Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [888]

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Es schneit. Um 6 h kam Kutschersfeld in Tränen zu mir und bat mich, um 9 h zu seiner Freundin Huber zu fahren, welches ich ihm, obwohl es eine fatale Commission ist, zusagte. Früh bis 10 h arbeitete ich, dann fuhr ich zu ihr. Gleich nach mir kam Quarin, Orsler fand ich schon; das Resultat ihrer Konsultation war unvermeidlicher Tod. Eine Stunde blieb ich bei ihr; ich versuchte sie aufzuheitern und zu einem Testament zu bereden, welches mir aber nicht gelang. Abends versprach ich nochmals zu kommen. Um 11 h kam ich nach Hause; Kutschersfeld erzählte ich alles; Tränen entquollen seinen Augen. Mein Bruder machte mir Verdruss und brachte mich beinahe in Wut. Um 12 h fuhr ich zu Klimbke, ging ins fürstliche Haus, kaufte für Lamm (?) Kalender; dann in die Theaterkanzlei. Klimbke und ich waren allein; wir plauderten, sahen die verzierten Redoutensäle an. Um ½ 2 h gingen wir zum Speisen. Nach Mittag spielte ich mit der Mama, dann ging ich ins Haus, wo mein Bruder bei der großen Tafel servierte. Von da zur Freundin Kutschersfelds, wo ich bis 7 h blieb. Dann ins Kärntnertor-Theater, 2. Akt „Molinara“ – Therese sang sehr schön – und „Cleopatra“. Zur Hälfte des Balletts ging ich ins Burgtheater, plauderte mit Klingmann, Mayer, Brockmann etc.; dann ging ich mit Lamm (?) nach Hause. Mein Bruder wartete meiner, wir gingen nach Hause und ins Bett. Es nahm die Kälte außerordentlich zu.
Band 02 (II.), Seite 61v
11.01.1800
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