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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
411 1798 9 22 Um ½ 6 h stand ich auf, und empfing gleich einen kläglichen Brief von Therese, welcher mich gleich umstimmte und düster machte. Dann habe ich noch ein rotes Auge; dies fehlte noch; ich bin doch sehr unglücklich ! Warum musste ich geboren werden ? Ich schrieb Theresen und gab Kutschersfeld diesen Brief samt Obst mit, weil er um 3 h nach Wien fuhr. Röckl, 3 Brüder, Geyersperg, Charles und ich fuhren durch die Alleen des Tiergartens nach Donnerskirchen. Abends um 8 h sollte die Operation mit Tomas geschehen, welche aber nicht gelang; indessen wurde gelacht in Fülle (?), denn der Kindsstuhl erschien. Wir soupierten, da kam ein Harfenist; da wurden erbauliche Lieder gesungen, gepredigt, wieder gesungen. Charles und ich sküsierten uns gleich nach 12 h und warfen uns in Morpheus’ Arme. Heute Mittag kam der Gönner an. Band 01 (I.), Seite 54r
412 1798 9 23 Ein schöner Morgen. Um 6 h stunden wir auf, um 7 h ging ich zum Gönner. Ich war lange bei ihm, zeigte ihm das für Theresen bestimmte Liederbuch, welches ihm gefiel. Er erzählte mir, dass man mich wieder auf die Laxenburger Post geben wollte, welches er verhinderte. Ich schilderte ihm unsere traurige Lage, er nahm sie zu Herzen und versprach mir, alles zu leisten, was er vermag. Als ich ging, küsste und drückte ich ihm mit Innigkeit die Hand und bat ihn, unser Schutzgott zu sein. Um 10 h ging ich mit Carl in die große Kirche, wo das neue Amt von Haydn gemacht wurde. Um 12 h ging ich zu meiner Mutter; nach Tisch schrieb ich Therese und hatte eine frohe Stunde, denn das edle Mädchen liebe ich unaussprechlich. Nach 4 h ritt ich und Charles fuhr mit dem Esel in den Wald bis zur Tschickerl (?)-Kapelle. Der Weg ist schlecht und sehr steil, aber die Gegend ist reizend. Besonders oben auf dem Kopf des Berges ist links die Kapelle und rechts in einiger Entfernung des Försters Rauchbauer (?) Haus. Schön und groß ist die Aussicht auf diese angenehme Ebene. Um 7 h kamen wir zurück, und gingen in unser renommiertes Theater, wo man des Hafner Lustspiel „Die beschäftigten Hausregenten“ gab. Nach dem Theater ging ich zu meiner Mutter soupieren und dann nach Hause. Band 01 (I.), Seite 54r
413 1798 9 24 Ein etwas umwölkter Morgen. Morgens um 7 h fuhren wir mit meiner Mutter und Carl nach Ödenburg, stiegen beim Nonnenkloster ab, sprachen die Oberin, besuchten Springer, Pater Kohn (?) und sahen auch den neuen Saal an. Mittags aßen wir bei der Mayer, waren froh und hatten manchen Spaß. Nach Tisch besuchten wir die Oberin, und waren nicht wenig überrascht, als wir Einlass in die geheiligten Mauern erhielten. Alle Chöre, Zimmer zum Arbeiten, Zellen, Refektorium, Garten, alles zeigte uns die im strengsten Sinne würdige Frau. Da wir in ihr Zimmer zurückkamen, wurde mit Kaffee und Bäckerei bedient; dann schenkte sie meiner Mutter seidene Handschuhe und Carl einen Beutel aus Seide. Als wir uns empfohlen hatten, gingen wir zum Springer. Da wartete unser schon eine ganze Gesellschaft und wir fuhren im Wagen vollgestopft zum Leber (?), genossen die herrliche Aussicht und blieben bis es dämmerte. Als wir zurückkamen, gingen wir auf die Promenade und um 8 h fuhren wir nach Haus. Der heutige Tag verstrich angenehm; nur Therese fehlte mir, um ihn zum glücklichsten zu schaffen. Band 01 (I.), Seite 54r
414 1798 9 25 Ein schöner, lieblicher Morgen. Früh war ich beim Fürsten, dann arbeitete ich. Um 11 h begegnete ich dem der Prälaten von Wiener Neustadt, der heute sein Geburtsfest hier feiert. Er empfing mich sehr liebreich, lud mich zur Tafel beim Engel; so viel Güte konnte ich unmöglich ausschlagen. Ich kaufte vorher 4 Paar Handschuhe; erschien und staunte nicht wenig, als ich den Lex da fand. Wurde mit ausgezeichneter Ehre empfangen; unsere Unterhaltung bei Tisch war angenehm. Ich blieb bis ½ 5 h, empfahl mich; der Prälat begleitete mich bis zur Stiege, küsste mich und so schieden wir. Um 5 h ritt ich auf den Föllik, Carl fuhr in seinem gewöhnlichen Fuhrwerk und so hatten wir manchen Spaß. Um 7 h kehrten wir zurück. Ich fand Briefe von Therese, ging aber nicht mehr aus, erwartete Carl, der zum Nachtessen kam und dann mit meiner Mutter die Laubhütten zu besuchen ging; ging in mein Zimmer. Heute war Tomas bei mir und ich besuchte auf einen Augenblick Zehetner. Band 01 (I.), Seite 54r
415 1798 9 26 Ein schöner Morgen. Früh um 6 h stand ich auf und arbeitete. Ich versprach Carln, heute nach Pottendorf zu fahren; da er mich aber durch seinen Eigensinn böse machte, unterblieb die Spazierfahrt. Wir blieben den Tag und Abend zu Hause und lasen. Ich schrieb Theresen; abends besuchten mich Walther, Ringer. Später kam Kutschersfeld von Wien; wir soupierten zusammen und legten uns um 9 h ins Bett. Band 01 (I.), Seite 54r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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