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Anzeige von 871 - 875 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
871 1799 12 25 Weihnachtstag; kalt, aber heiter. Bis 10 h arbeitete ich und versiegelte auch die Billetts an die Gassmann; ich freue mich, ihnen damit Vergnügen zu machen. Mein erster Gang war zum Gönner, wir sprachen zusammen von seinen Rechnungen. Um ½ 11 h ging ich mit meinem Bruder zu dem Amerikaner; wir wurden auf morgen beschieden. Auf dem Michaelsplatz begegnete ich Mayer und schlich dann mit ihm eine Stunde herum, Brockmann und Weidmann begegnete ich auch. Um ½ 1 h ging ich zum Speisen. Therese aß bei Braunmüller; um 3 h kam sie. Ich ging abermals zum Gönner; er sprach, dass er und der Fürst so halb ausgesöhnt seien, was ich sehnlich wünsche; dann sagte er mir, er wolle gelegentlich mit dem Fürsten sprechen. Dann ging ich ins Haus, kam mit Burgerth zusammen, der mir die Hiobspost erzählte, dass ihm der Fürst mit großem Lärmen die Heiratsresolution zerrissen zurückgab, und sagte, „Ich will vom Heiraten nichts wissen, da geben Sie ihm seine Resolution“. Wie mich dies erquickte, lässt sich nur fühlen. Um 5 h ging ich zu Theresen, erzählte ihr im Kurzen das Geschehen. Wir verabredeten, dass sie heute die Traun darüber sprechen wird. Wir und ein Seifensieder, Vetter von ihr, spielten bis 8 h Lavet (?), dann gingen wir nach Hause und ich ins Bett. Ich schlief unruhig; tausend Plane quälten mich. Band 02 (II.), Seite 57v
872 1799 12 26 Stephanstag; kalt, es weht. Früh kam Brandmayer wegen taffetner Vorhänge. Dann schrieb ich Zehetner und schickte Kalender. um 10 h ging ich in die Stadt, zum Gönner; da hörte ich, dass Braun den Fürsten rangieren wird. Welch ein neuer Schlag ! Bis 12 h blieb ich beim Gönner; wir sprachen Verschiedenes, lauter unglückliche Aussichten. Um 12 h sah ich den Rückzug des Hofes von St. Stephan und den Fürsten die Garde anführen; dann ging ich zum Speisen. Ich war höchst missmutig; mitunter verdross mich, dass man gegen meinen Bruder so wenig Attention hat, welches ich Theresen mit aller Empfindlichkeit eines Bruders vorhielt. Um 4 h ging ich ins Haus und war äußerst traurig, da mir Giáy erzählte, dass man meine Küche zur Schmiede nehmen will; alles stürmt über mir zusammen und sucht mich zu kränken. Um 5 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Johanna von Montfaucon“ gab man. Ich unterhielt mich mit Klimbke, wir klagten beide. Mutlos und wach brachte ich die Nacht zu; ich fühle mich krank und schwach. O, warum muss ich solche Tage erleben ! Band 02 (II.), Seite 57v
873 1799 12 27 Namenstag meines Bruders, ein heiterer, kalter Tag. Kutschersfeld kam schon um 6 h zurück und zu mir; er fand mich zu traurig, als dass es nicht zu einer Erklärung kommen sollte. Er gab mir sein Ehrenwort, dass, wenn ich ihm mein Gesuch geben will, er es sicher durchsetzen wird, mir die Heiratserlaubnis herauszubringen. Möchte er doch durch diesen Beweis von Freundschaft das gut zu machen suchen, was er mir seit Jahren Übles tat ! Ich überlegte und fand, dass er mir nicht schaden, wohl aber nützen kann. Ich wage es, schrieb mein Gesuch ab und gab es ihm. Um 12 h ging ich in die Stadt zu Klimbke. Wegen der Girlanden zum Feste im Theater hätte es bald ernstlichen Disput gegeben; sie sind zu falb und mehr zu einer Totenfeier geeignet. Im Laboratorium sah ich einige Arbeiten von Platzer an. Klimbke, mein Bruder und ich gingen in die Mehlgrube speisen und aßen recht gut. Beim Wirschmid tranken wir Kaffee, dann fuhren wir im Schlitten in den Prater. Es war zu holprig und nicht gut zu fahren. Um 4 h ging ich zu Therese, fand da Maurer und ihren Vetter. Später kam mein Bruder, welchem Therese nebst einem niedlichen Beutel einen Bancozettel zu 5 fl. [gab]¸ außerordentlich überraschte mich dies. Gegen 6 h gingen wir ins Theater in „Soliman“. Ich plauderte mit Nina, Jaquet, war übrigens sehr missmutig. Am Ende der Oper schickte mir Therese die Sepherl und ließ mir sagen, dass sie mir von der Ascher angenehmes zu sagen hätte; möge es doch wahr sein ! Im Nachhause gehen war es grimmig kalt. Band 02 (II.), Seite 58r
874 1799 12 28 Sehr strenge Kälte Um 7 h erst stand ich auf. Mein Bruder und ich rangierten Billetts. Bis 12 h arbeitete ich, dann ging ich zu Klimbke und mit selbem trotz der strengen Kälte eine Zeitlang in der Stadt herum. Therese erzählte mir, dass ihr die Gräfin Traun auf’s Neue versicherte, mit dem Fürsten zu sprechen und dass ihr der Bediente Carl sagte, die Comtesse Zichy verwendete sich beim Fürsten und auch die Ascher wolle es tun. Wie traurig, trotz so vielen Mitteln noch keine sichere Hoffnung zu haben ! Nach Mittag blieb ich bis 6 h da. Nina spielte in „Falstaff“, Therese und die Mama blieben zu Hause. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Strich durch die Rechnung“ und „Clotilde“; im Theater sprach ich mit dem Gönner, Jacquet und Klimbke. Ein außerordentlich heftiger Wind machte fast das Gehen unmöglich. Band 02 (II.), Seite 58r
875 1799 12 29 Ein rasender (?) Wind und viel größere Kälte als gestern. Früh besuchten mich Sohn und Tochter von der Tischlerin, um mir ihren Neujahrswunsch zu sagen; dem ersteren schenkte ich 5 fl., der letzteren ein neues seidenes Halstuch. Dann arbeitete ich; um 10 h fuhr ich zum Gönner in die Stadt wegen Geld, welches ich auch erhielt; bis 12 h plauderte ich mit ihm. Dann ging ich in die Theaterkanzlei und sah mit dem größten Erstaunen eine dreifache Abänderung: im Burgtheater sollte „Johanna von Montfaucon“ gegeben werden, man gab wegen Ziegler die „Beiden Figaro“; im Kärntnertor-Theater 2. Akt „Molinara“, wegen Simoni „Matrimonio segreto“; dann „Alcina“, wegen Krankheit mehrerer Tänzer wurde „Waldmädchen“ gegeben. Mit Mayer machte ich einen Besuch bei Klingmann. Beim Speisen und nach Tische hatte ich Verdruss mit Theresen wegen des Bancozettels, den sie meinem Bruder gab und den ich zurückgab. Gegen Abend führte ich meinen Bruder bei der Petrowitz auf. Nachher gingen wir ins Kärntnertor-Theater; mir war kalt und ich hatte viel Langeweile. Nach dem Theater fuhr ich mit Kutschersfeld nach Hause. Band 02 (II.), Seite 58r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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