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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
441 1798 10 22 Ein kühler, feuchter Tag. Morgens um 6 h stand ich auf und arbeitete bis 3 h nach Mittag, dann ging ich zu Therese speisen. Nach Tisch ließ mich der Fürst rufen, ich musste wegen Schafen zum Tabor, von da auf die Landstraße zum Garten und endlich zurück ins Haus. Ich wollte einen Spaß machen, mit den in den Speiskasten praktizierten Vögeln; niemand war da und mein Spaß war vereitelt. Dann sprach ich mit Kollmann, der mir die Hiobsbotschaft sagte, dass Klimbke wegen Schulden nicht mehr nach Wien komme und auch meine 100 fl. verloren seien; Herr, Dein Wille geschehe; ich habe sie hart verdient. Alles dies machte mich missmutig. Abends ging ich ins Theater, in der sicheren Hoffnung, Theresen zu finden, weil sie es versprochen. Man gab zum ersten Mal „Die Gefangenen“ von Kotzebue, Lustspiel in einem Aufzug, welches aber nicht sonderlich gefiel; dann das Ballett „Hercules’ Tod“. Ich sprach mit Heyssan, welcher mich auf den künftigen Sonnabend zur Einnahme seiner Frau einlud. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 57v
442 1798 10 23 Ein schöner, heiterer Morgen. Ich arbeitete von 6 bis 12 h, dann ging ich in die Stadt und kaufte Posthorn (?); speiste bei Therese und brachte auch 60 fl. mit. Kutschersfeld und ich gingen zusammen und sprachen von Schikanen und Verdruss, welchen er zu Hause hat. Er versprach mir auch, einen Wagen zu schicken, um nach Tische ausfahren zu können. Wir speisten bei Therese, sprachen von der fürstlichen Wirtschaft, von der Weiglischen Oper, dem höchsten Missfallen derselben und fuhren mit der Agnes Ulbrich nach Tische nach Mannswörth zum Meissl. Da unterhielten wir uns mit der Besichtigung seiner Wirtschaft, seines Gartens. Therese war nicht wohl, das störte mein Vergnügen. Im Hinausfahren begegnete uns der Gönner mit Fürst Paul, was uns, wenigstens mich, sehr derangierte. Um 6 h fuhren wir wieder zurück. Ich soupierte da, Agnes auch, nach 9 h ging ich nach Hause. Beim Tor sprach ich noch mit Kutschersfeld. Ich las noch ein Weilchen, dann schlief ich ein. Band 01 (I.), Seite 57v
443 1798 10 24 Ein angenehmer Herbstmorgen. Um 6 h saß ich schon bei meinem Schreibpult und um 8 h machte ich dem Gönner meine Aufwartung, musste wegen dem Quarin lange warten; endlich kam ich vor; er empfing mich gnädig, missriet mir wegen Neid und Aufsehen das Fahren mit fürstlichen Pferden, welches ich treulich befolgen werde. Beim Kärntnertor-Theater machte man Feuerlärm; bei dieser Gelegenheit kam ich mit Frau von Kreutzenfeld (?) zusammen, die den nämlichen Zweck hatte, ins Wiedner Theater zu gehen. Wir gingen zusammen und schwätzten; so ward uns der Weg nicht lang. Der berühmte Fischer sang in der „Entführung aus dem Serail“, sang mit ungeteiltem Beifall, obwohl ich nach meiner Erinnerung mir zu sagen getraue, dass man die nicht geringe Zahl seiner Jahre in seiner Stimme bemerkt. Im Theater kam ich neben der Nina Redlich zu sitzen und unterhielt mich mit ihr den ganzen Abend sehr angenehm. Sie ist ein stilles, häusliches Mädchen, des besten Mannes würdig. Nach dem Theater ging ich in stillem Nachdenken nach Hause, denn unsere Gespräche waren sehr ernst. Mit Dr. Steinbauer (?) ging ich bis in die Stadt, den übrigen Weg machte ich allein und trollte mich gleich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 58r
444 1798 10 25 Ein schöner Morgen wie der gestrige: um 6 h stand ich auf, Carl besuchte mich und arbeitete bei mir: um 11 h ging ich in die Leopoldstadt, war in der Barmherzigen Kirche und fand da die Redlich; wir gingen zusammen zum Fiaker (?) und nach Hause, unsere Unterhaltung war sehr ernst. Ich kaufte mir dann zwei Westen, ging in unser Haus und von da zum Speisen. Therese machte über unsere Unterhaltung scheele Gesichter, und so ward ich verdrießlich. Nach Mittag kam Weidmann mit Wallaschek (?), wir gingen auf die Landstraße in den Garten, unterhielten uns sehr angenehm und blieben auch den Abend zusammen. Eine Frau v. Lang und Preindl machten unsere Unterhaltung etwas steif. Nach 10 h begleiteten Wallaschek und ich die Weidmann nach Hause. Dann ging er in meine Heimat und schlief bei mir. Wir schwatzten vom Theater bis 12 h nachts und tranken Slivovitza. Band 01 (I.), Seite 58r
445 1798 10 26 Heute standen wir erst um 7 h auf. Da kam Elsler; wir frühstückten Slivovitza, lasen im Theaterkalender bis 9 h, als Wallaschek (?) ging, ich bis ½ 2 h arbeitete und dann erst in die Stadt zum Zuckerbäcker und zum Speisen ging. Ich ging zum Fürsten, in die Theatralkanzlei, erfuhr Klimbkes Ausbleiben und seine politischen Geschichten. Nahm von Haim (?) die Austeilung, ging zum Walther und bat, selbe dem Fürsten zu übergeben. Mit Graf Carl sprach ich und erfuhr, dass der Fürst Reithammer zum Großhändler ernennen will. Gott gebe seinen Segen dazu; ich verspreche mir keine Vorteile davon. Nach 11 h trollte ich mich nach Hause und arbeitete. War bei der Kreutzer soupieren; nach Tische ging ich in die Sekretariatskanzlei. Um Schlag 9 h stand ich schon in meinem Zimmer und machte mich gleich ins Bett. Band 01 (I.), Seite 58r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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