Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [443]

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1798
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Ein angenehmer Herbstmorgen. Um 6 h saß ich schon bei meinem Schreibpult und um 8 h machte ich dem Gönner meine Aufwartung, musste wegen dem Quarin lange warten; endlich kam ich vor; er empfing mich gnädig, missriet mir wegen Neid und Aufsehen das Fahren mit fürstlichen Pferden, welches ich treulich befolgen werde. Beim Kärntnertor-Theater machte man Feuerlärm; bei dieser Gelegenheit kam ich mit Frau von Kreutzenfeld (?) zusammen, die den nämlichen Zweck hatte, ins Wiedner Theater zu gehen. Wir gingen zusammen und schwätzten; so ward uns der Weg nicht lang. Der berühmte Fischer sang in der „Entführung aus dem Serail“, sang mit ungeteiltem Beifall, obwohl ich nach meiner Erinnerung mir zu sagen getraue, dass man die nicht geringe Zahl seiner Jahre in seiner Stimme bemerkt. Im Theater kam ich neben der Nina Redlich zu sitzen und unterhielt mich mit ihr den ganzen Abend sehr angenehm. Sie ist ein stilles, häusliches Mädchen, des besten Mannes würdig. Nach dem Theater ging ich in stillem Nachdenken nach Hause, denn unsere Gespräche waren sehr ernst. Mit Dr. Steinbauer (?) ging ich bis in die Stadt, den übrigen Weg machte ich allein und trollte mich gleich ins Bett.
Band 01 (I.), Seite 58r
24.10.1798
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