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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
856 1799 12 10 Ein heiterer Tag. Früh machte ich die Neujahrsgeschenke – 25 fl. – in Paketen zusammen. Bis 12 h arbeitete ich, der Bruder übte sich im Schreiben. Der Kimlin gab ich abermals 10 fl. um einen Mörser und mehr Abgängiges zur Kuchleinrichtung zu kaufen. Bei Klimbke blieb ich bis 1 h, dann ging ich zum Speisen, wo es scheele Gesichter und mitunter auch Zank gab; ich meide zwar gerne den Anstoß dazu und so ging ich um 5 h weg. Missmutig und wirklich schon übersatt aller dieser Leiden, war ich sehr düster. Ich ging zum Brandl, mit ihm wegen Bestellung einer Waage zum Steinkohlenmagazin am Schanzel. Dann besuchten wir das Extrazimmer vom Reich, wo wir Tiroler Wein tranken, Aal und Kroyer (?) Käse aßen. Um 7 h ging ich ins Burgtheater, um die „Jagd“ zu sehen; mein Bruder kam auch. Nach dem Theater ging ich gleich nach Hause und las die Theaterzeitung. Band 02 (II.), Seite 55v
857 1799 12 11 Ein heiterer Tag. Vormittags arbeitete ich, um 12 h ging ich zu Klimbke. Paur ließ mich zu sich bitten, sagte mir eine Menge Gewäsch aus unserem Hause und dass der Fürst durchaus meine Verbindung nicht wolle. Beim Gönner war ich auch; der sagte mir ebenfalls, der Fürst wolle es wohl schwerlich erlauben. Alles stürmt auf mich ein und ich stehe allein ohne Stütze ! Bei Tisch und nach Mittag war alles stille. Therese und ich kränken uns nach so vielen Leiden außerordentlich. Abends ging ich zu Collet, dann ins Kärntnertor-Theater, „Molinara“ und einen Pas de deux von Salvatore Viganò und Casentini zu sehen. Meisl (?), Klimbke und Fritsche (?) plauderten zusammen, das heiterte mich wieder etwas auf. Nach dem Theater soupierten wir beim Straußen und kam erst um 11 h nach Hause. De ganze Nacht schlief ich wenig; ich bin so unruhig, mache mir tausend Plane, denke mir keinen als entsprechend und so lebe ich wahrhaftig unglückliche Tage. Band 02 (II.), Seite 55v
858 1799 12 12 Ein trüber Tag, so wie es in meiner Seele ist. Ich arbeitete, aber ohne Ruhe des Geistes. Ging zum Gönner, fand ihn aber nicht. Bei Pfersmann in der Theaterkanzlei sprach ich mit Nina und Therese. Später kam Lang in die Theaterkanzlei und brachte die Figurinen zur „Iphigenie“, welche sehr einfach und streng nach dem griechischen Kostüm sind. Bei Tische und am Nachmittag war es wie gewöhnlich. Nach 3 h ging ich zum Gönner, wieder vergebens; dann zum Brandl. Danach ins Kärntnertor-Theater „Rettung für Rettung“ und ein neuer Pas de deux. Um ½ 7 h ging ich wieder zu Brandl wo ich bis 11 h blieb. Lenhard (?), Grünwald, Gruber, Pitzer (?), Fajt, sein Mädchen waren von der Gesellschaft. Dem Tischler habe ich für die Schlosserarbeit zum 2. neuen Kasten 2 fl. gegeben. Im Nachhause gehen fror es. Band 02 (II.), Seite 55v
859 1799 12 13 Strenge Kälte und Wind. Bis 10 h arbeitete ich im Hause, dann ging ich zum Gönner; blieb bei 2 Stunden bei ihm, sprachen von seinen Rechnungen und dass der Fürst ziemlich sein gegebenes Wort zurücknehmen und meine Heirat nicht erlauben wird, welches ihm auch Baron Braun versicherte. Dann ging ich in die Theaterkanzlei, wo wir bis 1 h blieben, vom Theater, den Festins und Redouten sprachen. Bei der Mama ging es ziemlich ruhig zu. Nach Tische kam mein Bruder; wir empfahlen uns zusammen; ich ging zu Grünwald, dann wieder zur Mama. Therese und Nina gingen zu Orenghi (?) en visite; ich blieb, soupierte und schlief bis ¾ auf 9 h. Dann ging ich ins Theater, meinen Bruder abholen und gleich nach Hause. Sehr mittelmäßig schlief ich und wurde früh wach, dachte wieder den traurigen Szenen nach, die es noch geben dürfte. Ich habe keine frohe Stunde, bis sich nicht die Sache entscheidet. Geschieht die Entscheidung meinen innigsten Wünschen zuwider, dann ... ? Band 02 (II.), Seite 56r
860 1799 12 14 Sehr kalt, windig, mitunter etwas Schnee. Bis 12 h arbeitete ich, dann gingen mein Bruder und ich in die Stadt; ich zu Klimbke wo wir sehr kindisch waren, besonders Mayer. Wir begleiteten Pfersmann zu Kupka, dann ging ich zum Speisen und aß wenig. Therese und Nina speisten bei der Traun. Um 3 h kam mein Bruder. Wir gingen zusammen neue Bürsten (?) kaufen, dann besuchten wir Walther. Abends soupierten wir beim Spöttl, dann gingen wir ins Kärntnertor-Theater. Man gab die „Beiden Klingsberg“; anfangs plauderte ich mit der Jaquet, Schwester der Adamberger, dann kamen Therese und Nina; sie blieben bis Ende 3. Akt. Ich begleitete sie nach Hause, kehrte aber wieder und trollte mit meinem Bruder der Heimat zu. Band 02 (II.), Seite 56r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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