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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
846 1799 11 30 Heute Nacht fror es tüchtig. Früh brachte mein Bruder seine Sachen in Ordnung, rasierte mich und ließ sich auch seinen modernen Backenbart zur Hälfte wegnehmen. Ich schenkte ihm Halstücher, Gilet; dann frühstückten wir, um 10 h fuhren wir in die Stadt. Ich ging gleich zum Gönner und wartete, bis er nach Hause kam. Er versprach, gleich nach mir zur Mama zu kommen und hielt es auch treulich ein, blieb von ½ 11 h bis 1 h. Baron Seltenhofen kam auch zur Visite. Die Mama plauschte ihm den Kopf gewaltig an. Mein Bruder kam auch zum Speisen. Nach Tische kam ich mit meinem Bruder zu Brandl und engagierten uns auf morgen zu Mittag. Da fand ich Zehetner; wir gingen zusammen zur Kimlin, dann zur Mama; schon empfing sie mich mit einem scheelen Gesicht, fing wieder über Braun zu schimpfen an, welches mich verdross. Einen anderen Diskurs fing ich an, das gab Feuer, dass es gleich lichterloh brannte. Die Alte wollte mich damit kränken, dass sie bei einer Tür ausging; die Nanette lief ihr nach und so kehrte sie bei der anderen wieder und legte sich ins Bett. Therese war außerordentlich bestürzt und beleidigte mich auch. Bis 9 h saß ich da, sprach nichts; da überfiel mich ein gewaltiger Schlaf. Mein Bruder kam und ich ging mit selbem nach Hause. Band 02 (II.), Seite 53v
847 1799 12 1 Sehr kühl. Früh rechnete ich mit der Kimlin zusammen wegen Einkauf von Kuchlsachen und gab ihr noch 5 fl.. Joseph Hitzinger besuchte mich; nach 9 h gingen wir zusammen in die Stadt, zum Gönner, wo ich meinen Bruder aufführte. Dann ging ich zu Theresen. In dem Augenblick, als ich eintrat, eilte die Mutter fort; sie will mich nicht mehr sehen. Welche Wohltat, welche Beruhigung ! Bis 11 h blieb ich; Therese ging in die Kirche, ich zu Klimbke, wo Pfersmann, Kupka, Mayer uns zusammen unterhielten. Um 12 h wartete ich bei den Jesuitern des Kutschersfeld und Sohn. Wir speisten gemeinsam beim Brandl, wo außer Grünwald niemand war; wir blieben bis 5 h. ein Bruder und ich gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater zu „Johanna von Montfaucon“. Nach dem Theater hatten wir schlecht gehen, es regnete, fror, glatteiste. Heute um ½ 10 h nachts kam der Fürst von der Armee zurück. Band 02 (II.), Seite 54r
848 1799 12 2 Nass und sehr glatteis. Früh schrieb ich meiner Mutter, dann ging ich in die Stadt, schrieb dem Regenten von des Fürsten Ankunft. Besuchte Walther, machte dem Fürsten mein Kompliment, welcher sehr charmant war. Nachher ging ich wieder zu Walther ins Zimmer und er zeigte das Mitgebrachte. Zwei Kleider von blau gestreiftem Musselin, sehr schön, für 14 # brachte er mir für Nina und Therese. Um 12 h ging ich mit meinem Bruder in die Theaterkanzlei; wir hatten mit Mayer und Klimbke unseren Spaß. Dann ging ich zum Speisen. Die Mama lag im Bette, Therese und Nina waren in der Probe. Als sie zurückkamen, übergab ich die Kleider, welche sie außerordentlich freuten, und mich auch vollkommen belohnte. Nach Mittag und abends blieb ich auch immer da; es war schöne Harmonie. Mein Bruder, später auch Maurer kamen und blieben den Abend da. Nach Mittag kam Nina wieder mit neuen Schulden hervor, welches mich sehr frappierte, aber der Güte willen will ich mich dazu verstehen. Abends um 9 h gingen wir nach Hause und gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 54r
849 1799 12 3 Nach 5 h stunden wir auf. Ich arbeitete, frühstückte mit meinem Bruder bei Walther. Um 7 h ging ich zum Fürsten; beim Fürsten kam ich mit Kutschersfeld zusammen. Er ließ mich hineinrufen und sagte in einem ungewöhnlich rauen Ton: „Was sind das für Geschäften, bei der Garde um Dispens der Verkündigung einzukommen und mir nichts zu sagen ?“ Ich sagte ihm, dass ich dies nicht wüsste und dass ich es nicht ohne des Fürsten Wissen tun würde. „Gut, das glaube ich, ich werde es also aktenmäßig untersuchen lassen.“ Kutschersfeld blieb noch, auch diesen beschwor er zu sagen, ob er nichts wüsste. Ich ging zur Babett, zu gratulieren, die fielen mich auch mit den Heiratsgeschäften an und sagte, der Gardepater wäre bei der Fürstin gewesen um sich zu erkundigen, ob ich die Heiratserlaubnis hätte. Außerordentlich frappierte mich dies und ich ging nochmals zum Fürsten, um mit ihm zu sprechen und wartete vergebens bis 3 h. Dann ging ich in den Gardehof zum Feldpater und erfuhr, dass mittels des Hofrates Lorenz und Feldsuperior Pauer in meinem Namen eine Bittschrift um Verkündigungsdispens zu seinen Handen kamen. Von da, ohne etwas gegessen zu haben ging ich zu Theresen und fand dort Gelegenheit, mit ihr allein zu sprechen. Ich sagte ihr alles Geschehene; auch sie wusste nicht mehr, als Hofrat Lorenz versprach, unseren Wunsch auszuführen. Beide waren wir sehr bestürzt; ein Schlag verdrängt den anderen ! Abends ging ich mit meinem Bruder ins Kärntnertor-Theater zu „Beide Figaro“; ich schlief meistens. Nach dem Theater ging ich zum Sekretär Burgerth, erklärte ihm den Hergang des ganzen unendlich fatalen Geschäftes. Die ganze Nacht brachte ich wach zu; Qualen aller Art foltern mich. Band 02 (II.), Seite 54r
850 1799 12 4 Nebel und Regen. Um 5 h war ich auf, arbeitete bis 9 h. Ging zum Fürsten, und als selber zu Hofe fuhr, zur Mama und zur Hofmeisterin gratulieren. Dann zum Gönner, erzählte ihm die erlittenen Kränkungen; ich war in einer schrecklichen Lage. Dann wartete ich wieder des Fürsten bis ½ 12 h. Endlich gelang es mir, mit ihm zu sprechen, erzählte ihm alle Umstände des Geschehenen genau und bat ihn, seine Verehelichungserlaubnis nicht zurückzunehmen. Er sagte mir auch „Das will ich nicht“. Lange und viel sprach ich mit ihm und beruhigt verließ ich ihn. Bei der Mama erzählte ich alles in gedrängter Kürze und freuten uns des guten Ausganges. Nach Mittag ging ich zu Klimbke, um mit Pauer sprechen zu können, welches mir aber nicht gelang. Mit meinem Bruder ging ich abends in Burgtheater zu „Soliman“; dann ins Kärntnertor-Theater, um „Die Unglücklichen“ zu sehen. Gegen Ende der Oper ging ich auf’s Theater zu Theresen; wir plauderten ein Weilchen im Camarin. Nach dem Theater machten wir uns gleich nach Hause. Ich schlief besser, aber immer noch sehr unruhig. Band 02 (II.), Seite 54r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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