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Anzeige von 896 - 900 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
896 1800 1 19 Neblig, aber nicht kalt. Früh arbeitete ich bis 10 h, dann ging ich zum Gönner. Dann zu Klimbke wegen Redoutebillets; ich erhielt keine; Pfersmann gab mir eines, aber nur eines. Haim, Klimbke und ich verabredeten eine Spekulation; wir gingen zum Vetter Jahn (?), ich verlangte das Notwendige und erhielt alles. Bei Tische wurde heute alles still abgemacht, Nina speiste nicht zu Hause. Geyersperg versicherte mir, dass die Grassalkovich mit dem Fürsten wegen meiner Verbindung gesprochen habe, und der Fürst ihr zusagte. Auch Kutschersfeld schrieb mir dies zu den Gassmannschen hin; ich kann aber über nichts mehr froh sein. Nach Tische unternahmen Klimbke, Haim und ich unser großes Geschäft; es gelang. Nach Vollendung ging ich ins fürstliche Haus, zu den Jungfern, Stessel, Burgerth; dann ins Kärntnertor-Theater „Iphigenie“; es gefiel nicht sehr. Ich plauderte mit Saal und Jaquet. Nach dem Theater ging ich gleich in die Redoute; es war angenehm. Gleich beim Eintritt kam ich mit Mama, Nina und der Rosalie zusammen. Das Weib konnte ich nicht ansehen, weil mich Fajt und Stessel versicherten, dass sie auf Schleichwegen beim Fürsten unsere Verbindung hinderte. Die Redoute war ziemlich voll. Mich neckten einige Masken und gaben mir Bêtisen (?). Ich sprach und soupierte mit Klingmann, der Traun, Stessel, Kühnel, Fuchs, Fajt, Burgerth. Um 7 h führte ich die Mama nach Hause und folgte dann auch. Ich schlief nicht gut. Band 02 (II.), Seite 62v
897 1800 1 20 Um 8 h stand ich auf und arbeitete bis 11 h. Heute schickte ich Pfersmann Slivovitza, 8 Bouteillen. Dann ging ich ins fürstliche Haus, nachher zu Klimbke. Beim Speisen ging’s sehr mürrisch zu; nach Tisch gab’s sogar einen kleinen Sturm, doch gingen wider Willen der Alten Therese, Nina und ich zum Maurer, blieben da ein Weilchen und um ½ 5 h waren wir schon wieder zu Hause. Nach 5 h ging ich ins fürstliche Haus, dann zu Lampl, wo ich die so unangenehme Nachricht vom Ausziehen hörte. Um ½ 10 h erwartete ich meinen Bruder im Kaffeehaus und wir gingen schlafen. Band 02 (II.), Seite 63r
898 1800 1 21 Feucht und neblig. Früh arbeitete ich, um 9 h ging ich zur Huber, dann nach Haus, schrieb wegen ihr einen Brief an Direktor Frank, brachte ihn selber. Um 12 h ging ich zu Lampl, um 1 h speisen. Zu Hause gab’s großen Sturm, die Alte legte sich ins Bett und blieb den ganzen Vormittag liegen, auch noch mittags. Wir aßen ganz alleine und waren es auch nach Mittag. Therese und ich plauderten vom Heiratskontrakt. Dann ging ich zum Gürtler, wegen einer Schnur zum Seiler, kaufte für Agnes ein Namenstagsbillett und das Buch „Mit Weibern glücklich zu sein“. Burgerth ließ mich zu sich rufen und sprach von der Aufnahme der 4 Kutscher und vom Unwillen des Fürsten wegen den zu hoch passenden Passierungen, welches mich sehr kränkte. Ich ging ins Burgtheater „Menschenhass und Reue“, um die Leve (?) als Lottchen zum ersten Mal spielen zu sehen; mittelmäßig gefiel sie. Klimbke und ich soupierten beim Klapper, wo ich auch den jungen Grafen Weissenwolf fand. Um 11 h ging ich nach Hause; es regnete und schneite und war äußerst schlimm zu gehen. Ich schlief wenig und dachte immer der Vorstellung, die ich dem Fürsten wegen dieser unbilligen Äußerung machen werde. Band 02 (II.), Seite 63r
899 1800 1 22 Schnee und mitunter Sonnenschein. Um 6 h schrieb ich schon eine Vorstellung an den Fürsten, kopierte selbe zweimal und schickte sie Kutschersfeld in die Stadt. Ich war mit meiner Arbeit ganz zufrieden, denn sie war bündig und gründlich verfertigt. Der Bruder der Sepherl kam zu mir wegen Schutz für das Soldatenleben zu suchen; übrigens arbeitete ich wieder den ganzen Vormittag. Um 12 h ging ich zu Jahn wegen Lettern, erhielt sie auch, dann in die Kanzlei zu Klimbke, wo unsere Manipulation bis 2 h dauerte. Kutschersfeld kam vom Fürsten ohne unterschriebene Passierungen zurück, das wurmte mich doch. Nach Mittag blieb ich bei Theresen bis 4 h. Wir waren mittags und nach Mittag allein, denn die Alte lag im Bette. Später ging ich ins fürstliche Haus, dann zu Lampl, wo ich den Abend bis ¾ auf 10 h blieb. Czech fand ich da, den ich ahndete (?), es war kaum 9 h. Mein Bruder wartete meiner im Kaffeehaus und wir machten uns mit verdoppeltem Schritte der Heimat zu. Band 02 (II.), Seite 63r
900 1800 1 23 Schnee und dabei großer Kot. Früh kam Kutschersfeld und klagte über das so undankbare Weib, die Huber. Ich bin traurig, dass ich ihn nur bedauern kann. Vor Mittag arbeitete ich zu Hause, dann ging ich zu Lampl und Klimbke. Bei Tische waren wir allein; die Mama lag. Bis 4 h blieb ich im Hause, dann ging ich ins fürstliche Haus, besuchte Fajt, erhielt von ihm eine recht niedliche Dose für Therese, dann sagte er mir auch, dass Svoboda als Kassenadjunkt angestellt sei und vom Hofe die Gelder zur Vollstreckung der vorgesetzten Zahlungen wirklich schon eingetroffen sind; welche Beruhigung für uns beide, für Therese und mich ! Ich ging gleich zu Therese, gab ihr die niedliche Dose und erzählte ihr das Geschehene; sie freute sich mit mir. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab „Die seltsame Audienz“ zum zweiten Male und „Fantasma“. Das Stück ist von Lippert und wirklich artig. Er wurde – welch seltene Ehre ! – am Ende vorgerufen; das wird ihn zum halben Gott schaffen ! Nach dem Stück ging ich zu Lampl und vor 10 h mit dem Bruder nach Hause. Band 02 (II.), Seite 63v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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