Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 811 - 815 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
811 1799 10 26 Ein nebliger Tag, abwechselnd mit Regen. Bis 1 h arbeitete ich zu Hause, dann ging ich zum Portier. Kaufte bei Wirth Halblas (?) für 16 fl. 48 x und schickte ihn gleich nach Eisenstadt. Düster und voll Kränkung habe ich heute einen fatalen Tag. Der Anblick der Mama und die Erinnerung an so manches Unangenehme stimmten mich noch mehr um. Ich aß wenig und sprach noch weniger. Therese, dies edle Mädchen, kränkte, mich so leiden zu sehen, aber ihre fatale Mutter sucht ein Verdienst darin, uns beide zu quälen. Nach Tische gingen wir gleich zu meiner Mutter zum Uhrmacher, blieb bis 5 h, schrieb dem Gönner. Dann besuchten meine Mutter und ich den Brandl; sie blieb und ich ging zu Klimbke auf das Theater und dann ins Parterre. Man gab den „Marktschreier“. Nach der Operette soupierte ich etwas beim Lothringer und war um 9 h schon zu Hause. Band 02 (II.), Seite 48r
812 1799 10 27 Neblig, abwechselnd mit Regen. Von 6 bis 10 h wurde gearbeitet. Bix (?) kam zu mir, welchem ich Slivovitza gab. Dann ging ich in die Stadt, kam bei François mit Kutschersfeld zusammen, sprachen aber nichts. Ich besuchte die Jungfern, ging in die Theatralkanzlei, sprach mit Pfersmann, Mayer und Klimbke. Dann zu Therese; dort gab’s wieder Verdruss. Fand dort meine Mutter, sie erklärte Theresen meinen festen Vorsatz. Ging mit selber zu Brandl zum Speisen; dort speiste die Gruber, nach Tische kamen die Höpfel (?) und Grünwald (?). Bis 6 h blieben wir; meine Mutter ging zur Petrowitz, ich zu Therese; gesprochen wurde nichts. Ich holte bei der Petrowitz meine Mutter ab und ging um 8 h ins Burgtheater, um Theresens Arie in der „Molinara“ zu hören. Nach der Arie plauderte ich noch ein Weilchen mit Huber; dann machte ich mich nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 48r
813 1799 10 28 Früh und bis Mittag arbeitete ich; Tonerl schrieb; dann ging ich in die Stadt zu Liebisch. Auch da ward ich schon als tot angesagt und er freute sich sehr, mich so wohl zu sehen. Zu Brandl ging ich auch und nahm meinen vergessenen Stock mit. Meine Mutter und ich speisten bei Hitzinger, auch die Willmein (?) von Hütteldorf. Nach Mittag ging ich zu Therese; da gab’s wegen unserer Heirat einen gewaltigen Sturm. Ihr Eigensinn, verschwistert mit nicht wenig Bosheit, könnten mich auf’s Äußerste bringen. Ich las da am Nachmittag die neu erschienene, sehr interessante Schrift von Kotzebue über seinen Aufenthalt in Wien und empfahl mich um 8 h. Bei Brandl weilte ich noch eine halbe Stunde, dann ging ich nach Haus, nach der Alsterkaserne, und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 48r
814 1799 10 29 Ein fataler, ungesunder Tag. Früh kam schon Kutschersfeld zu mir, mit welchem ich nicht wenig Verdruss wegen Albernheiten hatte; später arbeitete Tonerl bei mir. Um 12 h ging ich zum Portier, dann zu Klimbke, wo mit Mayer über Kotzebues Schrift räsoniert wurde. Mittags speiste meine Mutter auch bei der Mama; es wurde kein Wort gesprochen. Vor Mittag war Salieri da; es wurde kein Wort davon erwähnt, aber einen gewaltigen Sturm gab es ab. Nach Tische waren Therese und ich im Zimmer der Tante bis 4 h und meine Mutter bei ihr allein. Wir empfahlen uns, gingen zum Uhrmacher, später mit ihr und meiner Mutter ins Lothringer Bierhaus; wir jausneten da und gingen dann ins Burgtheater. Man gab den „Schreiner“ und „Fantasma“; Therese war nicht zum Besten bei Stimme. Nach der Operette begleitete ich Therese zum Wagen. Sie erzählte uns, dass die Mama bald nach uns ausging und sie nicht wüsste, wohin; dies machte mich wieder einmal lachen. Nach dem Theater eilte ich nach Hause und las „Stumme Liebe“, ein kleines Lustspiel in einem Aufzug von Ziegler, welches morgen gegeben wird und mir wirklich Langeweile und Schlaf machte. Band 02 (II.), Seite 48r
815 1799 10 30 Früh um 6 h kam schon Kutschersfeld zu mir, neuen Verdruss gab es wieder. Der Mann kömmt nur immer, um mich zu quälen; er sagte, der Fürst werde gleich nach seiner Zurückkunft von dieser Reise eine zweite, längere Reise antreten und indessen würden große Veränderungen entstehen. Er stimmte mich ganz um und suchte meine Unruhe dadurch zu vermehren, dass er es sagte. Heute bestimmte ich, dem Gönner zu schreiben, ihm von allem Nachricht zu geben; überall Kränkungen, in häuslichen so wie in Familienangelegenheiten. Beinahe kann man es nicht mehr dulden, nirgends Ruhe, nirgends Aufheiterung. Bis 12 h arbeitete ich zu Hause; Cranz (?) kam, frühstückte bei mir; dann gab ich ihm Slivovitza. Meine liebe Mutter besuchte mich; ich begleitete sie in die Stadt. In der Kanzlei bei Klimbke war ich ein Weilchen, dann besuchte mich Klingmann, blieb da bis 1 h. Dann ging ich mit wahrem Widerwillen zum Speisen. Es waren keine unrichtigen Vorgefühle des Verdrusses; wirklich fing das so unausstehliche Weib wieder an, bei Tische boshafte Ausfälle spielen zu lassen. Nach Tische schrieb ich dem Gönner, schilderte ihm unsere Lage und bat ihn dringend, sich noch mehr unserer anzunehmen, da wir viel leiden müssten. Mit Therese hatte ich auch Verdruss und mit Nina noch weit mehr, als Mutter und Therese in den Segen gingen. Voll Verdruss schlenderte ich ins Wiedner Theater, um Mutter und Muhme da zu suchen, welche ich auch gleich fand. Man gab den „Wundermann am Rheinfall“ von Schikaneder, mit Musik von Seyfried. Alles höchst mittelmäßig, die Kleidung aber ist höchst elegant und die Dekoration manches niedlich; der Rheinfall aber und der Brand des Schlosses bis ins Lächerliche verfertigt. Ich sah Roose und Ascher, beide mit ihren Männern. Ich war äußerst missmutig und ging nach dem Theater gleich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 48v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b