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Anzeige von 886 - 890 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
886 1800 1 9 Regen; das Wetter und der Schnee lösen sich auf. Den ganzen Morgen und Vormittag arbeitete ich fleißig zu Hause. Gestern brachte man mir die Bettstätte, welche heute aufgeschlagen und auch die Sesseln geputzt werden. So wurde endlich einmal mein Quartier etwas rangiert. Um 12 h suchte ich Stessel und Klimbke auf; in der Kanzlei waren wir bis 1 h. Therese hatte bis 2 h Probe. Wegen Schnupftüchern gab’s Verdruss und so schieden wir. Im Hause ging ich mit Kutschersfeld zu Quarin, wegen Krankheit seiner Freundin. Dann in beide Hoftheater; im Kärntnertor-Theater gab man „Contadina“, im Burgtheater „Beide Figaro“ und „Maskerade“. Mit Klimbke und dessen Bruder war ich eine Zeitlang im Kärntnertor-Theater, dann ging ich im Burgtheater auf die Bühne Der Hof kam in beide Theater. Therese, das gute Mädchen, sang ihre Arie mit ausgezeichnetem Beifall. Sie und ich sprachen uns anfangs nicht, dann kam es zur Erklärung und wir fanden uns in den herzlichsten Umarmungen ewiger Liebe wieder. Ich blieb bei ihr bis zum Ende der Oper, begleitete sie zum Wagen und ging mit meinem Bruder gleich nach dem Ballett nach Hause und ins Bett. Zum ersten Male schliefen wir in den neuen Betten. Ich hatte eine höchst traurige Nacht, stellte mir alles Unangenehme so leicht wie möglich vor und konnte mich dennoch nicht aufheitern. Band 02 (II.), Seite 61v
887 1800 1 10 Regen und Nebel. Schon früh um 6 h kam Kutschersfeld, klagte in Tränen den sicheren Tod seiner Freundin, bat mich, wegen Testament und Leichenbegängnis zu sorgen, welches ich ihm herzlich versprach. Wir leiden nun beide, denn er versicherte mich, dass nur dieses Geschöpf allein seinem Leben Wert gebe. Düster und mutlos arbeitete ich den ganzen Vormittag; um 12 h ging ich zu Klimbke. Stessel und dem Portier machte ich ein Geschenk mit Kotzen (?). Nach Mittag kaufte ich beim Portier Musselin für 24 fl.. Bei Therese blieb ich bis 4 h, spielte mit der Mama. Dann ging ich zu Stessel und Lamm (?), wo ich bis 9 h war und mich recht angenehm unterhielt. Beim Portier kam ich mit meinem Bruder zusammen und gingen gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 61v
888 1800 1 11 Es schneit. Um 6 h kam Kutschersfeld in Tränen zu mir und bat mich, um 9 h zu seiner Freundin Huber zu fahren, welches ich ihm, obwohl es eine fatale Commission ist, zusagte. Früh bis 10 h arbeitete ich, dann fuhr ich zu ihr. Gleich nach mir kam Quarin, Orsler fand ich schon; das Resultat ihrer Konsultation war unvermeidlicher Tod. Eine Stunde blieb ich bei ihr; ich versuchte sie aufzuheitern und zu einem Testament zu bereden, welches mir aber nicht gelang. Abends versprach ich nochmals zu kommen. Um 11 h kam ich nach Hause; Kutschersfeld erzählte ich alles; Tränen entquollen seinen Augen. Mein Bruder machte mir Verdruss und brachte mich beinahe in Wut. Um 12 h fuhr ich zu Klimbke, ging ins fürstliche Haus, kaufte für Lamm (?) Kalender; dann in die Theaterkanzlei. Klimbke und ich waren allein; wir plauderten, sahen die verzierten Redoutensäle an. Um ½ 2 h gingen wir zum Speisen. Nach Mittag spielte ich mit der Mama, dann ging ich ins Haus, wo mein Bruder bei der großen Tafel servierte. Von da zur Freundin Kutschersfelds, wo ich bis 7 h blieb. Dann ins Kärntnertor-Theater, 2. Akt „Molinara“ – Therese sang sehr schön – und „Cleopatra“. Zur Hälfte des Balletts ging ich ins Burgtheater, plauderte mit Klingmann, Mayer, Brockmann etc.; dann ging ich mit Lamm (?) nach Hause. Mein Bruder wartete meiner, wir gingen nach Hause und ins Bett. Es nahm die Kälte außerordentlich zu. Band 02 (II.), Seite 61v
889 1800 1 12 Strenge Kälte und heftiger Wind. Früh bis 10 h arbeitete ich, dann fuhr ich zum Gönner, fand ihn nicht. Therese ist heute um 10 h zur Traun gerufen; ich bin auf den Erfolg sehr neugierig. Um 12 h ging ich in die Theaterkanzlei. Pfersmann, Mayer, Klimbke waren da, wir plauderten bis 1 h, dann ging ich zum Speisen. Therese erfuhr bei der Traun nichts Bestimmtes; vielleicht wollte mit einer Hiobspost schonen. Ich habe so gar keine Hoffnung. Nach Tische erklärte ich, dass nach Tisch spazieren gefahren werde; dies machte auf allen Seiten frohe Gesichter, besonders bei der so fatalen Mutter. Fuhr mit dem Bruder im Schlitten nach Hütteldorf, Mathias führte uns. Wir tranken Kaffee, wurden freundlich aufgenommen, besonders freuten sie sich, den Bruder zu sehen. Um 6 h waren wir schon zurück; der Weg war sehr schlecht. Ich besuchte Huber, fand da den Kutschersfeld; wir plauderten bis 7 h; dann ging ich zur Gassmann. Der Alten ihr Empfang war. „Jetzt habe ich gerade schlafen gehen wollen.“ Theresen zu Liebe blieb ich doch, obwohl sie mich nicht einmal wagte anzublicken. Um 8 h wurde soupiert, etwas aß ich. Die Alte schlenderte gleich ins Bett und rief einige Mal „Mädeln, macht schlafen !“, als ob sie Kinder von 10 Jahren wären Ich ging um ½ 9 h ins Kärntnertor-Theater „Weiberehre“, um meinen Bruder abzuholen, fand da Klimbke und Schöpfer (?), plauderte mit ihnen. Nach dem Theater machten wir uns gleich nach Hause. Ich schlief gut. Band 02 (II.), Seite 62r
890 1800 1 13 Kalt. Früh und vor Mittag bis 12 h wurde gearbeitet, dann fuhren Kutschersfeld und ich in die Theaterkanzlei. Wir wollten den Redoutensaal sahen, welcher aber schon gesperrt war. Wir sahen die Schauspielergalerie an, und dann fuhr er wieder nach Hause. Bis 1 h blieb ich in der Kanzlei, dann gingen wir zu Klingmann speisen. Wir fanden da eine Mad. Höler (?) und den Arzt Eckhart; unsere Unterhaltung war angenehm und aufgeweckt. Nach 4 h empfahl ich mich und ging in die Klepperställe; bis ½ 11 h war ich da; wir unterhielten uns angenehm und gut. Meinen Bruder fand ich schon schlafen. Heute ist die so viel Lärm machende freie Redoute. Ein Polizei-Tax (?), der Lohnkutscher und Sesseltrager fanden meinen größten Beifall. Die Redoute focht mich so wenig an, ich hatte keine Neigung, selbe zu sehen. Meine Mutter schickte mir heute 9 neue Hemden, recht fleißig gemacht. Meine heutige Unterhaltung machte mir einen frohen Tag; die Nacht war nicht sehr ruhig: Träume und Aufwallungen machten mich oft wach. Band 02 (II.), Seite 62r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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