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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
821 1799 11 5 Neblig, es regnete. Schon um 6 h waren wir angezogen. Im Theater bekam ich einen sehr heftigen Katarrh, der mir viel Husten macht. Köstler richtete seine Uhr. Ich arbeitete, rangierte alles zum großen Frühstück und frühstückte früher mit Köstler und seiner Mutter. Nach 9 h kamen Pfersmann, Mayer, Klingmann, Klimbke, Brockmann, Roose, Liebisch und Tonerl. Wir frühstückten Schokolade, dann gingen wir in die Reitschule, die Schupfen, Sattlerei, dann wieder in mein Quartier; da fing erst das große Frühstück an. Eine Gans, Salami, Käse, Butter, Obst, dann Wein, Wermut, Tokajer und Slivovitza machten das Frühstück aus. Es wurde wacker gezecht; alles war froh und das freute mich recht sehr. Nach 1 h endigte sich das Frühstück. Den Mayer, Brockmann und Klingmann führte ich über die neue Brücke in den Prater und dann erst nach Haus. Nach 2 h kam ich zum Uhrmacher, bat um Suppe, dann mit meiner Mutter zum Brandl und ins fürstliche Haus. Dann ins Burgtheater, man gab „Morto vivo“ und „Alcina“. Ich fand Therese, Nina, den Maurer samt Mutter und Schwester, den Pfarrer und Küchenmeister von Klosterneuburg; mein Blut wallte, als ich auch das böse Weib sah. Köstler brachte mir für Nina einen niedlichen Anker von Schlidkrot mit Gold, welchen sie gleich im Theater gebrochen hat. Im Theater konnte ich doch mit Nina und noch mehr mit Theresen reden; dies heiterte mich etwas auf. Wir begleiteten sie nach Hause, auch Agnes; Maurer und ich schenkten jeden einen Sperrgroschen, und gingen dann nach Hause. Schon war es 11 h, als ich nach Hause kam; Köstler schlief seit 8 h. Band 02 (II.), Seite 49v
822 1799 11 6 Ein schöner, heiterer Tag. Früh und am Vormittag arbeitete ich, schrieb gleich dem Maximilian Lang, Verpflegsbeamten beim Verpflegsverwalter Canal in Pavia. Köstler und ich frühstückten zusammen. Dann besuchte ich meine Mutter, ging mit ihr in die Stadt. Auch Rhode und Lugmayer (?) kamen zu Besuch. Meine Mutter ging zur Gassmann, ich zu Liebisch, wo ich mir einen franzblauen Sack zu 6 fl. 15 x, und dann bei Wendler (?) aus Rumburg ein Dutzend Sacktücher zu 19 fl. kaufte Dann ging ich zum Uhrmacher, wo ich meine Mutter fand, und zum Speisen. Der Therese gefielen meine Sacktücher ausnehmend, dies freute mich und machte sie mir wert. Bei Tisch waren der Pfarrer und Albert; ich war sehr düster. Blieb bis 5 h, besuchte meine Mutter und ging ins Kärntnertor-Theater, wo man den 1. Akt von „Amanti comici“ und „Clotilde“ gab. Beinahe eine Stunde erwartete ich Köstler und er kam nicht. Therese war auch im Ballett, ich sprach mit ihr und freute mich, bei ihr zu sein. Um ½ 9 h ging ich nach Hause, plauderte noch eine Weile mit Köstler und schlief recht gut. Band 02 (II.), Seite 49v
823 1799 11 7 Ein heiterer Tag. Köstler und Mutter frühstückten bei mir. Ich arbeitete den Vormittag, ging in die Stadt und zeigte Köstler den Markt; Charles war bei mir und ging mit. Roose begegnete ich; zusammen sahen wir den Markt an. Ich kaufte Nina und Theresen Taschenmesser und schenkte sie ihnen als Markt. Bei Tische ging es sehr ernst zu. Nach Tische arbeitete ich im Italienischen. Um 5 h ging ich zum Vetter, beurlaubte mich da von meiner lieben Mutter; ging zu Brandl, brachte Franz das von Therese angefertigte Uhrband. Dann mit Köstler ins Lothringer Bierhaus, wo wir soupierten und um ½ 9 h schon zu Hause waren. Zu Hause gab ich ihm die von Therese ihm gemachte Uhrschnur, welche ihn sehr freute. Wir plauderten noch ein Weilchen und schliefen dann ein. Band 02 (II.), Seite 49v
824 1799 11 8 Ein windiger Tag. Früh war Kutschersfeld bei mir. Nach 8 h fuhr meine liebe Mutter nach Eisenstadt. Ich arbeitete am Vormittag, Köstler blieb bei mir, seine Mutter begleitete die meinige. Um 11 h ging ich in die Stadt, besuchte Klimbke und machte mit ihm eine Promenade. Von Stessel erfuhr ich des Gönners Anwesenheit, welchem ich gleich mein Kompliment machte. Er war sehr freundschaftlich, fragte mich um meine Lage; ich schilderte ihm selbe, er versprach mit der Mutter zu reden. Bei Tisch sprach ich nichts, wie jetzt täglich; aß auch sehr wenig. Nach Mittag blieb ich bei Theresen. Ging dann zur Jungfer Nanett, wo ich erfuhr, dass die Fürstin wieder die Babett fragte, wann ich denn heiraten würde. Abends führte ich die Mariann (?) und Köstler ins Kärntnertor-Theater. Man gab die „Drei Sultaninnen“. Beide waren begeistert, es gefiel ihnen ausnehmend; Therese war nicht besonders gut bei Stimme. Nina und Agnes begleiteten wir nach Hause. Köstler und ich soupierten zum ersten Male im Haasischen (?) Bierhaus. Band 02 (II.), Seite 49v
825 1799 11 9 Kalt. Bis ½ 10 h arbeiteten wir, dann führte ich Köstler auf dem kleinen Würstl über die neue Brücke in den Prater, dann beim Theresientor herein, um die Glacis über die Mariahilferstraße nach Schönbrunn. Wir sahen die Tiere, die beiden Elefanten, den Tiger König, die Waschbären. Hyänen, Panther, Auerstier, weiße und andere Bären, Wölfe, Füchse und mehr dergleichen. Ich führte ihn zu Ruine und Obelisk; im Zurückgehen besuchte ich die Muhme Hitzinger. Beim Burgtheater stieg ich ab, da sah ich Therese und Nina mit der Xanthippe. Therese zu sehen freute mich so innig; ich begleitete sie auf die Bastei. Die Augen der Alten bewachten uns stets; das ist nicht länger mehr zu dulden ! Nach Tisch erhielt Therese meine Sacktücher, wir plauderten etwas. Dann ging ich ins fürstliche Haus, sprach mit Stessel, endlich ins Kärntnertor-Theater, wohin ich Köstler führte. „Contadina“, 1. Akt und „Clotilde“ wurden gegeben. Köstler sah nie ein Ballett, dies war ihm ein wahres Fest. Nach dem Theater soupierten Köstler, Patsch und ich beim Lothringer und waren um 10 h schon zu Haus. Band 02 (II.), Seite 50r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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