich zu meinem Schneider, nach 5 h ins Marinellische Theater. Man gab die „Großmutter“, eine elende Pièce von Hensler. Reil, Bruder der Jeanette, gefiel ziemlich als Großvater; etwas zu leise und monoton sprach er. Ich ging mit dem Schmirer in die Stadt und ins Kärntnertor-Theater, wo ich noch einen Teil von „Alcina“ sah, Klimbke fand, welcher mich nach dem Theater ein Stück begleitete und mich dann nach Hause trollte. Band 01 (I.), Seite 65r
495 1798 12 15 Um 5 h stand ich auf, arbeitete bis 8 h, fuhr zum Fürsten in die Stadt, blieb bis 11 h. Machte mich dann nach Haus, arbeitete bis ½ 2 h, speiste bei der Mama. Der Fürst fuhr heute um 4 h zum zweiten Mal mit der grünen Equipage im Schlitten. Ging dann wegen Geldern zu ihm und musste bis gegen 7 h warten. Nachher ging ich zum Klimbke und mit selbem zum Spöttl auf Tiroler Wein, dann ins Ballett „Panduren“. War mit Klimbke auf dem Theater und unterhielt mich recht gut. Mayer, Klimbke und ich schwätzten zusammen, dann kam die Dorn (?), dazu dann Haim und Aichinger. Nach dem Theater begleitete ich Klimbke halben Wegs. Zu Hause arbeitete ich noch ein Stündchen und wiegte mich dann in Morpheus' Armen. Band 01 (I.), Seite 65r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b