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Anzeige von 851 - 855 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
851 1799 12 5 Von 6 bis 12 h wurde ununterbrochen gearbeitet. Meiner Mutter schickte ich Geld für Speck, Mehl und Bohnen; schrieb auch Pointner. Charles arbeitete bei mir. Nach 11 h machten wir uns in die Stadt; ich ging gleich wegen Pauer zu Klimbke, welcher aber mit ersterem noch nicht sprechen konnte. Mit Klimbke ging ich auf den Graben, ins fürstliche Haus, wo ich die Leute auszahlte, dann zum Speisen. An der Ecke der Singerstraße kam mir Nina entgegen und erzählte mir, dass sie und Therese heute beim Baron Braun waren und ihm meldeten, dass Therese heiratet. Unerwartet artig nahm er die Nachricht auf, gratulierte ihr und sagte ihr, dass er mich von Eisenstadt her kennte. Freude machte es mir, dass auch dieser Schritt vorbei. Die Mama fand ich im Bette und weinend, und Therese im großen Zimmer; alles lief so ziemlich gut ab. Nach 3 h ging ich zum Gönner, fand ihn aber nicht zu Hause; später aber zu Grünwald, in die Theaterkanzlei, wo [ich] den Mantel von des Stessel kleinen Buben nahm und ins fürstliche Haus trug. Mein Bruder und ich soupierten etwas, gingen dann ins Kärntnertor-Theater, „Figaros Hochzeit“, des Fischer (?) Sohn als Almaviva. Er gefiel nicht, hat keinen Anstand, kein Spiel und wurde am Schlusse weder hervorgerufen; die Saal wurde von ihrer Dilettantengesellschaft herausgeklatscht. Nach dem Theater gingen wir gleich nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 54v
852 1799 12 6 Heftiger Regen. Namensfest des Fürsten. Nach 7 h fuhren Kutschersfeld, Tonerl und ich zur Gratulation beim Fürsten; er war besonders gütig, wir küssten ihm die Hand. Walther sagte mir, dass er Theresens Brief gefällig aufnahm, die beruhigte mich wieder. Tonerl und ich fuhren gleich nachher nach Hause; bis 12 h wurde gearbeitet. Dann gingen mein Bruder und ich zu Klimbke; in der Kanzlei blieben wir bis ½ 2 h. Dann ging ich zum Speisen und brachte Theresen einen Kopfschal von Organdin, sehr niedlich weiß gestickt. Nach Tische rückte man mit einem Kontrakt hervor, der mit Zutun der Gräfin Traun verfasst wurde und leeres Gewäsch ist. Für das musste ich den Aufsatz erklären, und so gab es wieder einen kleinen Zank. Um 3 h ging ich zum Gönner, erzählte ihm das Geschehene und auch das Umständliche von der Visite beim Braun. Im fürstlichen Haus sah ich zu Burgerth Franz und Stessel; mit beiden sprach ich. Dann ging ich ins Burgtheater, das „Findelkind“ und „Alcina“ zu sehen; nur meinem Bruder zuliebe blieb ich im Ballett. Es war sehr schlecht zum nach Hause gehen, viel Kot und stiller Regen; auch war mir nicht ganz wohl. Ich fühle Halsschmerzen, Schnupfen und bin dabei unruhig wegen Ausgang der Sache. Die Nacht schlief ich nicht zum Besten: Heute erhielt ich einen Brief von Siess, der mich sehr freute. Band 02 (II.), Seite 55r
853 1799 12 7 Regen und Nebel. Den ganzen Vormittag arbeitete ich. Um 12 h gingen mein Bruder und ich zu Klimbke, nachher mit selbem in die Regierung zum Pauer, mit ihm sprach ich in meiner Angelegenheit, er versicherte mich, mit dem Feldsuperior Pauer zu reden und ihm die ganze Sache so vorzutragen, wie ich sie dem Fürsten erzählte. Nach Tische machten Therese, Nina und ich einen Besuch bei Oeppinger und Klob; überall wurden wir mit besonderer Galanterie aufgenommen. Um 4 h waren wir schon wieder zu Hause. Ich blieb bis 6 h, mein Bruder kam auch. Wir gingen zusammen, er zum Brandl, ich ins Burgtheater in „Epigramm“. Da fand ich Klimbke, Wisenfeld und den Sekretär des Franz Esterházy. Klimbke war äußerst ausgelassen, voll Mutwillen und neckte mich immer, als ob ich schlafen wollte. Er gab mir versiegelt „Das neue Jahrhundert“, Posse von Kotzebue, mit, welche ich zu Hause las, mich aber nicht unterhielt. Nach meiner Beurteilung wird das Stück nichts machen; es fehlt ihm an Neuheit und Interesse. Mein Bruder holte mich ab. Nach dem Theater gingen wir gerade nach Hause, wo ich den neuen Schubladkasten fand, welcher mir gefiel. Band 02 (II.), Seite 55r
854 1799 12 8 Früh arbeitete ich bis 9 h, ging dann zum Stessel, holte die restierenden 800 fl., sprach mit Siess wegen Steinkohlenverschleiss. Nahm eine Maß Wermut und wartete Klimbke in der Kanzlei. Wir gingen zu Müller, wo uns Mayer schon erwartete. Wir hatten da viel Spaß, aßen Bratwurst und tranken Wermut. Nach 12 h gingen wir zu Roose. Klimbke speiste, wir gingen; Mayer zu Sinn (?), ich zur Gassmann. Nach Tische blieb ich da. Therese äußerte ihren Zorn auf eine sehr unanständige Art, welche mich sehr beleidigte. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Das rächende Gewissen“ gab man. Ich war teils auf der Bühne, teils im Parterre; es war sehr voll. Ich sprach da mit Klimbke, erwartete meinen Bruder und ging gleich nach dem Theater nach Hause. Band 02 (II.), Seite 55r
855 1799 12 9 Früh und am Vormittag arbeitete ich ununterbrochen fort. Um 12 h ging ich in die Stadt, um mit Siess noch einmal zu reden. Liebisch überraschte mich; wir gingen zusammen, er gab mir Säcke und Muster für Kutschersfeld zum Geschenk. Bei Klimbke las ich die Theaterordnung, welche mir in den meisten Punkten sehr gefällt. Mit Siess sprach ich lange vom Steinkohlengeschäft, dessen Zustandekommen nicht entschieden. Bei Tische war alles sehr gespannt. Sepherl gab mir von Therese einen kläglichen Zettel. Ich suchte so viel als möglich freundlich zu sein, doch empfahl ich mich um 3 h, um nicht unangenehme Auftritte zu erleben. Kaufte das Theaterjournal, ging zu Brandl, las ein Weilchen. Dann ins fürstliche Haus und zu Spöttl, wo ich Aal und Kroyer(?)käse aß und Tiroler Wein trank. Nach 8 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, wo mich mein Bruder erwartete. Man gab „Das Schreibpult“; viel schlief ich, zum Teil auch aus Unmut; dies ärgerte mich nicht wenig. Nach dem Theater ging’s gleich der Heimat zu. Band 02 (II.), Seite 55v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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