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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
451 1798 11 1 Allerheiligen; ein nasser, kalter Wintermorgen. Um 6 h stand ich auf, arbeitete und erwartete den Stallmeister, welcher mir seine Abreise nach Eisenstadt erzählte. Nach 8 h ging ich zum Fürsten und blieb bis ½ 11 h, er unterschrieb zwar, zahlte aber nichts und bestellte mich nach Mittag. Später ging ich zum Gönner, er war sehr gnädig, ich half ihm Geld zählen, dann begleitete ich ihn zum Fürsten. Klimbke machte ich einen Besuch in der Kanzlei, schlenderte mit ihm herum auf Kohlmarkt und Graben. Mittags aß ich sehr geschwind, blieb und wartete leider den ganzen Nachmittag vergebens auf den Fürsten, endlich kam er und bestellte mich auf morgen früh. Abends spazierte ich im Graben und Kohlmarkt mit Walther, und endlich besuchten wir das Burgtheater. Man gab die „Pescatrice“ und die „Panduren“; Nina sang, die Mama und Therese waren im Parterre; ich unterhielt mich mit ihnen; ein Weilchen schlief ich, mit Müller, Huber (?) und Casanova wurde geschwätzt. Nachher machte ich mich ins Kärntnertor-Theater, sprach Csekonics und Klimbke, welchen ich auf seinem Wege nach Haus begleitete. Band 01 (I.), Seite 59r
452 1798 11 2 Früh um 6 h stand ich auf, schrieb meiner Mutter, ließ einen schönen Karpfen kaufen und schickte alles durch Kutschersfeld. Um 8 h ging ich in die Stadt zum Fürsten, er zahlte wieder nicht. Bei der Mama frühstückte ich, schnitt dem Walther Federn, machte mich dann nach Hause und arbeitete bis 1 h. Der Gönner kam zu uns, ich sprach mit ihm über Geschäftsgegenstände, er ließ die jungen Pferde reiten und fuhr mit Brandmayer in die Schupfen. Auf dem Markt kaufte ich für Therese ein niedliches, blau geschmolzenes und mit Gold eingefasstes Kreuz und für mich 4 goldene Uhrstöckeln und 2 Schlüssel für 3 Dukaten. Um 2 h speiste ich bei Therese. Nach Mittag schrieb ich im Namen der Mama einen Glückwunsch an den Gönner. Besuchte einen Augenblick den Brandl und ging dann ins Kärntnertor-Theater, wo man den „Rudolph von Felseck“ gab. Eine elendere Aufführung dieses ohnedies elenden Geschmieres sah ich nie. Keiner der Schauspieler wusste seine Rolle; der Souffleur schrie mächtig, lauter als Lang, bis selber ihm stiller zu reden befahl, öffentlich befahl. Im Theater fand ich Therese, die Kimlin, Csekonics, Rhode, den Tonerl, Klimbke. Ich ward im Theater sehr mürrisch, begleitete nach selbem Therese nach Hause und machte mit Tonerl ein selbes. Band 01 (I.), Seite 59r
453 1798 11 3 Um 6 h stand ich auf, las beim Licht, arbeitete und machte mich nach 8 h abermals wegen Geld zum Fürsten. Früh besuchte mich noch Elsler, und brachte mir Bleistifte für Salieri. Als ich vom Fürsten Geld hatte, machte mich gleich nach Hause, zahlte, arbeitete, ging dann zum Brandl, wo Amalie und Csekonics speisten, dann zu Therese. Nach Tische musste ich wieder zum Brandl, von da zum Uhrmacher, besuchte auch die Muhme, bezahlte die Reparaturen für Theresens Uhr. Um 5 h ging ich ins Theater, man gab den „Figaro“. Therese sang sehr artig, wurde mit Beifall empfangen. Willmann aber fehlte im Duett des dritten Aktes, welches allgemeines Missfallen erregte. Elsler und Zehetner waren im Theater; wir tranken Punsch und schwätzten miteinander; gegen Ende der Oper kam Klimbke, begleitete mich ein Stückchen und ich trollte mich gleich schlafen. Band 01 (I.), Seite 59r
454 1798 11 4 Ein fataler, regnerischer Morgen. Um 8 h fuhr ich zum Gönner und stattete ihm meinen herzlichsten Glückwunsch ab. Bevor ich ausfuhr, kam Klimbke in der Meinung, es wäre mein Namensfest; fuhr mit mir in die Stadt und wir frühstückten beim Taroni. Auch Therese schrieb ihm zum Namensfeste; ich fand ihn aber nicht zu Hause, er fuhr nach Preßburg. Um 9 h ging ich ins fürstliche Haus; der Fürst fuhr um 9 h nach Feldsberg. Von da mit Tonerl gratulieren zu Klimbke; dem Marinelli schickte ich Billetts. Später besuchte ich Therese, Klimbke, zeigte dem Tonerl die Galerie deutscher Schauspieler. Mittags aß ich bei Therese, es wurde eine Menge vom Ballett gesprochen. Um 5 h besuchte ich die Redlich, blieb bis 8 h; machte mich dann ins Kärntnertor-Theater, wo ich einen Teil des Balletts „Hercules“ sah. Nach dem Theater regnete es sehr fatal; ich begleitete Agnes nach Hause und tat ein Gleiches. Band 01 (I.), Seite 59v
455 1798 11 5 Feucht und kalt. Den ganzen Vormittag bis 2 h wurde gearbeitet. Bartl besuchte mich. Der Billeteur Patz (?) frühstückte bei mir, Bruder der Weidmann. Meine Mutter schickte mir Grüße und 2 Hasen; diese nahm ich gleich zu Mittag mit. Bei Tische wurde eine Menge von der italienischen Oper des Paër gesprochen. Erst um 3 h wurde gespeist. Nina war durch das mit ihrem Namen angefertigte Siegel angenehm überrascht; es gefiel ihr recht sehr. Um 4 h ging ich zum Silberarbeiter Winkler, erkundigte mich nach dem Preis von Bestecken und kaufte dann einen niedlichen Fächer, welche ich in petto behalte. Später kam Kutschersfeld Sohn, mit diesem ging ich ins Burgtheater. Man gab zum ersten Mal den „Lohn der Wahrheit“ von Kotzebue, ein Stück, welches sehr viel schöne, herzliche Situationen, eigene neue Ideen und treffende Sentenzen hat; ich gestehe aber, dass nicht so viel Glück wie das „Schreibpult“ machen wird. Mlle. Koch spielte eine junge Witwe, spielte sehr artig und wurde vorgerufen. Im Theater unterhielt ich mich mit Klimbke, der Weidmann; wir scherzten; nach dem Theater machte ich mich gleich nach Hause. Band 01 (I.), Seite 59v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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