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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
831 1799 11 15 Leopoldsfest; ein nebliger, kalter Tag. Früh 7 h fuhren Weinmüller, Schmirer, Tonerl und ich nach Klosterneuburg, fanden Albert gleich in seinem Zimmer. Ich ging mit ihm in die Kirche, hörte seine Messe, dann frühstückten wir guten Eierkuchen, gingen in die Kirche, hörten da die Predigt welche der Katechet von St. Anna hielt, dann das Amt, bei welchem Weinmüller eine Motette sehr schön sang. Bei Tische ging es etwas verwirrt zu, doch wurde sehr schön getrunken. Nach Tische besuchten wir den Pater Hieronymus, tranken Kaffee und vortrefflichen Wein und fuhren unter Begleitung des Albert in die Stadt. Ich besuchte Theresen, welche recht gut und niedlich aussah. Tonerl, die Mama und ich fuhren um 6 h in den Redoutensaal in die Kantate von Salieri. Therese hatte nicht besonders gesungen; die Mutter machte ihr viel Verdruss. Dies kränkte das arme Mädchen; dann auch, dass die Saal mehr Beifall erhielt als sie, machte ihr Ehrgefühl beleidigen; überhaupt aber gefiel die ganze Kantate nicht. Ich ging auf die Galerie, sprach mit Theresen, worüber die Mutter äußerst mürrisch wurde. Maurer, Tonerl und ich begleiteten Agnes nach Hause. Heute erhielt ich von meinem Bruder einen Brief von Eisenstadt, worin er mir seine glückliche Ankunft schrieb. Band 02 (II.), Seite 51r
832 1799 11 16 Ein fataler, ungesunder Tag. Früh bis 12 h arbeitete ich ununterbrochen fort, machte einen Heiratsentwurf zwischen Therese und mir. In der Stadt kaufte ich der Tante Rosalie und mir ein Trinkglas, ging zum Gürtler und bestellte mir 8 Füße von Bronze für meine neuen Kästen. Beim Brandl war ich, um Verschiedenes an Schlosserarbeiten zu bestellen. Dann ging ich zum Speisen, wo es ganz erträglich zuging. Die Mama hatte ihre Launen, die [ich] um Theresens willen übertrug und so wurde vom Einrichten, dem Heiratskontrakt und dergleichen gesprochen. Um ½ 7 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo der „Verliebte Briefwechsel“ gegeben wurde; ein Stück, das alle mit vielem Fleiße spielten, besonders Ziegler als Maler und Baumann als Freier (?), und mich sehr unterhielt; dann das „Waldmädchen“. Im Theater sprach ich mit der Görtz (?) und der Töpfer (?). Nach dem Stück ging ich einen Augenblick auf’s Theater. um die Spiegelszene zu sehen, dann zum Lothringer soupieren. Nach 10 h war ich schon im Bett und schlief recht gut. Band 02 (II.), Seite 51r
833 1799 11 17 Ein nebliger Tag. Schrieb meiner Mutter zum Namensfest nach Eisenstadt, und auch, dass unsere Verbindung auf’s neue Jahr festgesetzt ist, wozu ich sie zu kommen bat. Auch schrieb ich Röckl und dankte ihm für seinen herzlichen, liebevollen Brief und gab ihm auch Nachricht von unserer Verbindung. Ich besuchte Brandl, da machte mir der Vater das Versprechen, dass ich von ihm als Haussteuer einen Brater bekäme. In der Direktionskanzlei war ich auch; dann ging ich zum Speisen. Nach Tisch besuchten die Mutter und Therese die Gräfin Traun; indessen blieb ich bei Nina, sprachen von Einrichtung, unserer Verbindung und dergleichen. Voll Jubel kam Therese nach 5 h zurück, auch die Mutter kam in ihrer Frühlingslaune, erzählte dass die Gräfin durchaus unsere Vermählung bis Neues Jahr will, dass sie mich kennen zu lernen wünscht, dass sie sich das Vergnügen ausgebeten habe, das Brautkleid zu besorgen, und dergleichen. Wir blieben zusammen, plauderten stets. Nina spielte in „Nemico“, kam aber bis 8 h wieder. Ich versprach Theresen zwei Überröcke von Wallis und neue batistene Tücheln. Nachher soupierten wir und um 9 h trollte ich mich nach Hause; endlich nach so vielen Stürmen ein ruhiger Tag; wie wohl ist mir ! Band 02 (II.), Seite 51r
834 1799 11 18 Ein kalter, nasser Tag. Schon früh kam die Sepherl und brachte mir eingesottenen Kren, den mir Theresens Liebe besorgte, dann auch Bouteillen. Ich schickte Theresen meine batistenen Tücheln. Früh sah ich auch des Liebisch Reitpferd an, welches bei uns im Stall ist. Den Morgen und Vormittag arbeitete ich, dann ging ich wegen Wallis zu Liebisch; ich kaufte einen sehr niedlichen, feinen Wallis für 29 fl. 39 x, zwei Westen nahm ich für mich herab, weil es zu viel ist. Theresens Freude darüber war groß. Ich war bei Klimbke, ging mit selbem zu Pauer (?), dann zum Speisen. Nach Mittag schrieb ich dem Gönner und gab ihm von allem Vorhergegangenen Nachricht. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater in Simonis Akademie. Therese sang ein Rondeau von Weigl und sang recht artig. Nach dem ersten Teil des Oboenkonzertes ging ich ins Burgtheater in die „Jagd“: Therese kam auch, Agnes war da, mit Weidmann sprach ich auch. Nach dem Theater begleitete ich Agnes und die Maurerische, welche bei Nina auf der Bühne war, nach Hause, soupierte bei den Drei Hacken, wo ich May (?) fand, welcher mir von des Fürsten Anstellung bei der Armee, von seinen Geschäften, von der Gewissheit, das selber bis Neujahr Gardekapitän wird, erzählte und dass man vermutet, er käme erst bis Februar zurück; das vergnügte mich sehr. Band 02 (II.), Seite 51v
835 1799 11 19 Feucht und neblig. Früh und mittag arbeitete ich. Beim Haustischler bestellte ich Verschiedenes zu meiner Einrichtung, schrieb Walther zur Armee. Bis 10 h kam Liebisch; wir unterhielten uns in der Reitschule, gingen zusammen in die Stadt. Ich bestellte bei Augustin die beiden Trauringe, ging dann zum Speisen. Mama war krank und wieder voll Laune. Nach Mittag gingen wir ins Kärntnertor-Theater zu den „Beiden Figaro“, um Weidmann zum ersten Mal spielen zu sehen. Therese, Nina, die Maurer, Tochter und Norbert (?) kamen nach. Es wurde außerordentlich voll. Weidmann wurde vorgerufen, hielt eine komische, etwas lange Rede und schloss mit den Worten „Solange, solange will ich Ihnen mit geringer Laune und ganzer Seele und allen Kräften dienen, bis der Tod kommt mit seiner Sichel und macht ein Stichel. Punktum.“ Nach dem Theater begleitete ich Theresen und ging gleich nach Hause. Band 02 (II.), Seite 51v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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