Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [482]

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1798
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Sehr früh stund ich auf, dachte der gestrigen Szene nach und nahm mit vor, der Mama ohne Zurückhaltung den Spiegel der Wahrheit aufzuhalten und sie vor ihrem so unklugen wie nachteiligen Betragen zu warnen. Nch 8 h fuhr ich in dem Wagen in die Stadt, in dem meine Mutter nach Eisenstadt reist, zur Mama, nahm da von ihr Abschied, welcher herzlich als auch traurig war. Etwas vor 9 h fuhr meine Mutter und Schwester fort. Ich dankte der Mama nochmals für alle empfangene Freundschaft, sagte Nina und Therese meine Gesinnungen, sagte ihnen, dass ich das mit dem besten Herzen sagte und ihnen, ihr Betragen, ihre Lästerfreude Verdruss und noch nicht einen Schein von Vorteil nach sich ziehe. Dann ging ich zum Fürsten und Grafen; letzterer gab mir eine Beschäftigung für eine volle Woche, eine Schaf-Belehrung auf 12 Druckbogen zu kopieren. Sprach später den Vetter Goldarbeiter, mit Fehlmayer, Obermayer. Besuchte Klimbke, fand da den Liebisch; wir waren bis 1 h zusammen. Er begleitete mich zu Brandl, wo ich speiste und eine ganze Gesellschaft fand; nach Tische kam Klimbke. Wir gingen zusammen in die Kanzlei, er arbeitete, ich las im „Rächenden Gewissen“ Später kam Mayer, die Rubana (?) mit ihrer Tochter. Ich ging in die „Molinara“ im Burgtheater, fand da den Tonerl, später kamen Nina, die Mama und Klimbke. Von ihrer Seite kamen Anspielungen, die aber alle abprallten. Therese sang recht künstlich und angenehm; übrigens hatten wir in der Oper viel Spaß. Nach selber erwarteten wir Theresen, ich gab ihr eine Gute Nacht. Tonerl fuhr mit mir nach Hause und ich arbeitete noch bis 11 h, dann erst warf ich mich in Morpheus' Arme. Ein fataler Tag; meistens regnete es.
Band 01 (I.), Seite 63r
02.12.1798
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