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Anzeige von 891 - 895 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
891 1800 1 14 Feucht und neblig. Meine Wäsche rangierte ich und teilte selbe ein. Früh und vormittags arbeitete ich sehr fleißig, düster und ernst war ich den ganzen Vormittag: Ging ins fürstliche Haus; um 12 h ging ich in die Theaterkanzlei; da ließ ich mir erzählen, wie es in der gestrigen Redoute zuging. Drei Viertel der Gesellschaft waren Männer, Damen waren wenig und noch weniger schöne, von Masken nichts Besonderes. Außer den Menuetten von Saurau und der Colloredo wurde nicht getanzt. Klimbke und ich plauderten zusammen von unseren Aventuren; wir versprachen einander hilfreiche Hand. Bei Tische gab es ziemlich Unterhaltung, nach Mittag bis 5 h spielte ich mit der Mama. Dann ging ich zu Stessel, wo Kühnel und Sekretär Lex waren. Stessel sagte mir, dass mich der Gönner bei Zichy und Franz Esterházy besonders empfohlen hätte; ich bin aber schon so schüchtern gemacht, dass ich fürchte, dies wird mir mehr schaden als nützen. Abends war ich im Burgtheater, im Parterre, teils auf dem Theater. Man gab „Jolantha“; es war sehr voll. Im Parterre kamen mein Bruder und ich zusammen; wir gingen nach Hause und gleich ins Bett. Band 02 (II.), Seite 62r
892 1800 1 15 Nass, kalt. Früh fuhr ich zum Fürsten, ließ unterschreiben, hatte aber mit ihm wegen der Passierungen Verdruss, welches mich ganz umstimmte. Dann ging ich zum Gönner, welcher mir nichts Neues, wenigstens nichts Angenehmes sagte. Dann zu den Handwerksleuten, zur Huber, endlich in die Theaterkanzlei. Mein Bruder brachte mir ein Billett von Lampel (?). Ich schickte durch ihn Theresen den schönen Musselin, welcher ihr sehr gefiel. Nach Mittag ging ich wieder zum Gönner, dann zum Franzel, wo ich den Abend war; froh und still plauderten wir den Abend. Bruder und ich gingen um 10 h nach Hause und ins Bett. Band 02 (II.), Seite 62v
893 1800 1 16 Erste Redoute. Nass, kalt und neblig. Bis 9 h arbeitete ich, dann fuhr ich zur Huber, wegen Misshandlung ihrer Schwester; hernach aber zu Fritsch und Klimbke. In der Theaterkasse gab mir Klimbke 3 Redoutebillets; 2 gab ich meinem Bruder und der Muhme, das andere dem Seiler. Um 10 h fuhr ich wieder nach Hause und arbeitete bis 12 h. Mittags Gäbs bei Theresen gewaltigen Verdruss zu der Redoute; sie erzürnte mich recht sehr. Endlich versprach ich ihr, nicht zu gehen und so kam alles wieder in ordentliche Geleise. Um 5 h ging ich ins Haus, von da zu Lampl, wo ich mich den Abend angenehm unterhielt. Um ½ 10 h ging ich nach Hause; düster und traurig. Therese war heute bei der Traun, die ihr einen Brief von der Szilinska vorlas; sie schrieb, dass der Fürst unsere Verbindung unmöglich zulassen kann; dies machte mich denken und ernst. Vielleicht um uns zu trennen, will er mich ganz von Wien weggeben; der Schlag könnte mein Dasein enden. Mein Bruder ging in die Redoute und ich war allein. Band 02 (II.), Seite 62v
894 1800 1 17 Früh kam Kutschersfeld. Vom Friseur ließ ich mich frisieren und die Haare schneiden. Am Vormittag kam der Schneider, welchen ich zahlte. Dann arbeitete ich an den Überschlägen bis 12 h mit viel Verdruss. Beim Speisen war ich so ziemlich munter. Nach Mittag bis 5 h spielte ich mit der Mama; da kam Agnes. Therese und Nina spielten in „Gelosie“ im Kärntnertor-Theater. Im Hause kaufte ich 27 Ellen Leinwand auf 2 Dutzend Schnupftücher; dann sprach ich mit der Kammerjungfer Nanett, die mir gratulierte und mir versicherte, dass der Fürst die Erlaubnis meiner Vermählung schon der Fürstin Grassalkovich zusicherte, welches ich unmöglich glauben kann. Den Abend war ich beim Lampl. Um ½ 10 h trank ich im National-Kaffeehaus Milchtee, erwartete meinen Bruder und wir gingen zusammen nach Hause. Band 02 (II.), Seite 62v
895 1800 1 18 Trübes, nebliges Wetter. Der Gönner empfahl meinen Bruder beim Grafen Stephan Zichy, zu welchem er auch heute hinging. Früh und mittags arbeitete ich sehr fleißig, aber nicht mit innerer Ruhe. Um 12 h ging ich in die Stadt zu Klimbke; es gab Lärm wegen einem von Martin verlorenen Stück nach Regensburg. Nach Mittag war ich bei der Mama bis 6 h, mit Nina spielte ich Mariage. Zu Lampl; ein Schildkrotkreuz wurde recht vergnügt aufgenommen. Mein Bruder ist nicht wohl; da ich nach Hause kam, schlief er schon. Ich war immer so düster und ernst und hoffe, und habe doch so wenig zuversichtliche Hoffnung eines Besseren. Ich schlief wenig und das Wenige nicht ruhig. Band 02 (II.), Seite 62v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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