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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
431 1798 10 12 Um 6 h standen wir auf, frühstückten, da besuchte uns Reithammer. Mit diesem gingen wir in die Hafnerische Tuchfabrik und sahen die Manipulation von der rohen Wolle bis zum fertigen Tuch. Gingen dann in das Rathaus, sahen den Pokal samt Krone vom Mathias Corvinus, das Schwert, mit dem Frangipani und Tattenbach, dann jenes, mit dem der Wiener Magistrat hingerichtet wurde, ein Birett samt Halsband vom Mathias Corvinus, die Stempel, als Wiener Neustadt Münzen prägte und mehrere merkwürdige Altertümer. Später besuchten wir die Akademie, den Stall des Ehz. Ferdinand von Mailand, welcher ebenso wenig beträchtlich als gewählt ist. In der Akademie besuchten wir den Hauptmann und Zeichenmeister Baron Lindenfels, ein sehr artiger, gefälliger Mann. Dieser zeigte uns seine außerordentlich große Sammlung von Uhren, Uhrketten, Ringen, Etuis, Brieftaschen, Eisen (?), Tabakspfeifen und Röhren, Geld- und Tabaksbeuteln, Scheren, Taschen-, Feder- und Barbiermessern, Bleiweiß, Knöpfen, Feuersteinen, Spielmarken; dann besitzt er nebst vielen antiken Kunststücken eine erlesene Sammlung von Kupferstichen und Büchern. Wir unterhielten uns, Walther und der kleine Kutschersfeld, bis 12 h in der Akademie, kauften von dem weißen Tuch der Hafnerischen Fabrik und speisten beim Brunano; Baron Gerstenhof war auch von der Gesellschaft, sehr ein geselliger, angenehmer Mann; wir unterhielten uns sehr angenehm. Nach Tische ritten Brunano, Gerstenhof und ich auf einem Rappen vom englischen Sprachmeister zum Manöver beim Fahrenwalde (?), mehr bei Katzelsdorf. Es war ein stürmischer Tag, regnete etwas und darum wurde das Manöver abgesagt, welches uns sehr verdross, weil der wesentliche Teil unserer Reise vereitelt wurde. Wir ritten zum kleinen Fahrenwalde (?), hatten eine angenehme Ansicht des nahen Gebirges, des Schneeberges, der Veste Wildenstein und der Straße nach Schottwien; mit einigem Vergnügen erinnerte ich mich an Therese. Die Gegend um Neustadt ist sehr angenehm und gefällt mir ungemein. Bei Katzelsdorf stieg ich vom Pferde, empfahl mich von der Gesellschaft und stieg in den Wagen. Wir fuhren nach Haus und waren um ¾ auf 5 h hier. Zu Hause arbeitete ich sehr eifrig bis 8 h. Wir unterhielten uns bei Kutschersfeld mit der Erzählung alles Geschehenen, welches ich erlitt (?) bis ½ 10 h, als ich sehr schläfrig wurde, weil ich gestern wegen der Menge von Pflaumen (?), Betten und Kissen die Nacht sehr wenig schlafen konnte; so machte ich mich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 56r
432 1798 10 13 Ein stürmischer, kalter Tag. Um 6 h stand ich auf und arbeitete mit allem Eifer den ganzen Tag. Nach Tisch war ich im Hofgarten, sprach mit Pölt wegen Trauben für die Mama, sprach mit Zehetner und arbeitete übrigens bis 8 h abends. Hoffmann war bei mir und sah mir eine Stunde beim Arbeiten zu. Nach 8 h aß ich bei Tonerl Vögel und legte mich um ½ 10 h schlafen. Band 01 (I.), Seite 56r
433 1798 10 14 Ein kalter, aber heiterer Morgen. Um 6 h arbeitete ich schon, um 8 h ließ ich vom Fürsten unterschreiben. Dann schrieb ich Theresen, schickte ihr das verfertigte Liederbuch, morgen durch Walther samt Trauben und Zuckerwerk; packte meinen Koffer, arbeitete und so verging der ganze Tag und Abend. Um 11 h war ich in der Kirche und hörte das neue Amt von Fuchs. Nach Tische besuchte ich meine Mutter mit der Matsay (?); sie fuhren nach Großhöflein; Tonerl und ich ritten, kamen aber bald wieder nach Hause. Abends arbeitete Ich bis 9 h und legte mich dann ins Bett. Band 01 (I.), Seite 56v
434 1798 10 15 Theresienfest; ein kalter Morgen. Um 5 h stand ich schon auf, begleitete den Transport von Pferden und Bagage ein Stückchen. Früh betete ich zu dem Allgütigen um Theresens Wohl, denn das Mädchen ist so gut, so edel, dass sie wirklich das beste Schicksal wert ist und ich liebe sie auch mit aller Inbrunst und Liebe. Dann ging ich zur Fürstin, dann gratulieren zur Fröhlich, Zoller, Melz (?), Kandler, Siess und Csekonics, im ungarischen Kostüme. Den ganzen Tag arbeitete ich und freute mich, Therese bald zu sehen. Mittags aß ich bei meiner Mutter; ich freute mich, da allein von Therese sprechen zu können und wir schwatzten auch recht viel von ihr. Abends besuchte mich Kutschersfeld; später, das ist um 8 h, ich ihn. Wir hatten sehr trauliche Gespräche, küssten uns und dies machte uns wieder etwas froh. Nach 9 h legte ich mich in Gedanken an Therese schlafen und dachte mir, wie mag sie wohl mein Liederbuch aufgenommen haben. Band 01 (I.), Seite 56v
435 1798 10 16 Um 6 h stand ich auf; um 8 h fuhr Kutschersfeld nach Esterház; mit diesem sprach ich noch von meinen Spazierfahrten, Einteilung derselben und von Geschäften. Um 10 h ging ich ins Frauenzimmer, mich von der Fürstin zu beurlauben, auch von den Kammerjungfern; dann erhob ich vom Rentmeister Gelder für Brandl, Rottensteiner und Sigl. Mittags aß ich bei meiner Mutter. Sie war aber in Großhöflein und packte des Artner Gerätschaften. Nach Mittag war ich stets zu Haus und arbeitete. Abends besuchte ich meine Mutter, Packh und Ringer. Um ½ 8 h ging ich zum Heidtl, fand da den Glatz (?), die Beitlin und Jeanette; begleitete die Mutter nach Haus, wo ich soupierte und bis nach 9 h blieb. Als ich schon im Bette lag, bekam ich noch einen Brief von Therese, welcher mich unendlich freute. Sie schrieb mir schon den Empfang der Liedersammlung. Band 01 (I.), Seite 56v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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