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Anzeige von 866 - 870 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
866 1799 12 20 Sehr kalt. Früh um 8 h ging ich schon zum Fürsten, ließ unterschreiben und gab dem Fürsten meine Heiratserlaubnis zum Unterschreiben. Er las selbe, legte sie weg und sagte: „Gut, ich werde sehen.“ Dies machte mich äußerst unruhig. Ich ging dann zu Pauer, er führte mich beim Hofrat Lorenz auf, dieser riet mir, dass Therese sich bei der Szilinska möchte aufführen lassen. Dann ging ich zum Gönner, erzählte ihm alles, auch er ist der Meinung, dass Therese die Szilinska bitten soll. Therese erzählte ich das Geschehene, wir verabredeten, dass sie morgen zur Gräfin Traun gehen und sie bitten wird, sie bei der Szilinska zu empfehlen. Bei Leyrer kaufte ich Kalender für Nina, Therese und Röckl. In der Theaterkanzlei hörte ich die Probe vom „Neuen Jahrhundert“, dann gab’s wieder Theatraldisput zwischen Mayer, Pfersmann und mir. Bei Tisch legte ich beiden Mädchen ihre Kalender unter die Serviette; sie freuten sich über diese Überraschung. Nach Tisch revidierte ich des Gönners Haushaltsrechnungen. Abends kam wieder mein Bruder, bis nach 8 h blieben wir zusammen bei der Mama. Dann gingen wir nach Hause, mir geschah im geheizten Zimmer so wohl. Ich arbeitete noch etwas, und erst um ½ 10 h legte ich mich ins Bett. Ich schlief besser als vorige Nacht. Band 02 (II.), Seite 56v
867 1799 12 21 Anhaltende starke Kälte. Früh um 6 h fing ich schon zu arbeiten an, verfasste auf jeden Fall eine bündige Bittschrift an den Fürsten, um schriftliche Erteilung der Heiratserlaubnis, welche ich mittags Therese werde lesen lassen. Ging dann zum Haustischler wegen meines Kastens. Um 10 h ging ich zu Görtz (?); dort lernte ich den Schwiegersohn desselben kennen, ein artiger Mensch, Kammerdiener beim Fürsten Batthyány. Dann ins Burgtheater zur Probe der „Schöpfung“; nach der Probe zum Speisen. Blieb nach Mittag da, da mein Bruder kam. Gingen abends ins Kärntnertor-Theater, „Der Tod, ein Freier (?)“ und „Alcina“ wurden gegeben. Nach dem Theater gingen wir gleich nach Hause, und da die Bettsäcke schon aus dem Zimmer waren, unsere Betten auf Sesseln; wir schliefen doch gut. De ganze Nacht schneite es. Band 02 (II.), Seite 57r
868 1799 12 22 Außerordentlicher Schnee. Bis 10 h arbeitete ich, dann fuhr ich in die Stadt zu Siess, sprach mit ihm wegen der Steinkohlen, dann auch wegen dem Schritt, den ich beim Fürsten machte, um die schriftliche Erlaubnis des Heiratens zu erhalten. Er hörte mich an und sagte zwar, dass er dieserwegen mit dem Fürsten reden werde, aber ich habe ja Menschenkenntnis … Um 12 h ging ich in die Kanzlei, plauderte mit Pfersmann und Mayer, ging um ½ 1 h schon zum Speisen. nach Tische schrieb ich an Röckl, nach Mittag las ich. Mein Bruder und Maurer kamen, auch Salieri, welcher mit Therese die Arie passierte, welche sie am Neujahrstage bei Hofe singen wird. Abends waren wir allein, wir spielten Saunikel; ich schlief dabei halb ein. Um ½ 9 h gingen wir nach Hause. In der Nacht schlief ich ungewöhnlich gut auf unserem Soldatenlager. In der Nacht und mittags ½ 2 h ging auf der Donau der Eisstoß so ganz unvermutet, dass 3 Menschen ertranken, und alles Obst, Fische und Schiffe zu Grunde gingen. Ein höchst merkwürdiges Ereignis. Band 02 (II.), Seite 57r
869 1799 12 23 Kalt. Früh schrieb ich meiner Mutter und schickte meiner Schwester einen Kalender; auch des Röckl seiner Frau einen; dann schrieb ich Stessel und Kárner. Liebisch kam auf die Reitschule, besuchte mich; um 12 h gingen wir zusammen in die Stadt. In der Kanzlei fand ich Mayer und Escherich (?); wir plauderten vom Theater und der Aufführung der „Iphigenie“, wovon ich mir einige Exemplare bestellte. Für Therese kaufte ich ein niedliches Neujahrsbillett. Bei Tische plauderten wir immer von der Einrichtung. Nach Mittag fuhren Nina, mein Bruder und ich zum Tischler; das Sopha, 6 Sesseln und das Arbeitstischl bekamen wir, das übrige war noch nicht fertig. Ich zahlte und wir fuhren ins Rote Haus; alles Angeschaffte zeigte ich Nina. Nach 5 h gingen wir in die Stadt, ich blieb den Abend da. Der Mama brachte ich 100 fl.. Um 9 h kam mein Bruder, wir gingen zusammen nach Hause; ich schlief recht gut. Band 02 (II.), Seite 57v
870 1799 12 24 Es schneit. Früh und am Vormittag arbeitete ich. Um ½ 1 h ging ich in die Theaterkanzlei; Mayer, Klimbke und ich plauderten bis ½ 2 h. Wegen einem Dienst für meinen Bruder ging ich zu einem Engländer im Weißen Ochsen. Für die Gassmann kaufte ich artige Billetts und ein Brieftäschchen; bei Tisch ging es erträglich zu. Nach Tisch kam mein Bruder; ich unterrichtete ihn über alles und schickte ihn zu Walther und Parisot. Nachher arbeitete ich in des Gönners Rechnungen und trug sie ihm ins Haus. Er kam erst um ½ 7 h, ich übergab ihm alles. Um meine Verheiratung frug er mich und versprach, dieser Tage darüber mit dem Fürsten zu sprechen; wenn es doch wahr und von Wirkung wäre ! Abends war ich bis 9 h beim Brandl; die Familie, Fajt, sein Mädchen und eine gewisse Hoffmann waren da und es wurde gespielt. Im Nachhause gehen begegnete ich Kutschersfeld; er ist doch recht undankbar ! Heute begegnete mir Siess und erzählte mir die neuesten Anschläge, meine Küche zur Schmiede zu nehmen. Band 02 (II.), Seite 57v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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