Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [446]

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1798
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Ein schöner, heiterer Morgen. Um 6 h stand ich auf und machte mich gleich zur Arbeit. Um 11 h ging ich in die Leopoldstadt, fand die Redlich in der Barmherzigen Kirche; versprach ihr morgen einen Besuch, ich fand da viel Vernunft und eine sehr kluge Unterhaltung. Ging dann in den Augarten, traf die Amalie; ging um 1 h zu ihr und brachte ihr Blumauers Gedichte. Mittags aß ich mit viel Verdruss. Ich sollte die fatale Hillebrand morgen ins Theater führen, welches ich unmöglich zusagen konnte; über das wurden Mutter und die beiden Töchter sehr aufgebracht. Ich ärgerte mich nicht wenig, erhielt auch von Therese Vorwürfe und fürchte nun, dass dem guten Mädchen dieser Vorwurf Kränkung und Schaden an der Stimme verursacht. Indes kam Agnes; diese stimmte – um sich vielleicht galant zu zeigen – auch noch in ihren Ton. Da ward ich es satt, empfahl mich und ging nach Hause arbeiten. Bis ½ 6 h arbeitete ich, dann machte ich mich in das Josephstädter Theater, wo die Heyssan zu ihrem Benefiz den „Grafen von Burgund“ gab. Ich warb eine ganze Gesellschaft, Brandl, Kreutzer, Peltz (?), mehrere von der Kriegskanzlei und Marton kamen. Das Theater war meistens voll. Das Stück wurde höchst elend abgemartert (?) und dauerte bis bald 10 h. Ich unterhielt mich mit der Gesellschaft der Frau v. Truhen (?) und der Schönen des Kürschners Reinisch. Am Ende des Stücks wurde die Heyssan (?) vorgerufen, sagte aber fades Zeug und ging. Im Theater schlief ich ein Stückchen, wurde hungrig und soupierte im nämlichen Hause, welches „Zum Sträüssel“ benannt wird, schwatzte mit Taucher (?) und Reinisch. Kam erst um ½ 1 h nach Hause und schlief – weil ich soupierte – sehr unruhig. Heute begegnete ich Klimbke, welche Freude !
Band 01 (I.), Seite 58r
27.10.1798
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