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Anzeige von 446 - 450 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
446 1798 10 27 Ein schöner, heiterer Morgen. Um 6 h stand ich auf und machte mich gleich zur Arbeit. Um 11 h ging ich in die Leopoldstadt, fand die Redlich in der Barmherzigen Kirche; versprach ihr morgen einen Besuch, ich fand da viel Vernunft und eine sehr kluge Unterhaltung. Ging dann in den Augarten, traf die Amalie; ging um 1 h zu ihr und brachte ihr Blumauers Gedichte. Mittags aß ich mit viel Verdruss. Ich sollte die fatale Hillebrand morgen ins Theater führen, welches ich unmöglich zusagen konnte; über das wurden Mutter und die beiden Töchter sehr aufgebracht. Ich ärgerte mich nicht wenig, erhielt auch von Therese Vorwürfe und fürchte nun, dass dem guten Mädchen dieser Vorwurf Kränkung und Schaden an der Stimme verursacht. Indes kam Agnes; diese stimmte – um sich vielleicht galant zu zeigen – auch noch in ihren Ton. Da ward ich es satt, empfahl mich und ging nach Hause arbeiten. Bis ½ 6 h arbeitete ich, dann machte ich mich in das Josephstädter Theater, wo die Heyssan zu ihrem Benefiz den „Grafen von Burgund“ gab. Ich warb eine ganze Gesellschaft, Brandl, Kreutzer, Peltz (?), mehrere von der Kriegskanzlei und Marton kamen. Das Theater war meistens voll. Das Stück wurde höchst elend abgemartert (?) und dauerte bis bald 10 h. Ich unterhielt mich mit der Gesellschaft der Frau v. Truhen (?) und der Schönen des Kürschners Reinisch. Am Ende des Stücks wurde die Heyssan (?) vorgerufen, sagte aber fades Zeug und ging. Im Theater schlief ich ein Stückchen, wurde hungrig und soupierte im nämlichen Hause, welches „Zum Sträüssel“ benannt wird, schwatzte mit Taucher (?) und Reinisch. Kam erst um ½ 1 h nach Hause und schlief – weil ich soupierte – sehr unruhig. Heute begegnete ich Klimbke, welche Freude ! Band 01 (I.), Seite 58r
447 1798 10 28 Ein kalter, windiger Morgen. So gewiss abgeschlagen und matt stand ich um 7 h auf und arbeitete, erwartete Kreutzer und Klimbke zum Frühstück, um des letzteren seine Fatalitäten zu hören, und ihm im Vertrauen zu sagen, wie entehrend man von ihm sprach. Klimbke kam nicht, an seinem Platz frühstückte Elsler. Fuhr dann mit Kreutzer in die Stadt, holte für Kutschersfeld Billetts im 3. Stock. Nach Tisch war ich in der Leopoldstadt; um ½ 5 h ging ich mit Klimbke zu Therese, blieben eine Stunde und machten uns dann ins Kärntnertor-Theater, wo Therese nach 5 Wochen zum ersten Mal in der „Edlen Rache“ sang. Sehr pochte mein Herz, bis sie auftrat, und groß war meine Freude, als man sie mit Klatschen empfing. Nach dem Theater begleitete ich den Zankapfel Fräule Hillebrand, und dann Agnete nach Hause. Klimbke kam mit, begleitete mich halben Wegs. Ich machte mich gleich ins Bett und schlief recht gut. Band 01 (I.), Seite 58r
448 1798 10 29 Ein wahrer Wintertag, kalt, windig und trübe. Um ½ 7 h stand ich auf und arbeitete bis 1 h mittags; dann ging ich speisen. Die Mama empfing mich mittags ganz freundschaftlich, erzählte mir, dass sie erst mit Graf Carl sprach. Später kam die Nina aus der Probe. Therese speiste bei der Braunmüller und kam erst um 3 h nach Hause. Wir unterhielten uns bis 5 h, als sie in die Probe fuhren und ich wegen dem Souvenir zum Walnefer ging, Theresens Name und Haare einmachen ließ. Dann ging ich zu Leyrer (?) und meinem Vetter, nach 6 h zu Klimbke und mit selbem bis ½ 8 h in der Stadt herum. Beim Brandl empfahl ich mich von Klimbke, blieb da eine halbe Stunde. War um ½ 8 h schon zu Hause; legte mich ins Bett, las ein Weilchen und schlief darüber ein. Wurde um ½ 1 h munter, sah mein Licht brennen und las eine Stunde, bis ich wieder eine Anwandlung von Schlaf erhielt. Band 01 (I.), Seite 58r
449 1798 10 30 Ein stiller, angenehmer Morgen. Um ½ 6 h stand ich schon auf, arbeitete und las bis 12 h, als ich in die Stadt zu Klimbke und Walnefer ging. Bei Klimbke unterhielt ich eine halbe Stunde Weidmann und Mayer (?), sprach von der Größe unseres Hauses, von der Menge Hilfsquellen, welche selbes hat. Begegnete Theresen zum ersten Mal, was mich herzlich freute, ging mit ihr ein Weilchen herum; dann zum Walnefer wegen dem Souvenir, worin ich Theresens Namen und Haare hatte machen lassen und endlich zum Speisen. Unser Mahl war heute ziemlich aufgeweckt. Nach Tische besuchte ich die Ruschitzka, erklärte ihr meine Bekanntschaft mit Theresen (?); blieb da bis 6 h, machte mich dann ins Nationaltheater, wo man „Gelosie villane“ gab und Therese ganz artig sang. Nach dem Theater gingen wir zuerst ins Kärntnertor-Theater, sahen das Ende von „Alcina“ an; es war sehr voll. Nachher begleiteten wir Agnes nach Hause, dann Klimbke mich. Auf unserem Weg begegnete uns eine Hur, die uns bis zum Tor begleitete. Zu Hause fand ich einen Zettel, worin sich Elsler und Csekonics auf ein Frühstück einluden. Ich machte mich gleich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 58v
450 1798 10 31 Ein nebliger, kalter Morgen. Schon um ¼ 6 h stand ich auf, arbeitete, ließ alles ordnen, erwartete meine Gäste welche um 8 h erschienen. Ich bediente sie anfangs mit geselchten Würsteln und Slivovitza, dann erst mit Kaffee. Sie blieben bis ½ 10 h, dann gingen sie. Ich arbeitete bis nach 1 h, schnitt für Fräule Schmidtmayer Federn und übergab sie beim Mittagsmahl. Nach 12 h kam der Fürst ins Rote Haus, ging in die Stallungen und Schupfen, fand sein kleines Würstl nicht geputzt, darüber schmälte er zu mir; das tat mir umso mehr weh, als es nicht meine, sondern des Stallmeisters Schuld ist. Erst um 2 h kam ich zum Speisen, blieb bis 4 h und sah die Tasse (?) flechten. Ging ins fürstliche Haus, dann ins Burgtheater, wo man „Das Epigramm“ gab. Es unterhielt mich gut, doch machte mir die Mama wieder viel Verdruss. Nach dem Theater begleiteten Klimbke und ich sie nach Hause. Machte mich gleich ins Bett und so beschloss ich diesen verdrießlichen, mir fatalen Tag und auch dies Monat. Band 01 (I.), Seite 59r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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