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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
861 1799 12 15 Früh arbeitete ich etwas. Um 9 h gingen wir wegen Reise des Fürsten zur Jagd nach Esterháza in die Stadt, dann zu Walther; bis 12 h blieben wir zusammen, teils im Zimmer, zum Teil machten wir auch eine Promenade auf den Kohlmarkt. Er ging zu Elisen, ich zur Mama. Therese speiste bei Braunmüller. Nach Tische kam Maurer, ging aber um 3 h wieder. Um ½ 4 h kam Therese, begleitet von Braunmüller; Neugierde, mich kennen zu lernen, veranlasste diesen Besuch. Wir sprachen, jedoch in geteilten Meinungen über den Theatergeschmack der Noblesse, und so wurde es unvermerkt 5 h. Mein Bruder ging voraus ins Kärntnertor-Theater, ich folgte ihm, fand aber keinen Platz mehr; man gab den „Landsturm“. Ich plauderte ein Weilchen mit der Töpfer, ging aber nach dem Theater gleich nach Haus. Band 02 (II.), Seite 56v
862 1799 12 16 Strenge Kälte und heftiger Wind. Früh kam Kutschersfeld, schrieb wegen meinem Bruder nach Preßburg. Ich schrieb dem Stessel, meiner Mutter und Köstler, sonst arbeitete ich bis 12 h. Ging zu Klimbke, wo eben Leseprobe von „Iphigenie“ war. Um 1 h ging ich zum Speisen, wo ich auch meinen Bruder fand, welcher eingeladen war. Nach Tisch las ich die „Iphigenie“. Abends kam der Bruder wieder und wir blieben zusammen bis nach 8 h. Unsere Unterhaltung war sehr einfach, am Ende schliefen mein Bruder und ich ein. Nach 9 h legten wir uns ins Bett; ich schlief bald ein. In der Nacht hatte ich fürchterliche Träume. Ich bin immer so sehr unruhig und düster, fürchte mich außerordentlich auf den Freitag, wann ich mit dem Fürsten reden werde, und bin so wirklich mit meinem Räsonnement am Ende, wenn er mir nicht willfährt. Ich habe so viele Gründe gegen mich ! Band 02 (II.), Seite 56v
863 1799 12 17 Sehr kalt und windig. Früh und am Vormittag arbeitete ich zu Hause. Um 12 h ging ich zu Klimbke und lernte dort seinen Bruder, den Oberleutnant kennen. Die Mama lag im Bette, die Tante war Gast und so aßen wir allein. Nach Tische las ich ein Manuskript „Gustav Vasa“ vom Katecheten Zeller (?). Abends kam mein Bruder und wir gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater. Man gab die „Hagestolzen“ und „Die beiden Billetts“; im ersteren trat Mlle. Toldt (?) als Margarete auf und würde so ziemlich gefallen haben, wenn nicht das disharmonische Fisteln (?) ihres Gesanges alles verdorben hätte. Von ihrer Partei, aber nur von dieser, wurde sie am Ende vorgerufen. Im Theater beleidigte mich mein Bruder wegen Platz aufheben außerordentlich; Nina kam, ging aber nach dem ersten Stück. Ich plauderte mit Klimbke und mehreren Bekannten; machte mich nach dem Theater gleich nach Hause und ins Bett. Ich lese jetzt die Geschichte von Gustav III. von Posselt. Band 02 (II.), Seite 56v
864 1799 12 18 Vormittags arbeitete ich zu Hause, Tonerl schrieb bei mir. Um 12 h ging ich in die Stadt zu Klimbke, welcher mir von dem eben bekannt gewordenen Klassensteuerpatent erzählte. Von Baumann bekam ich den „Hyperboreischen Esel“ zu lesen, eine Satire auf die Gebrüder Schlegel wegen ihres geschriebenen „Athenäums“, welche mich unterhielt. Nina kam von der Probe mit dem Auftrage von Salieri nach Hause, dass Therese eine Arie wählen solle, um selbe bei Hofe am Neujahrstage zu singen. Außerordentliche Freude verursachte dies in der Familie, doch auf mein düsteres Gemüt wirkte es sehr wenig. Nach Mittag kam die Weidmann, beide Urbain und mein Bruder. Mit diesem ging ich ins fürstliche Haus, um mit Krug wegen einem Dienst zu sprechen; dann soupierten wir beim Spöttl und gingen ins Kärntnertor-Theater zu den „Drei Sultaninnen“. Therese sang sehr angenehm und erhielt vielen Beifall. Nach dem Theater begleiteten wir Nina und machten uns dann nach Hause. Band 02 (II.), Seite 56v
865 1799 12 19 Heute Nacht warf es den ersten Schnee. Mein Bruder ging früh zu Krug. Ich arbeitete bis 12 h, ging dann in die Kabalen-Theaterkanzlei, da wurde eine Menge über das Theater räsoniert. Mittags und abends war ich immer sehr düster. Nach Mittag wegen der Kohlenwaage zu Brandl, dann mit meinem Bruder wegen einem Dienst bei einem Mylord, welcher nach Amerika reist, zum Kammerdiener Scheich (?) vom Grafen Simon Zichy. Abends ins Kärntnertor-Theater zum „Schreiner“ und nach diesem ins Burgtheater zu „Falstaff“. Nach dem Theater gingen wir gleich nach Haus. Wir litten schreckliche Kälte; der Wind wehte heftig. Band 02 (II.), Seite 56v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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