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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
416 1798 9 27 Ein kalter, finsterer und trüber Morgen. Um 6 h standen wir auf, Carl schrieb seinen Eltern. Ich arbeitete bis 10 h, schrieb Theresen und meldete ihr, dass man den mörderischen Vorschlag hatte, mich als Expeditor nach Laxenburg zu geben. Mittags aßen Kutschersfeld, Tonerl und ich zusammen. Nach Tische fuhren meine Mutter, Geyersperg und ihr Mädchen, Tonerl, Charles und ich zusammen, Großmann (?), Geyersperg, Stocklass auf dem Würstel nach Pottendorf; besuchten den Garten, das Schloss, die Rüstkammern, worin der Tisch mit der marmornen Platte sub rosa, dann der Harnisch des Rüdiger Starhemberg, Kommandanten und Befreiers von Wien, nebst mehreren seltenen Altertümern befindlich. In den Zimmern sub rosa, worin Nádasdy, Frangipani, Serinyi und Tattenbach 1570 [sic !] die Verschwörung wider Kaiser Leopold I. beschlossen, befindet sich jetzt eine kleine Bildersammlung. Nachdem wir alles ansahen, jausneten wir im Wirtshaus, fuhren zurück und kamen um 8 h an. Ich arbeitete bis 9 h und legte mich dann ins Bett. Durch den heftigen, rauen Wind verlor unsere Spazierfahrt ganz außerordentlich. Band 01 (I.), Seite 54v
417 1798 9 28 Früh um 6 h stand ich auf, arbeitete den ganzen Tag. Hatte viel Verdruss mit Carl wegen seiner Verse (?) an seine Tante Michaela, weshalb ich ihm die Lustreise nach Ödenburg für morgen feierlich versagte. Früh um 8 h ging ich zu Kandler (?) und stattete ihm meinen Glückwunsch ab. Mittags aßen Kutschersfeld, Tonerl und ich zusammen, abends besuchte mich Hoffmann und nach 8 h Kutschersfeld. Nach 9 h waren wir schon im Bett. Heute war ein kalter, stürmischer Tag. Band 01 (I.), Seite 54v
418 1798 9 29 Michaelsfest. Früh um 6 h arbeitete ich schon, nach 8 h fuhr ich mit Carl und Elsler nach Ödenburg; der Wind wütete fürchterlich und wir mussten viel Staub schlucken. In Ödenburg besuchten wir die Mayer, engagierten uns zu Mittag und gingen mit selber zur würdigen Frau gratulieren. Dann hörten wir die Messe, gingen in die Lizitation zum Mesnil (?); da fand ich die Kampf (?), begleitete selbe nach Hause und schwätzte ein Weilchen. Nach Tische besuchten wir die würdige Frau; sie führte uns in das zu ihrem Namensfeste zugerichtete Theater, da sahen wir der Generalprobe zu. Dann besuchten wir das Fräulein Hammár, wo getanzt wurde. Nachher tranken wir Kaffee und um 5 h empfahlen wir uns. Ich besuchte den Artner und nach 6 h fuhren wir nach Hause. Kutschersfeld erhielt von mir auch noch einen Besuch und dann trollten wir uns schlafen. Band 01 (I.), Seite 54v
419 1798 9 30 Vor 6 h stunden wir auf, um 7 h besuchte ich den Grafen und war eine volle Stunde bei ihm; sprach ihm von der Ungewissheit meiner Lage, von den Leiden, welche Therese und ich dulden müssen und von dem Wunsche, dass Therese möchte bei der Gräfin aufgeführt werden und die Komtessen besuchen, welches er sehr gerne zusagte und am Ende wiederholte, dass er dies hält, was er verspricht. Ich war ganz beruhigt und schrieb alles wörtlich meiner Therese. Kutschersfeld fuhr nach Esterház und wir speisten bei meiner Mutter. Nach Mittag ritten wir zusammen spazieren; Charles bestieg den Esel. Wir ritten über Kühnels Wiese vor dem Wald hinauf in den Graben zu Kühnels Vogelfang. Wir lachten auf unserem Spazierritt außerordentlich: die Furcht des Charles und der Eigensinn des Esels machten eine artigen Kontrast. Abends arbeitete ich noch bis 8 h, dann besuchten wir noch meine Mutter, später Kutschersfeld, wo wir bis 10 h blieben. Band 01 (I.), Seite 54v
420 1798 10 1 Früh um 6 h stand ich auf und arbeitete bis 8 h, als ich zum Fürsten ging und von selbem nach der Jagd bestellt wurde. Den übrigen Tag arbeitete ich und schrieb wieder an Therese. Mittags aßen Kutschersfeld und ich zusammen. Nach Tisch war ich im Schlosse, bis der Fürst und der Graf wegfuhren. Um 5 h ritt ich spazieren und Charles bestieg den Esel. Auf unserer Kavalkade fiel er dreimal von seinem Lasttier; ich zornte und lachte darüber. Bei unserer Rückkunft besuchte ich Packh. Den übrigen Teil des Abends brachte ich bei Kutschersfeld zu. Band 01 (I.), Seite 55r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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