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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
436 1798 10 17 Um 6 h schrieb ich schon Theresen; um 7 h ritt ich nach Siegendorf wegen Absendung von 4 Widdern auf die Landstraße nach Wien. Es war ein sehr schöner, heiterer Morgen. Ich trabte in 25 Minuten hin, fand der Schaflerin Schwester, ein liebes, artiges Mädchen, die Schaflerin selbst, ganz ein hübsches Weibchen, dann den Beyer (?) und Sohn vom Verwalter. Ich vollendete meinen Auftrag, frühstückte da und war präzise 9 h wieder zu Hause; es war bei dem schönen, herrlichen Herbstmorgen ein angenehmer Ritt. Zu Hause schrieb ich meinem Wohltäter und um ½ 11 h fuhren wir in die Weinlese zum Herrn Pfarrer von Donnerskirchen. Ich kutschierte, mit mir fuhren Röckl, Frankl, Praetor und Lex Therese, im 2. Wagen die Praetorin und Lex Nanett. Hinterher kutschierte der St. Georgener Pfarrer sehr lastvoll im Schweiße seines Angesichts auf seinem willigen Falben nach. Wir stiegen bei der Mutter des Frankl ab, machten unser Kompliment dem Herrn Pfarrer, gingen durch das Dorf, zur Kirche spazieren und hernach zu Tisch. Wir waren sehr aufgeheitert und besonders lustig. Vor Tisch waren wir noch im Garten, aßen Mandeln und schäkerten; nach Tisch schlenderten wir in den Weingärten herum, besuchten später den Keller, dort wurde ordentlich gepritscht (?). Praetor weigerte sich, kam aber später doppelt zur Austeilung. Bei Frankls Mutter jausneten wir; auf einmal war es dem tollen Praetor nicht mehr gefällig zu bleiben, er lärmte, fing am Ende mit dem Kelemann (?) Händel an, die wir abwehrten und ihn mit seiner Frau nach Hause fahren ließen. Nach 8 h kamen wir zurück; ich ging noch zum Packh und engagierte Elsler zur morgigen Lustreise und legte mich um ½ 10 h schlafen. Band 01 (I.), Seite 57r
437 1798 10 18 Ein heiterer, aber kalter Morgen. Früh um 7 h fuhr ich mit Elsler nach Neustadt, spielten im französischen Kaffeehaus Billard, tranken Kaffee, da kam Tropp (?) hin. Wir besuchten zusammen seine Eltern, blieben ein Weilchen, gingen dann in die Buchhandlung, dessen Frau die Payer (?) Christin ist. In Neustadt betrachteten wir derselben drei Hauptmerkwürdigkeiten: das Haus ohne Nagel, die höchste Brücke und da die Rüben auf den Bäumen wachsen. Auch sahen wir den Baum, bei dem Kaiser Friedrich und seine Gemahlin auf der Flucht von Wien nach Neustadt ruhten. Endlich fuhren wir um ½ 12 h über Theresienfeld, Sollenau, Schönau, Kottingbrunn und Vöslau nach Baden. In Baden trafen wir im Hirschen einige von der Wilhelmischen Gesellschaft bei Tisch an, speisten auch da und unterhielten uns. Man empfing uns beim Mahringer sehr freundschaftlich. Nach Tisch führte ich den Elsler in die Klause, wo wir den Ehz. Ferdinand antrafen, in Wetzlarischen und Doblhoffischen Garten und endlich in den Park, wo ihm der neu gebaute Tempel sehr gefiel. Abends gingen wir mit der Babette ins Theater. Man gab die elende Farce, den „Hochgeehrten Herrn Vetter“ und das Ballett „Die sieben Schwaben“. Nach dem Theater soupierten wir, dann wurde Gassata (?) gegangen. Lind spielte sehr artig Viola d’ amore. Erst um 12 h kamen wir ins Bett. Ich schlief sehr mittelmäßig. Band 01 (I.), Seite 57r
438 1798 10 19 Ein feuchter, nebliger Morgen. Um 8 h fuhren wir nach Eisenstadt über Ebenfurth, sahen den neuen Kanal- und Brückenbau. Mittags aß ich bei meiner Mutter. Nach Tische arbeitete ich zu Haus, packte alles zusammen. Abends besuchte ich Röckl, Kolasch (?), Packh und Hoffmann; nach 8 h soupierte ich bei meiner Mutter. Wir schwätzten lange zusammen, ich nahm Abschied und trollte mich ins Bett. Bei Kandler war ich noch; er empfing mich sehr galant. Wir sprachen von den Schafen, Tuchfabriken; am Ende bat er mich um eine Kommission, die ich mit Vergnügen übernahm. Band 01 (I.), Seite 57r
439 1798 10 20 Ein kalter, sehr feuchter Morgen. Früh um 7 h fuhr ich mit Lippahn (?) und Hoffmann nach Wien; den ganzen Weg regnete es tüchtig und wir hatten eine unangenehme Reise. Mittags um ½ 12 h rückten wir in die Winterquartiere in Wien ein. Bei Therese stieg ich ab und übergab das Mitgebrachte, dann fuhr ich zum Brandl, entledigte mich der Gelder und fuhr endlich nach Hause. Im Quartier fand ich alles in guter Ordnung, die Zimmer von Bruder Rhode recht niedlich gemalen. Ich packte aus und speiste bei Therese, nach Tische besuchte ich Vetter Uhrmacher und Jahn. Den Abend war ich bei Therese und war recht herzlich froh: Mit Schlag 9 h war ich in meinem Zimmer, rangierte alles, ordnete meine Wäsche, legte mich um 10 h ins Bett und las die heute gekauften poetischen Versuche von Perinet. Band 01 (I.), Seite 57v
440 1798 10 21 Ein windiger, aber trockener Morgen. Um 6 h stand ich auf, arbeitete, ordnete. Um 10 h kam der Schneider, brachte mir den neuen Mantel, mit dem ich vollkommen zufrieden bin. Um 11 h ging ich in die Stadt zu Brandl, dann ins fürstliche Haus, die Postgelder zu zahlen; dann auf den Kohlmarkt spazieren und um ½ 1 h zu Therese speisen. Das so sehnlich gewünschte Band mit Theresens Haaren erhielt ich von der Sepherl. Ich speiste da, wir waren lustig und unterhielten uns angenehm. Abends um 5 h gingen wir ins Kärntnertor-Theater. Man gab zum 3. Male das „Schreibpult“ von Kotzebue, ein Stück, das viel Sensation und ein volles Haus machte. Es hat viele recht herzliche Szenen, schöne, passende Situationen und unterhält den Zuseher durch das ganze Stück in Aufmerksamkeit. Mich hat es trefflich unterhalten. Nach dem Theater trollte ich mich gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 57v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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