Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [431]

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Um 6 h standen wir auf, frühstückten, da besuchte uns Reithammer. Mit diesem gingen wir in die Hafnerische Tuchfabrik und sahen die Manipulation von der rohen Wolle bis zum fertigen Tuch. Gingen dann in das Rathaus, sahen den Pokal samt Krone vom Mathias Corvinus, das Schwert, mit dem Frangipani und Tattenbach, dann jenes, mit dem der Wiener Magistrat hingerichtet wurde, ein Birett samt Halsband vom Mathias Corvinus, die Stempel, als Wiener Neustadt Münzen prägte und mehrere merkwürdige Altertümer. Später besuchten wir die Akademie, den Stall des Ehz. Ferdinand von Mailand, welcher ebenso wenig beträchtlich als gewählt ist. In der Akademie besuchten wir den Hauptmann und Zeichenmeister Baron Lindenfels, ein sehr artiger, gefälliger Mann. Dieser zeigte uns seine außerordentlich große Sammlung von Uhren, Uhrketten, Ringen, Etuis, Brieftaschen, Eisen (?), Tabakspfeifen und Röhren, Geld- und Tabaksbeuteln, Scheren, Taschen-, Feder- und Barbiermessern, Bleiweiß, Knöpfen, Feuersteinen, Spielmarken; dann besitzt er nebst vielen antiken Kunststücken eine erlesene Sammlung von Kupferstichen und Büchern. Wir unterhielten uns, Walther und der kleine Kutschersfeld, bis 12 h in der Akademie, kauften von dem weißen Tuch der Hafnerischen Fabrik und speisten beim Brunano; Baron Gerstenhof war auch von der Gesellschaft, sehr ein geselliger, angenehmer Mann; wir unterhielten uns sehr angenehm. Nach Tische ritten Brunano, Gerstenhof und ich auf einem Rappen vom englischen Sprachmeister zum Manöver beim Fahrenwalde (?), mehr bei Katzelsdorf. Es war ein stürmischer Tag, regnete etwas und darum wurde das Manöver abgesagt, welches uns sehr verdross, weil der wesentliche Teil unserer Reise vereitelt wurde. Wir ritten zum kleinen Fahrenwalde (?), hatten eine angenehme Ansicht des nahen Gebirges, des Schneeberges, der Veste Wildenstein und der Straße nach Schottwien; mit einigem Vergnügen erinnerte ich mich an Therese. Die Gegend um Neustadt ist sehr angenehm und gefällt mir ungemein. Bei Katzelsdorf stieg ich vom Pferde, empfahl mich von der Gesellschaft und stieg in den Wagen. Wir fuhren nach Haus und waren um ¾ auf 5 h hier. Zu Hause arbeitete ich sehr eifrig bis 8 h. Wir unterhielten uns bei Kutschersfeld mit der Erzählung alles Geschehenen, welches ich erlitt (?) bis ½ 10 h, als ich sehr schläfrig wurde, weil ich gestern wegen der Menge von Pflaumen (?), Betten und Kissen die Nacht sehr wenig schlafen konnte; so machte ich mich ins Bett.
Band 01 (I.), Seite 56r
12.10.1798
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