Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 421 - 425 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
421 1798 10 2 Um ½ 6 h stand ich auf; besorgte Verschläge wegen des Obstes und schickte Ferko (?) mit einem Brief und Leiterwagen nach Forchtenstein. Dann arbeitete ich den ganzen Vormittag, mittags aßen wir zusammen. Kutschersfeld machte eine Lustreise. Nach Tisch fuhren Tonerl, ich, Karl und Elsler nach Loretto, besuchten die Kirche, Lorettokapelle, das Wäldchen, die Schaflerei. Fuhren dann nach Brodersdorf, machten dem Brauneis (?) eine Visite, scherzten, aßen Trauben, gingen mit ihm zum Kronenwirt, bestellten uns Rostbraten. Besuchten den Herrn Pfarrer und hatten dann im Wirtshaus eine Menge Spaß. Fuhren dann nach Hause, nahmen den Weg über die Au, welche uns die schönsten Anblicke der Natur gewährte. Fuhren über Wimpassing nach Hause und kamen um ¾ auf 8 h hier an. Schon war von Forchtenau das Obst angekommen, welches mir sehr angenehm war. Wir gingen zu meiner Mutter soupieren, Tonerl kam in Abwesenheit des Vaters mit. Legten uns um 9 h schlafen. Heute war ein kalter, windiger Tag; die verbitterte unsere Lustreise etwas Band 01 (I.), Seite 55r
422 1798 10 3 Ein sehr kalter, windiger Tag. Um 6 h stunden wir auf; ich erhielt Briefe von Therese, aber nicht sehr trostreichen Inhalts. Später frühstückten Carl und ich im Kaffeehaus, dann arbeiteten wir wieder den ganzen Tag bis abends 8 h. Mittags wurde ich durch das gewisse zweideutige, mir so fatale Reden des Kutschersfeld ganz umgestimmt, und so blieb ich auch den ganzen Tag. Abends waren wir ein Weilchen bei meiner Mutter, dann besuchte ich Röckl und um 9 h legte ich mich schlafen. Dem Zehetner machte ich einen Brief. Band 01 (I.), Seite 55r
423 1798 10 4 Ein so fataler Tag wie der gestrige. Morgens um 6 h stunden wir auf; missmutig, wie ich gestern einschlief, erwachte ich. Um 8 h ging ich zum Fürsten, dann arbeitete ich zu Hause. Später schrieb ich an Therese. Mittags aßen Kutschersfeld und ich zusammen, schwätzten lange, waren zutraulich; dies freute mich herzlich. Am Ende verabredeten wir, dass ich morgen mit Carl nach Wien fahre; als er wegging, küssten wir uns. Nach Mittag und abends arbeitete ich zum Teil, zum Teil packte ich zusammen, war bei Kutschersfeld, bei meiner Mutter. Walther und Packh besuchten mich auch; letzterem machte ich eine Bittschrift wegen Eröffnung eines Kaffeehauses. Um 9 h legte ich mich schlafen. Band 01 (I.), Seite 55r
424 1798 10 5 Um 6 h fuhren wir nach Wien. Charles und ich unterhielten uns vom Zweck eines Tagebuches, von der Charakterisierung meines Lebens, vom Umgang mit den Menschen. Dann warnte ich ihn vor Krupka (?), und er versprach mir, ihn zu meiden. Um 10 h war ich bei Therese; unvermutet, aber herzlich war mein Empfang. Ich frühstückte da, fuhr mit Carl nach Haus, packte aus und begleitete Carl in sein Elternhaus, wo er seine Mutter wohl fand. Von da fuhr ich in die Stadt, bestellte den Ring des Röckl, besorgte einige Geschäfte und kam nach 12 h zu Therese. Wir waren recht munter und unser kleines Mahl behagte uns trefflich. Nach Tisch blieben wir zusammen bis ½ 5 h; da kam ein Beamter der Eisenbergwerke, Streiberhan (?); mit diesem fuhren wir in den fürstlichen Garten; unsere Gesellschaft vermehrten die Umlaufischen. Halb verdarb uns den Spaß der Regen, der aber zu unserem Vergnügen nicht lange anhielt. Der Tempel, der gotische Turm und die Appartements des Fürsten und der Fürstin sorgten für die meiste Bewunderung. Um 6 h begab ich mich mit Agnes ins Kärntnertor-Theater. Man gab den „Dorfbarbier“, dann zum 2. Male das Ballett des Clerico „Der Tod des Hercules“. Man bewundert das so wichtige Arrangement der Figuranten, und die Ordnung des Balletts selbst. Im Theater sprach ich mit Csekonics, der Kimlin, der Babett, die dermal in Traiskirchen wohnt, und Rhode. Nach dem Theater begleiteten Rhode und ich die Agnes nach Hause, dann machte auch ich mich gleich meine Heimat und ins Bett. Band 01 (I.), Seite 55r
425 1798 10 6 Ein schöner Morgen. Um 6 h stand ich auf, arbeitete und machte dann dem Grafen meine Aufwartung, der mich sehr gnädig empfing und sich nach Theresens Wohlsein erkundigte. Da kam ich mit Brandmayer zusammen, sprachen vom Geschäfte. Wir gingen ins fürstliche Haus, wo ich Kleinrath sprach und von ihm auf morgen zum Mittagmahl bei der Frau Nannerl engagiert wurde. Später zu Therese, von da zum Goldarbeiter und Silberarbeiter Winkler. Mittags aß ich bei Therese; nach Tische fuhren wir zur Muhme Reyher. Nachher besuchte ich noch Brandl, fand die Amalie und Gelber (?). Wir hatten Spaß, ich aber empfahl mich gleich. Den ganzen Abend blieb ich bei Therese, wir lasen, erzählten und so wurde es 9 h. Ich trollte mich nach Hause, begegnete auf dem Wege Fournand (?) und schwätzten mitsammen bis zur Kaserne. Zu Hause arbeitete ich noch eine Stunde, dann warf ich mich in Morpheus' Arme. Band 01 (I.), Seite 55v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b